Wagenknecht
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"Auch wenn es sich vielleicht anders anfühlt: Vielleicht sind wir 2024 gar nicht gescheitert, vielleicht fangen wir einfach noch mal ganz neu an", eröffnet Moderator Markus Lanz nach einer knappen Erst-Zusammenfassung wichtiger Ereignisse seine ZDF-Sendung "Das Jahr 2024", in der unter anderem Sahra Wagenknecht und Markus Söder zu Wort kommen werden.
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Zunächst aber begrüßt Lanz Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck (r.) und fragt ihn, ob er jemals wieder mit Christian Lindner am Kabinettstisch Platz nehmen würde. "Man soll nie nie sagen", antwortet Habeck zögerlich. Immerhin könne man sich "verändern und lernen". Etwa, "dass man nicht in einer Regierung gegen die Regierung ist".
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Man könne "gehen, wenn man es nicht mehr aushält, aber man kann nicht von innen den Laden sabotieren". Das habe die FDP getan: "Gelebte Regierungsunfähigkeit!" Warum er für Markus Söder ein "richtiges Feindbild" (Lanz) geworden sei, weiß Habeck nicht: "Wir hatten eigentlich ein okayes Verhältnis."
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Nach einem Exkurs über Privatleben und Politik geht es um die Wiederwahl von Donald Trump. Erweitert wird die Talkrunde um den meist gebuchten Talkshow-Gast 2024, ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen, der die Legende von Trumps Erdrutschsieg geraderückt: "Er hat insgesamt landesweit nur 1,47 Prozent mehr Stimmen bekommen als Kamala Harris."
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Das US-Wahlsystem und Trumps Erfolg in den Swing States lassen den Sieg klar erscheinen. Was aber bedeutet Trump für Europa? Es könne etwa zu einem Zoll-Wettlauf und einer höheren Inflation kommen, so Habeck. Er setzt auf die europäische Allianz: Denn ohne Europa können die USA "weder sicherheitspolitisch noch als Wirtschaftsmacht bestehen".
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Und in Sachen Ukraine-Krieg? Was hat Trump Wladimir Putin anzubieten, überlegt Theveßen - eventuell das Aufheben von Sanktionen? Das würde Europa unter Druck setzen. Wichtig sei hier, dass man mit den USA Wege finde, "wo die Interessen gleich sind". Der Experte erwähnt etwa den rasant steigenden Anteil Chinas an der weltweiten Industrieproduktion.
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Nach Habecks Versicherung, dass es parteiübergreifend eine Einigkeit gebe, die Ukraine weiter unterstützen zu wollen, geht es um ein leichteres Thema: Fußball. An den Meistertitel von Bayer Leverkusen sowie die EM im eigenen Land denkt Markus Lanz via Videoschalte mit den Spielern Robert Andrich (l.), Jonathan Tah (r.) und Niclas Füllkrug zurück.
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Schöne Erinnerungen, abgesehen von der nicht bestraften Handspiel-Szene des Spaniers Marc Cucurella. Doch zurück zur Politik: Neben den Wahlerfolgen der AfD bei der Europawahl sowie in Ostdeutschland ist auch der Aufstieg des Bündnis Sahra Wagenknecht bemerkenswert, deren Gründerin Lanz nun begrüßt.
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Bald kommt man erneut auf das Thema Ukraine zu sprechen. Ob sie auf Einladung von Wolodymyr Selenskyj dorthin fahren würde, fragt Lanz. Grundsätzlich natürlich, bestätigt Wagenknecht. Sie halte es "nur für fahrlässig", wenn Politiker das Land besuchen, um deutschen Wahlkampf zu machen - wie es Olaf Scholz und Friedrich Merz getan hätten.
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Auch die Bundestagsrede von Selenskyj kritisiert sie. Es habe keine Chance für eine Debatte gegeben, sondern sei nur um "Standing Ovations" für den ukrainischen Präsidenten gegangen, "der kurz vorher die Nuklearstreitkräfte Russlands angegriffen" habe: "Sehr, sehr fahrlässig" sei das gewesen. "Das Land, das ihn überfallen hat", wirft Lanz ein.
