Nach den Anschlägen in Sri Lanka sind weiter viele Fragen zu Motiven und möglichen Hintermännern offen. Experten aus dem In- und Ausland sollen für Aufklärung sorgen. Und der Präsident räumt Sicherheitskräften durch Ausrufung des Notstandes mehr Befugnisse ein.

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In Sri Lanka sind nach den verheerenden Selbstmordanschlägen auf Kirchen und Luxushotels in der Nacht zum Dienstag Notstandsbestimmungen in Kraft getreten. Staatspräsident Maithripala Sirisena verhängte sie, um die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu bewahren sowie die Versorgung mit Waren und Dienstleistungen für die Bürger sicherzustellen, hieß es in einer Erklärung des Präsidenten.

Sri Lanka: Behörden erhalten weitere Befugnisse

Mit den Regelungen erhalten Sicherheitsbehörden erweiterte Befugnisse, etwa für Durchsuchungen und zur Festnahme. Sirisena berief zudem ein dreiköpfiges Untersuchungsteam ein, auch Interpol will Experten entsenden. Unterdessen sorgen sich deutsche Politiker um die Lage der Christen in aller Welt.

Durch die Explosionen an acht Orten am Ostersonntag starben mindestens 290 Menschen, es gab mehr als 500 Verletzte. Unter den mehr als 30 getöteten Ausländern ist auch ein Deutsch-Amerikaner, wie das Auswärtige Amt mitteilte. Weitere deutsche Opfer gebe es nach derzeitigen Erkenntnissen nicht, sagte eine Sprecherin am Montag weiter. 14 Ausländer werden nach Angaben des Außenministeriums Sri Lankas noch vermisst.

Die Anschläge gingen nach Einschätzung der Regierung auf das Konto einer einheimischen radikal-islamischen Gruppe. Die Regierung ist jedoch überzeugt, dass die verdächtigte Gruppe National Thowheeth Jamaath die Attacken nur mit Unterstützung eines internationalen Netzwerks verübt haben kann, wie ein Sprecher sagte.

Erster Bericht in zwei Wochen erwartet

Das von Sirisena einberufene dreiköpfige Team soll die Anschlagsserie untersuchen und in zwei Wochen einen ersten Bericht vorlegen. Die internationale Polizeiorganisation Interpol kündigte die Entsendung von Spezialisten mit Expertise in den Bereichen Tatortuntersuchung, Sprengstoff, Terrorismusbekämpfung und Opferidentifizierung an. Einem Bericht der "Washington Post" zufolge entsandte auch die US-Bundespolizei FBI Ermittler nach Sri Lanka und bot offiziell Unterstützung an, etwa bei Laboruntersuchung von Sprengstoffresten. Die Zeitung beruft sich auf Ermittlerkreise.

Nach den Worten von Kabinettssprecher Rajitha Senaratne gab es vor den Attacken Hinweise auf Anschlagspläne. Ausländische Geheimdienste hätten bereits am 4. April über mögliche Selbstmordanschläge auf Kirchen und Touristenziele in Sri Lanka informiert. "Wir tragen die Verantwortung, es tut uns sehr leid", sagte Senaratne im Namen der Regierung. "Wir glauben nicht, dass diese Angriffe von einer Gruppe von Menschen verübt wurden, die auf dieses Land begrenzt waren", sagte er. "Es gab ein internationales Netzwerk, ohne das diese Angriffe nicht gelungen wären." Nach Polizeiangaben wurden 24 Verdächtige festgenommen und verhört.

Meiste Opfer hatte es in Kirchen gegeben

Die meisten Opfer hatte es bei den Anschlägen in den Kirchen gegeben, als gerade Ostergottesdienste stattfanden. In dem Inselstaat sind etwa sieben Prozent der 20 Millionen Einwohner Christen. Politiker von CDU, FDP und Grünen beklagen vor dem Hintergrund der Anschläge die gewachsene Bedrohung christlicher Minderheiten in vielen Staaten.

"Der Terror in Sri Lanka reiht sich ein in verschiedene Anschläge gegen Christen weltweit", sagte der Beauftragte der Bundesregierung für Religionsfreiheit, Markus Grübel (CDU), der "Welt" (Dienstag). Der frühere Unionsfraktionschef Volker Kauder sagte der "Bild" (Dienstag): "Ich sehe mit großer Besorgnis die wachsende Christenverfolgung im gesamten asiatischen Raum. Nationalistische Bewegungen von Buddhisten, Hindus und Muslimen werden hier immer militanter."  © dpa

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