Nachdem die Schulen wegen der Corona-Pandemie wochenlang geschlossen waren, sollen sie nach den Sommerferien wieder den Normalbetrieb aufnehmen. Doch Karl Lauterbach sieht die Pläne von Bildungsministerin Anja Karliczek kritisch. Denn nach Ansicht des Gesundheitsexperten agiert die Ministerin konzeptlos.
Der SPD-Gesundheitsexperte
Wie er der "Welt" vom Mittwoch erklärte, sei es zu wenig, wenn Karliczek sage, bei einem Anstieg der Infektionen im Herbst werde man Lösungen von Schule zu Schule finden.
Coronavirus: Lauterbach fordert Vorbereitung auf zweite Welle
"Ich hätte mir gewünscht, dass man im Sommer ein nationales Konzept entwickelt", sagte Lauterbach. Dieses könnte nach Ansicht des SPD-Politikers zum Beispiel vorsehen, dass die Klassen ausgedünnt werden, der Unterricht über den ganzen Tag gestreckt werde und es einen qualitativ hochwertigen Onlineunterricht gebe.
"Wenn wir im Herbst täglich mit ein paar hundert Neuinfektionen über die Runden kommen – also so wie jetzt –, brauchen wir das nicht", sagte Lauterbach.
Eine zweite Welle in Ländern wie Israel zeige ihm jedoch, "dass es wichtig ist, sich auch auf ein anderes Szenario vorzubereiten".
Der Städte- und Gemeindebund rechnet für das neue Schuljahr noch nicht mit einem Unterricht im Normalbetrieb. "Es wird nach den Sommerferien keinen Schulbetrieb wie vor der Corona-Pandemie geben können", sagte der Hauptgeschäftsführer des Kommunalverbandes, Gerd Landsberg, der "Passauer Neuen Presse" (Mittwoch).
Besondere Hygienemaßnahmen seien weiter erforderlich. "Dazu gehören kleinere Lerngruppen, gute Durchlüftung der Räume, mehr Raumkapazität und möglicherweise auch zusätzliches Personal", sagte Landsberg.
Schutz- und Hygienekonzept für Schulen geplant
Wochenlang waren in ganz Deutschland Schulen und Kitas wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Seit Ende April wurde der Schulbetrieb stufenweise wieder aufgenommen. In den vergangenen Wochen konnten die Schüler zumindest zeitweise wieder in die Schulen zurückkehren. Nach den Sommerferien streben die Bundesländer eine Rückkehr zum Regelbetrieb an.
Die Kultusminister der Länder wollen noch vor dem Ende der Sommerferien ein Schutz- und Hygienekonzept für die Schulen vorlegen. Nach bisherigem Stand sollen dann alle Schüler wieder wie gewohnt in die Schule gehen. Insofern es das Infektionsgeschehen zulasse, soll dabei auch auf Abstandsregel verzichtet werden.
Als erstes Bundesland startet Mecklenburg-Vorpommern Anfang August ins neue Schuljahr. Kurz darauf folgen Hamburg, Berlin, Brandenburg und Schleswig-Holstein.(afp/dpa/thp)
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