Die in Afghanistan herrschenden radikalislamischen Taliban wollen die Befugnisse ihrer Sittenpolizei ausweiten.

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"Die Situation erfordert eine stärkere Rolle" der Sittenpolizei, hieß es am Dienstag in einer Erklärung der Taliban-Regierung in Kabul. Sie reagierte damit auf einen Bericht der UN-Unterstützungsmission für Afghanistan (Unama), in welchem der Sittenpolizei vorgeworfen wird, in Afghanistan ein "Klima der Angst" zu schaffen.

Der Bericht dokumentiert die Arbeit des sogenannten Ministeriums für die Förderung der Tugend und der Vorbeugung gegen die Sünde seit der Rückkehr der Taliban an die Macht vor drei Jahren. Die UN-Experten kommen zu dem Schluss, dass diese Sittenpolizei "negative Auswirkungen auf die Wahrnehmung der Menschenrechte und Grundfreiheiten (...) mit diskriminierenden und unverhältnismäßigen Auswirkungen auf Frauen" hat.

Nach der Rückeroberung der Macht im August 2021 haben die radikalislamischen Taliban eine strenge Auslegung des islamischen Rechts wieder eingeführt und Frauen weitgehend aus dem öffentlichen Leben in Afghanistan verbannt. Die Sittenpolizei ist befugt, Bürger zurechtzuweisen, festzunehmen und zu bestrafen. Dies gilt insbesondere für Verstöße gegen die Ausgrenzung von Frauen, das Musikverbot und andere als unislamisch geltende Tätigkeiten.

Dem UN-Bericht zufolge ist es Frauen verboten, ohne männliche Begleitung zu reisen. Zudem ist ihnen eine strikte Kleiderordnung auferlegt und der Zutritt zu öffentlichen Parks verboten worden.

Auch seien von Frauen geführte Geschäfte geschlossen und Regeln zur Einschränkung der "Vermischung von Männern und Frauen im Alltag" eingeführt worden, hieß es weiter. Friseure seien zudem angewiesen worden, Männern "westliche" Haarschnitte zu verweigern.

Dem Bericht zufolge herrscht ein "Klima der Angst und Einschüchterung", weil sich das Ministerium in das Privatleben der Afghanen vordringt. Dieses Klima werde zudem geschürt durch die Unklarheit über die rechtlichen Befugnisse des Ministeriums und die "Unverhältnismäßigkeit der Bestrafungen".

Die Taliban erklärten dazu, das Tugend-Ministerium sei "bestrebt, in allen Lebensbereichen der Menschen Nutzen zu fördern und Schaden abzuwenden". Es stütze sich "auf die Scharia und das islamische Recht". Seine Bedeutung wachse "entsprechend den Erfordernissen".   © AFP

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