Karl-Theodor zu Guttenberg erinnert sich gut zwölf Jahre später auch mit Erleichterung an seinen Rücktritt als Verteidigungsminister.

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"Es ist schon ein ganz wunderbarer Schritt - auch wenn er am Anfang für viele schwierig von außen erscheinen mag - wieder in ein vergleichsweise normales Leben zurückkehren zu dürfen, wo einfach nicht ständig die Scheinwerfer auf einen gerichtet sind und wo man wieder Kontrolle über sein eigenes Leben, auch über das eigene Ich, zurückgewinnt", sagte Guttenberg im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

"Ich glaube, ich habe in der Zeit in der Reaktion unfassbar viel falsch gemacht. Auf der anderen Seite war ich aber auch schon so plattgeschossen, dass ich teilweise gar nicht mehr in der Lage war, anders zu reagieren." Das sei auch ein Moment der Trance gewesen, beschreibt es der heute 51-Jährige rückblickend. Gleichzeitig sei er sich völlig bewusst darüber gewesen, dass "es mehr als richtig ist, zurückzutreten". Sein Körper habe dann fast ein Dreivierteljahr gebraucht, um wieder auf Normaltemperatur zu kommen. "Wenn Sie über Jahre hinweg vier, fünf Stunden nur schlafen, wenn Sie die ganze Zeit in dieser Adrenalischleife drin sind, dann begehen Sie ja Raubbau an Ihren geistigen Fähigkeiten."

CSU-Mann Guttenberg - er ist nach eigenen Worten auch heute noch "auf dem Papier" Parteimitglied - war am 1. März 2011 nach einem Plagiatsskandal um seine Doktorarbeit als Verteidigungsminister zurückgetreten. Nachdem er sich lange völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte, veröffentlicht er am Montag (9. Oktober) sein Buch "3 Sekunden - Notizen aus der Gegenwart". Er schreibt in dem Buch über Alltagssituationen und Beobachtungen, teils sind die Kolumnen bereits auf Linkedin erschienen. Es sei auch die positive Resonanz der Leser gewesen, die ihn dazu bewogen habe, das Buch zu schreiben - auch, wenn er inzwischen sehr vorsichtig sei mit Dingen, die er nach außen trage.

Völlig unerkannt bleibt Guttenberg aber auch zwölf Jahre nach seinem Rücktritt in der Öffentlichkeit nicht. "Also ich bin immer wieder erstaunt, dass trotz meines unrasierten Wesens und der etwas strubbligeren Haare, als das früher der Fall war, dass man an der einen oder anderen Stelle ja noch erkannt wird." Manchmal werde er aber auch verwechselt. "Sie sind doch der Herr Dobrindt (Anm. CSU-Politiker Alexander Dobrindt)? Nein, der bin ich nicht. Oder der Herr Matthäus (Anm. Ex-Fußballer Lothar Matthäus)? Nein, der bin ich auch nicht." Inzwischen habe er aber - "Gott sei Dank" - auch die Freiheit, ein etwas unbeobachteteres Leben zu führen.  © dpa

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