- Umbruch in Norwegen: Die bislang in der Opposition sitzenden Sozialdemokraten erhalten ersten Zahlen zufolge die meisten Stimmen.
- Doch es bleibt spannend: Vieles hängt vom Abschneiden der kleineren Parteien ab.
In Norwegen zeichnet sich ein Regierungswechsel ab: Bei der Parlamentswahl ist die sozialdemokratische Arbeiterpartei ersten Hochrechnungen zufolge stärkste Kraft geworden. Die Partei um ihren Vorsitzenden Jonas Gahr Støre kam auf etwa 26 Prozent der Stimmen, wie erste, vorläufige Zahlen der Wahlbehörde am Montagabend wenige Minuten nach Schließung der Wahllokale ergaben. Die konservative Partei Høyre der seit acht Jahren regierenden Ministerpräsidentin Erna Solberg sackte demnach auf etwa 20 Prozent ab. Es sieht somit danach aus, dass Støre nächster Regierungschef wird.
Bleibt es dabei, würde das für die beiden Parteien jeweils Verluste im Vergleich zur letzten Parlamentswahl vor vier Jahren bedeuten - jedoch deutlich höhere aufseiten von Høyre. Mehrere kleinere Parteien konnten dagegen zulegen, ebenso die Zentrumspartei des dritten Kandidaten für das Amt des Regierungschefs, Trygve Slagsvold Vedum: Sie lag zunächst bei etwa 14 Prozent, womit sie auf Platz drei und knapp zwei Prozentpunkte vor der rechtspopulistischen Fortschrittspartei lag.
Die Umfragen vor der Wahl hatten seit längerem auf einen Regierungswechsel in dem Nicht-EU-Land hingedeutet. Um eine Mehrheit im 169 Sitze großen norwegischen Parlament Storting bilden zu können, wird der künftige Regierungschef allerdings auf mehrere Koalitionspartner angewiesen sein.
Mitte-links-Bündnis am wahrscheinlichsten
Den hochgerechneten Zahlen zufolge könnte es für eine knappe Mehrheit eines als am wahrscheinlichsten geltenden Mitte-links-Bündnisses reichen, das aus den Sozialdemokraten sowie der Zentrumspartei und der Sozialistischen Linkspartei besteht. Erreicht dieses Dreigestirn dies nicht, dann könnte Støre auch auf die Unterstützung der Grünen (etwa 4 Prozent) und der Roten Partei (etwa 5 Prozent) angewiesen sein.
Aber auch Minderheitsregierungen sind in Skandinavien keine Seltenheit. In Dänemark und Schweden zum Beispiel regieren Støres sozialdemokratische Parteikollegen Mette Frederiksen und Stefan Löfven ebenfalls ohne klare eigene Mehrheit. Auch Solberg führt Norwegen seit Anfang 2020 mit einer Minderheitsregierung, nachdem die Rechtspopulisten aus der Koalition ausgetreten waren.
Knapp 3,9 Millionen Norwegerinnen und Norweger waren bei der Wahl zur Stimmabgabe aufgerufen gewesen. Knapp 1,65 Millionen Wählerinnen und Wähler hatten bereits vorzeitig abgestimmt - das entsprach mehr als 42 Prozent aller Wahlberechtigten. Auf diesen Stimmen und einem mathematischen Modell basierten auch die ersten Hochrechnungen. Mit einem vorläufigen Wahlergebnis wird am Dienstag gerechnet. (ash/dpa)
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