Eine US-amerikanische Aktivistin wird bei einem Protest gegen einen Siedlungs-Außenposten im Westjordanland getötet. Die US-Regierung zeigt sich erschüttert - und hat Fragen an Israel.

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Das Weiße Haus hat nach dem Tod einer US-amerikanischen Aktivistin im Westjordanland von Israel eine Untersuchung des Falls gefordert. "Wir haben uns an die israelische Regierung gewandt, um mehr Informationen und eine Untersuchung des Vorfalls zu ersuchen", sagte die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Karine Jean-Pierre. Man sei "zutiefst erschüttert über den tragischen Tod".

US-Außenminister Antony Blinken sagte: "Lassen Sie uns zunächst einmal herausfinden, was genau passiert ist, und wir werden daraus die notwendigen Schlüsse und Konsequenzen ziehen."

Durch Schüsse israelischer Soldaten getötet

Nach palästinensischen Angaben ist die Amerikanerin türkischer Herkunft bei einem Protest gegen einen Siedlungsaußenposten durch Schüsse israelischer Soldaten getötet worden. Sie sei zunächst mit lebensgefährlichen Kopfverletzungen in eine Klinik gebracht worden, teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah mit. Sie sei später für tot erklärt worden.

Israels Armee teilte mit, den Bericht zu prüfen. Es habe in der Gegend eine "gewalttätige Aktivität" gegeben. Israelische Einsatzkräfte hätten auf die Person, die diese hauptsächlich angestiftet habe, gefeuert. Die Person habe Steine geworfen und die israelischen Sicherheitskräfte bedroht, hieß es in einer Mitteilung des Militärs weiter. Ob es sich dabei um die Amerikanerin handelte, war zunächst unklar.

Wöchentlicher Protest gegen illegale Siedlungen

Laut einem Bericht der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa hatte die Aktivistin in dem Ort Beita südlich von Nablus an einem wöchentlichen Protest gegen die Ausweitung einer Siedlung teilgenommen. Berichten zufolge geht es um den Außenposten Eviatar. Außenposten sind improvisierte Siedlungen, die etwa aus Wohnwagen bestehen. Auch nach israelischem Gesetz sind sie illegal, werden aber gelegentlich rückwirkend legalisiert.

Israelische Einsatzkräfte hätten scharfe Munition, Blendgranaten und Tränengas eingesetzt, um die Demonstration aufzulösen, hieß es in dem Wafa-Bericht.

Die Angaben ließen sich zunächst allesamt nicht unabhängig überprüfen.

Die Lage im Westjordanland hat sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 deutlich verschärft. Seitdem wurden bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Westjordanland mehr als 660 Palästinenser getötet. Zugleich hat auch die Gewalt extremistischer israelischer Siedler im besetzten Westjordanland zugenommen. (dpa/bearbeitet von cgo)

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