Die nigerianische Armee hat bei einem Drohnenangriff versehentlich mehr als 80 Zivilisten getötet. 85 Tote seien nach dem Angriff in einem Dorf im nordwestlichen Bundesstaat Kaduna am Sonntag bereits bestattet worden, teilte die Katastrophenschutzbehörde mit. Die Suche nach weiteren Opfern dauere an. Präsident Bola Ahmed Tinubu ordnete eine Untersuchung des tragischen Vorfalls an.
Die Armee hatte am Montag eingeräumt, bei einem Drohnenangriff gegen bewaffnete Milizen am Sonntagabend versehentlich Dorfbewohner getroffen zu haben, die im Dorf Tudun Biri in Kaduna ein muslimisches Fest gefeiert hatten. Die Armee machte zunächst keine Angaben zur Zahl der Todesopfer. Dorfbewohner sprachen ebenfalls von 85 Toten, darunter viele Frauen, Kinder und Alte.
Am Dienstag bestätigte die Katastrophenschutzbehörde dann, die lokalen Behörden hätten 85 Tote gemeldet. 66 Verletzte würden in Krankenhäusern behandelt. Die Dorfältesten stimmten zunächt nicht zu, Beamte der Behörde in das Dorf zu lassen.
"Meine Tante, meine Schwägerin, ihre sechs Kinder und die Frauen meiner vier Brüder sind unter den Toten", berichtete der Dorfbewohner Idris Dahiru. "Die Familie meines älteren Bruders ist tot, bis auf sein kleines Kind, das überlebt hat."
Präsident Tinubu brachte seine "Empörung und Trauer" über den "tragischen" Tod der Zivilisten zum Ausdruck. In einer Erklärung, die vom Präsidialamt verbreitet wurde, sprach er von einem "bedauerlichen, beunruhigenden und schmerzhaften" Vorfall.
Nigerias Streitkräfte gehen im Nordwesten und Nordosten des Landes mit Luftangriffen gegen sogenannte Banditen-Milizen und gegen Dschihadisten vor. Die kriminellen Banden sind vor allem im Nordwesten Nigerias aktiv, ihre Stützpunkte befinden sich tief in den Wäldern. Sie überfallen und plündern Dörfer und entführen Bewohner, um Lösegeld zu erpressen.
Im Nordosten Nigerias hatten zudem Dschihadisten große Gebiete unter ihre Kontrolle gebracht, wurden zuletzt aber zurückgedrängt. Mehr als 40.000 Menschen sind seit 2009 bei den Kämpfen getötet worden, zwei Millionen Menschen wurden vertrieben.
Nigerias Armee hat bei Luftangriffen schon mehrfach versehentlich Zivilisten getroffen. Im September 2021 wurden bei einem Angriff in Kwatar Daban Masara am Tschadsee im Nordosten des Landes mindestens 20 Fischer getötet. Die Armee hatte sie mit Kämpfern verwechselt. Im Januar 2017 wurden mindestens 112 Menschen getötet, als ein Luftangriff ein Flüchtlingslager in der Stadt Rann nahe der Grenze zu Kamerun traf. In dem Lager lebten 40.000 Vertriebene, die vor den Dschihadisten geflohen waren. © AFP
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