- Der Chef der Techniker Krankenkasse Jens Baas geht davon aus, dass die Beiträge für die gesetzliche Krankenkasse im kommenden Jahr deutlich steigen werden.
- Aus Sicht des Leiters von Deutschlands größter gesetzlicher Krankenkasse ist daran zum Teil auch die Politik schuld. Sie müsse jetzt gegensteuern, sonst werde es für die Patienten teuer.
Der Chef der Techniker Krankenkasse (TK), Jens Baas, geht von einer Erhöhung des Beitragssatzes zur gesetzlichen Krankenkasse um rund einen Prozentpunkt aus. "Wenn die Politik nicht gegensteuert, wird der Durchschnittsbeitrag der gesetzlichen Krankenversicherung um einen ganzen Prozentpunkt steigen müssen. Das ist viel", sagte er dem "Spiegel" laut Vorabmeldung vom Samstag. "2023 merkt jeder, dass wir in den vergangenen Jahren zu viel Geld ausgegeben und kein nachhaltiges Gesundheitssystem aufgebaut haben", fügte er hinzu.
Kritik an Milliardeninvestition für Terminservicegesetz
Mitverantwortlich machte Baas dafür die Politik. Das Terminservicegesetz etwa, das sicherstellen soll, dass gesetzlich Versicherte möglichst schnell einen Termin beim Arzt bekommen, sei "ein Reinfall" gewesen, kritisierte er. "Es sollte den Versicherten das Gefühl geben: Guck mal, wir haben was gemacht, damit du schneller einen Termin kriegst. Gleichzeitig befriedet es die Ärzte, weil sie deutlich mehr Geld abrechnen können", sagte der Chef von Deutschlands größter Krankenkasse. Der Effekt sei aber "überschaubar" gewesen, kritisierte er. Die Ausgaben von mehr als vier Milliarden Euro "hätte man sich weitestgehend sparen können".
Viele Krankenkassen in Finanznot
Bei den gesetzlichen Krankenkassen setzt sich der Beitrag aus dem allgemeinen Beitragssatz in Höhe von derzeit 14,6 Prozent des Bruttoeinkommens und einem Zusatzbeitrag zusammen. Diesen kann jede Kasse für sich festlegen. Beide Beitragsteile werden je zur Hälfte von Arbeitgeber und Arbeitnehmer bezahlt.
Derzeit sehen sich aber viele Kassen in Finanznot. Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) hatte den Fehlbetrag für das kommende Jahr Ende März auf 17 Milliarden Euro beziffert. (afp/mcf)
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