In der Bundeswehr gibt es nach "Spiegel"-Informationen massive Zweifel an der Umsetzung der Pläne von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) zur dauerhaften Stationierung einer Kampfbrigade in Litauen. Wie das Magazin am Dienstag aus einer internen Mail berichtete, ist die neue Brigade nach Ansicht von Heeresinspekteur Alfons Mais nicht ohne milliardenschwere Investitionen zu stemmen, da ansonsten die Bundeswehr bei ihren Aufgaben hierzulande massiv geschwächt würde.
In dem Schreiben wendet sich Mais dem Bericht zufolge an Generalinspekteur Carsten Breuer und fordert, das Ministerium müsse trotz der gerade erst angelaufenen Planungen für die Brigade dringend über Investitionen für das Projekt nachdenken. Als Grund nennt er die prekäre Lage des Heers.
"Ich komme leider nicht umhin erneut zu betonen, dass die materielle Ausstattung des Heeres gemessen an seinen Aufträgen ab 2025 aktuell mehr als grenzwertig und trotz aller positiver Anstrengungen auch zukünftig unterfinanziert ist", schrieb Mais demnach. "Die Decke ist einfach zu dünn."
Konkret sei das Heer über alle Materialkategorien, "von A wie Artilleriegeschütz bis Z wie Zeltbahn", nur zu 60 Prozent ausgestattet, zitierte das Magazin aus dem Schreiben. "Die Aufstellung eines neuen Großverbandes ohne zusätzliche Investitionen wird diese Quote auf 55 Prozent absinken lassen."
Der Heeresinspekteur spielt demnach auch darauf an, dass die materielle Ausstattung der neuen Brigade für Litauen bisher nicht in den Kostenaufstellungen des Ministeriums für die kommenden Jahre auftauche. Hier bedürfe es aus seiner Sicht "einer klaren Leitungsentscheidung und Ressourcenpriorisierung". Es sei an der Zeit, die Kosten für die Brigade "in Gänze haushaltsseitig abzubilden", forderte Mais dem Bericht zufolge.
Verteidigungsminister
Die Brigade soll sich aus bereits bestehenden Verbänden zusammensetzen. So sollen das Panzerbataillon 203 aus Augustdorf und das Panzergrenadierbataillon122 aus Oberviechtach bis 2027 nach Litauen verlegt werden. Als drittes Kampfgruppenbataillon soll der multinationale Nato-Gefechtsverband in Litauen hinzukommen; er ist dort bereits unter deutscher Führung mit rotierendem Personal im Einsatz.
Wie der "Spiegel" weiter berichtete, wird beim Heer schon länger betont, dass mit den drei Bataillonen das Projekt noch nicht gestemmt sei. Es würden weitere Unterstützungseinheiten wie Panzerpionierkompanien benötigt, für deren Material bisher keine Haushaltsmittel vorgesehen seien. © AFP
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