Die im Bundestag gehaltenen Reden sind verständlicher als erwartet – bei vielen Abgeordneten gibt es aber durchaus Verbesserungsmöglichkeiten. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Dienstag vorgestellte Analyse der Universität Hohenheim. Formale Verständnishürden seien nicht da, sagte der Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider. "Die Verpackung ist so, dass der Zugang zu den Inhalten nicht verwehrt wird." Dies sei ein positives Ergebnis. Beim unteren Drittel der Abgeordneten sei aber durchaus noch "Luft nach oben".

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Untersucht wurden 96 Reden der Bundestagshaushaltswoche im September vergangenen Jahres. Die formale Verständlichkeit wurde anhand von Kriterien wie Wort- und Satzlängen sowie Satzkonstruktionen untersucht. Auch Fremdwörter, Fachbegriffe und Anglizismen erschweren die Verständlichkeit. Zudem wurden seit langem bestehende Lesbarkeitsformeln einbezogen. Der daraus entwickelte "Hohenheimer Verständlichkeitsindex" reicht von 0 Punkte (schwer verständlich) bis 20 Punkte (leicht verständlich).

Die nach diesen Kriterien verständlichste Rede der Haushaltswoche hielt Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP), die auf einen Wert von 19,2 kam. Mit einem Wert von 8,2 schnitt Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) am schlechtesten ab. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kam auf einen Wert 14,3 und damit Platz 57, Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) auf 13,0, was Platz 71 entspricht.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas begrüßte die Untersuchung, die auf Anregung der Deutschlandfunk-Nachrichten zustande kam. "Das Ergebnis fordert uns heraus, komplexe Themen noch verständlicher auf den Punkt zu bringen - ohne polemisch oder unsachlich zu werden", sagte die SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur.   © dpa

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