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Sie verurteile natürlich diesen Krieg, betont Wagenknecht. "Ich halte Politiker, die Kriege beginnen - und das gilt auch für Wladimir Putin - für Verbrecher. Und dieser Krieg ist verbrecherisch." Es sei aber auch ein Verbrechen, nicht alles Mögliche dafür zu tun, um diesen Krieg zu beenden. Kriegsreporterin Katrin Eigendorf (r.) stößt zur Runde.
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Eindringlich erzählt diese, dass es sich bei dem Krieg um einen gegen die Zivilbevölkerung handele, den man mit Bildern gar nicht ausreichend dokumentieren könne: "Das Grauen hat auch Gerüche, das Grauen hat auch eine Atmosphäre - das, was wir in der Ukraine erleben, ist ein Völkermord." Eine Welt mit Wladimir Putin sei "keine friedliche Welt".
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Russland müsse militärisch "in die Enge getrieben werden". Syrien sei auch ein Indikator dafür, dass es erste Erfolge gebe. Wagenknecht glaubt nicht daran: Seit zweieinhalb Jahren werde behauptet, die Ukraine könne siegen - dadurch würde das Grauen weitergehen. Eine zermürbte Atommacht würde sich nicht einfach zurückziehen.
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Das Narrativ von der drohenden Atombombe solle lediglich Angst machen, glaubt Eigendorf. Wagenknechts Aussage, im Falle von Zugeständnissen an Russland würden weniger Menschen aus der Ukraine fliehen, widerspricht sie entschieden: Unter einem russischen Terrorregime würde niemand leben wollen. Daraufhin leitet Lanz zum Thema Syrien über.
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Mit der Tourismus-Angestellten Najd Boshi und dem Gemeinde-Bürgermeister Ryyan Alshebl, beide aus Syrien geflüchtet, spricht er über den Sturz von Baschar al-Assad, der beide erfreue. Ebenso die Debatte zur Rückkehr Geflüchteter, so Alshebl. Viele wollten diese gar nicht gehen lassen und merken, dass sie auch "ein Gewinn für das Land" sein könnten.
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Nach schwierigen Themen gibt es etwas Erheiterndes: die viral gegangene Geschichte von Leon Ewerdwalbesloh (M.), dem im Sommer US-Showmaster Jimmy Fallon in die Arme lief, der sich am Tegernsee verirrt hatte. Mit seiner Mutter brachte er Fallon zu seinem Hotel zurück - zum Dank lud der die Familie zu seiner Show nach New York ein.
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Und noch ein schönes Thema: die Olympischen Spiele in Paris. Im Studio blicken die Triathletin Laura Lindemann, ihr Kollege Lasse Lührs und die Paralympics-Schwimmerin Elena Semechin (r.) auf ihre Goldmedaillen zurück. "Einfach nur phänomenal" sei es gewesen, erinnert Semechin sich an ihren Weltrekord.
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Launig geht's weiter mit dem satirischen Jahresrückblick der Sendung "Frontal" sowie mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (B.), der beantwortet, was er gegen Robert Habeck hat: Er halte ihn schlicht für "nicht kompetent" als Wirtschaftsminister. Zudem betont Söder die wirtschaftliche Stärke seines Bundeslandes.
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Natürlich habe Friedrich Merz seine Unterstützung als Kanzlerkandidat, versichert er. Was dieser besser könne als er, will Lanz wissen. "Tanzen", antwortet Söder, lobt dann aber auch die Erfahrung des Kollegen. Die Union habe "den Wunsch und Willen, es besser zu machen". Und, ob er schon erwähnt habe: "Mit den Grünen - eigentlich nicht."
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Klar, dass sich Lanz auf das Wörtchen "eigentlich" stürzt und nachhakt, bis Söder deutlicher wird: "Schwarz-grün: no!", betont er im Laufe des Talks dreimal. Ein wenig geht's dann noch um Trump, Söders Vorliebe für Fast Food und seinen Kniefall à la Willy Brandt, dann endet die Show mit einem vierten: "Schwarz-grün: no!" Das wäre jedenfalls geklärt.