Tausende protestieren in den USA gegen Brett Kavanaughs Wechsel an den US Supreme Court. Mehr als 300 Menschen werden bei den Demos festgenommen, darunter Schauspielerin Amy Schumer und Model Emily Ratajkowski. Unterdessen wirbt Kavanaugh vor der finalen Abstimmung um letzte Senatorenstimmen.

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In Washington formiert sich Protest gegen Donald Trumps Richterkandidat für den Supreme Court, Brett Kavanaugh. Bei Demonstrationen gegen seine Berufung an das Oberste US-Gericht sind in der Hauptstadt auch die Schauspielerin Amy Schumer und das Model Emily Ratajkowski festgenommen worden.

Das zeigten unter anderem Aufnahmen des Senders NBC vom Donnerstag. Insgesamt nahm die Polizei demnach 302 Menschen fest. Ihnen wird vorgeworfen, innerhalb eines Senats-Bürogebäudes illegal demonstriert zu haben.

Schumer und Ratajkowski abgeführt

In sozialen Netzen wurden Videos veröffentlicht, in denen ein Polizist Schumer fragte, ob sie festgenommen werden wolle. Sie antwortete: "Ja". Auf Fotos, die ihre Festnahme zeigen, reckt sie kämpferisch die Faust in die Luft.

Ratajkowski schrieb auf Twitter, sie sei festgenommen worden.

Senat erhielt FBI-Bericht über Kavanaugh

Unterdessen hat das FBI dem US-Senat seinen Untersuchungsbericht über Kavanaugh zukommen lassen. Der Inhalt soll geheim bleiben.

Die Meinungen zu dem Report gehen auseinander: Der Vorsitzende des zuständigen Justizausschusses im Senat, Chuck Grassley, erklärte: "Da steckt nichts drin, was wir nicht schon wussten." Die Ermittler hätten bei ihrer Untersuchung keine Hinweise auf ein Fehlverhalten Kavanaughs gefunden.

Die Demokraten widersprachen dem. Sie kritisierten die Untersuchung außerdem als unzulänglich und forderten, den Bericht öffentlich zu machen.

Trump beklagte am Donnerstag in mehreren Tweets, sein Kandidat werde unfair behandelt. Das FBI habe Kavanaugh nun zum siebten Mal durchleuchtet, schrieb der US-Präsident.

Selbst wenn die Ermittler das 100 Mal täten, würde es den Demokraten nicht reichen, da es ihnen nur um Blockade gehe, kritisierte er. Das Weiße Haus erklärte in einer Mitteilung mit Blick auf den geheimen FBI-Bericht, man sei absolut sicher, dass der Senat Kavanaugh bestätigen werde.

Kavanaugh bezeichnet sich als unabhängig

Vor der finalen Abstimmung über seine Berufung an den Supreme Court warb Kavanaugh für sich. "Ich bin ein unabhängiger, unparteiischer Richter", überschrieb er seinen Gastbeitrag im "Wall Street Journal".

Er räumte ein, bei der Anhörung im Justizausschuss des Senats vor wenigen Tagen zu den Missbrauchsvorwürfen "zu emotional" gewesen zu sein.

Seine Aussagen hätten seinen überwältigenden Frust gespiegelt, weil er fälschlich angeklagt worden sei, für ein schreckliches Verhalten, das vollständig im Gegensatz zu seinem Charakter sei, schrieb er. "Mein Statement und meine Antworten haben auch meine tiefe Qual über die Ungerechtigkeit widergespiegelt, wie mit den Vorwürfen umgegangen wurde."

Er werde weiter hart arbeiten, ausgewogen, vorurteilslos und der Verfassung und dem Gemeinwohl verpflichtet. "Ich verehre die Verfassung. Ich glaube, dass eine unabhängige und neutrale Justiz wesentlich ist für unsere rechtsstaatliche Republik", schrieb er.

Finale Abstimmung voraussichtlich am Samstag

An diesem Wochenende steht im Senat voraussichtlich die finale Abstimmung über Kavanaugh an.

Am Freitag muss der Senat zunächst über einen Antrag der Republikaner abstimmen, die Senatsdebatte zu der Personalie zeitlich zu begrenzen. Sollte dieser eine Mehrheit bekommen, könnte am Samstag die finale Abstimmung im Senat zur Berufung Kavanaughs folgen.

Der Ausgang ist offen. Sollten die oppositionellen Demokraten geschlossen gegen Kavanaugh stimmen - was als wahrscheinlich gilt - würden zwei Nein-Stimmen der Republikaner reichen, um seine Ernennung zu verhindern. Das Votum dürfte in jedem Fall sehr knapp ausfallen.

Mehrere Frauen werfen Kavanaugh sexuelle Übergriffe während dessen Schul- und Studienzeit vor. Im Zentrum steht der Vorwurf der Psychologie-Professorin Christine Blasey Ford. Sie sagte vor dem US-Justizausschuss aus, Kavanaugh habe bei einer Schülerparty in den 80er Jahren versucht, sie zu vergewaltigen. Der Richter bestreitet die Anschuldigungen vehement. (ank/dpa)

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