Laut einem Bericht des "Spiegel" sehen deutsche Sicherheitsbehörden Spuren nach Russland bei einer Sabotageserie an Autos, bei der Bauschaum in Auspuffrohre geschmiert wurde. Ziel der Aktion war offenbar, Hass auf die Grünen und ihren Kanzlerkandidaten Robert Habeck zu schüren.
Die Polizei geht dem konkreten Verdacht nach, dass eine Serie von Sabotageakten gegen Autos in mehreren Bundesländern von Moskau aus gesteuert wurde. Nach ersten Ermittlungen sei davon auszugehen, dass die Saboteure für ihre Taten Geld von einem russischen Auftraggeber erhalten hätten, hieß es aus Sicherheitskreisen. Zuerst hatte der "Spiegel" über die Ermittlungsergebnisse berichtet. Demnach geht es um mehr als 270 Fahrzeuge in Berlin, Baden-Württemberg, Bayern und Brandenburg.
Dem "Spiegel"-Bericht zufolge war einer Polizeistreife im brandenburgischen Schönefeld im Dezember 2024 ein Transporter mit drei jungen Männern aufgefallen, die mehrere Kartuschen mit Bauschaum bei sich hatten, wie er etwa zum Abdichten von Fenster- und Türrahmen verwendet wird. Kurz nach der Kontrolle seien Anzeigen von Autobesitzern eingegangen. Bei insgesamt 43 Fahrzeugen sei jeweils das Auspuffrohr mit Bauschaum verstopft worden. Am Tatort lagen Papierschnipsel mit Slogans, die auf die Grünen hinweisen sollten - womöglich ein Versuch, die Tat als Aktion radikaler Klimaaktivisten darzustellen.
Staatsanwaltschaft kennt vier Tatverdächtige
Die Staatsanwaltschaft in Ulm hat nach eigenen Angaben inzwischen vier Tatverdächtige im Visier. Es handele sich um insgesamt 123 Sachbeschädigungen, sagte ein Sprecher. Die vier Männer seien 17, 18, 20 und 29 Jahre alt. Ihren Ausweispapieren zufolge handelt es sich um einen Deutschen, einen Serben, einen Rumänen und einen Staatsbürger Bosnien-Herzegowinas. Die Ermittler in Baden-Württemberg gingen im Dezember zunächst von drei Tatverdächtigen aus. Bei den aus dem Raum Ulm stammenden Personen wurden Bauschaum und weitere Beweismittel beschlagnahmt, wie die Ermittler berichteten.
Bei Wohnungsdurchsuchungen in Ulm, dem Alb-Donau-Kreis sowie im Landkreis Günzburg im Beisein der mutmaßlichen Verdächtigen wurden den Angaben zufolge mehrere Dosen Bauschaum sowie weitere Beweismittel beschlagnahmt. Die jungen Männer machten bei der Vernehmung nur wenige Angaben, wie die Polizei damals weiter mitteilte. Das Trio kam nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wieder auf freien Fuß. Dem Bundesinnenministerium lägen bisher keine konkreten Hinweise auf russische Auftraggeber vor, die Ermittlungen dazu dauerten noch an, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Nach "Spiegel"-Informationen sollen die Verdächtigen per Chat angeworben worden sein.
Habeck warnt vor Russlands Einflussnahme in den Wahlkampf
Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck warnte, dass Russland versuche, seinen Einfluss gegen seine Partei bei der Bundestagswahl geltend zu machen. "Das Letzte, was Putin will, ist, dass wir bei der nächsten Bundestagswahl erfolgreich sind oder Teil der Regierung werden oder sie sogar anführen. Trotzdem ist das ein erneutes Warnsignal an alle, dass wir das ernst nehmen müssen, was hier getrieben wird und wir vorsichtig mit der Beurteilung sein müssen", sagte Habeck RTL/ntv.
Der Verfassungsschutz sieht bereits seit Monaten eine Tendenz, russischer Akteure Täter – teils aus dem kleinkriminellen Milieu – anzuwerben, die für Geld Spionage- und Sabotageaktionen durchführen. Ein Grund für diese Entwicklung ist nach Einschätzung deutscher Sicherheitsbehörden, dass der Einsatz professioneller Spione für Russland durch Sanktionen und eine erhöhte Wachsamkeit westlicher Nachrichtendienste erschwert ist.
Beispiele für solche Aktionen, bei denen im Auftrag Russlands ein gesellschaftlicher Konflikt zusätzlich befeuert werden sollte, waren nach Einschätzung westlicher Nachrichtendienste auch das Anbringen von Davidsternen auf Häuserwänden in Paris sowie eine Farbattacke auf eine Holocaust-Gedenkstätte in der französischen Hauptstadt. (dpa/bearbeitet von fra)
![JTI zertifiziert](https://s.uicdn.com/uimag/7.5711.0/assets/_sn_/module_assets/article/jti-z-light.png)
![JTI zertifiziert](https://s.uicdn.com/uimag/7.5711.0/assets/_sn_/module_assets/article/jti-z-dark.png)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.