- Zehntausende Menschen protestierten zuletzt für bessere Arbeitsbedingungen in Kitas und Sozialarbeit.
- Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände verhandeln diese Woche.
- Sollten sie kein Ergebnis erzielen, will Verdi die Streiks ausweiten.
Im Tarifkonflikt um Kita-Erziehungskräfte und die Sozialarbeit sind Arbeitgeber und Gewerkschaften in die voraussichtlich entscheidende Verhandlungsrunde gestartet. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) und der Beamtenbund dbb verlangten ein Einlenken von der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) nach zwei ergebnislosen Verhandlungsrunden im Februar und März. Verdi-Chef Frank Werneke sagte unmittelbar vor der Fortsetzung der Verhandlungen in Potsdam, in der vergangenen Woche seien 45.000 Streikende auf der Straße gewesen. Nun gehe man mit entsprechend großem Selbstbewusstsein in die Gespräche.
Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen in Kitas und Sozialarbeit
"Der Leidensdruck ist bei ganz vielen Kolleginnen und Kollegen in den Kitas, in der Sozialarbeit, in der Behindertenhilfe groß nach zwei Jahren Pandemie", so Werneke. Das klare Ziel sei es, in dieser Verhandlungsrunde zu einem Ergebnis zu kommen: "Wir haben von unserer Seite aus kein Interesse an einem wochenlangen Streik." Das setze aber voraus, dass sich die kommunalen Arbeitgeber "bewegen". Der dbb-Vorsitzende Ulrich Silberbach sagte: "Unsere Forderungen liegen seit einer Ewigkeit auf dem Tisch, alle Welt weiß um den dramatischen Personalmangel, der sich weiter zuspitzen wird."
Die VKA-Präsidentin Karin Welge erteilte pauschalen Forderungen für die rund 330.000 kommunalen Beschäftigten in Sozial- und Erziehungsberufen eine Absage. Einige bislang formulierte Wünsche seien aus Kostengründen "nicht umsetzbar", sagte Welge der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Das gelte etwa für die Forderung nach einer höheren Eingruppierung von Beschäftigten oder nach zusätzlichen Vor- und Nachbereitungsstunden für Erzieherinnen und Erzieher. Gerade mit Blick auf die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und höhere Energiepreise müssten kommunale Arbeitgeber "verlässliche Strukturen" bieten können, erklärte die VKA-Präsidentin.
Gewerkschaft droht mit Ausweitung von Streiks
"Eine allgemeine Aufwertung in dem Sinne, dass jede Entgeltgruppe mehr bekommt, können wir nicht leisten", sagte Welge, die als Verhandlerin für die Arbeitgeberseite mit am Tisch sitzt. Das hieße ihr zufolge, dass in einzelnen Berufsgruppen bis zu 460 Euro im Monat mehr gezahlt werden müssten. "Das würde dazu führen, dass wir nachher eventuell weniger Leute haben", behauptete sie.
Gesprächsbereit äußerte sich Welge aber mit Blick auf die Stellung von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern. Auch über eine Neudefinition von Tätigkeitsmerkmalen für bestimmte Aufgaben in Kitas denke die Arbeitgeberseite intensiv nach, sagte sie. Insgesamt habe sie die Hoffnung, dass eine Einigung gelingen könne. Verdi hat damit gedroht, "die Streiks massiv ausweiten" zu wollen, sollte die letzte Verhandlungsrunde scheitern. Die Verhandlungsrunde in Potsdam soll bis spätestens Mittwoch zu einem Ergebnis führen. (dpa/okb)
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