Der Chef von Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS), Oliver Burkhard, hofft bis Ende des ersten Halbjahres auf Klarheit über einen möglichen Einstieg des Bundes bei der Kieler Werft. Derzeit prüfe die staatliche KfW Bankengruppe, sagte Burkhard am Dienstagabend in Hamburg. "Ende des ersten Halbjahres sind wir da durch." Dann werde hoffentlich feststehen, "ob die dann auch tatsächlich willens sind einzusteigen". Wenn er sich eine Beteiligung des Bundes wünschen könnte, wären dies 25,1 Prozent.
Das Marine-Unternehmen TKMS will eigenständig werden. Mehrere Varianten sind möglich: Der Einstieg von Fremdkapitalgebern (Private Equity), ein Börsengang oder Teilbörsengang und/oder ein Einstieg des Staates. TKMS beschäftigt in Kiel derzeit rund 3100 Menschen.
In den kommenden zehn Jahren werde sich der für ein deutsches Unternehmen zugängliche Markt, also unter Berücksichtigung etwa des Außenwirtschaftsgesetzes und der Exportkontrollen, mindestens verdoppeln, wenn nicht sogar verdreifachen. Aus Burkhards Sicht müssen deshalb künftig mehrere deutsche Werften bei militärischen Aufträgen zusammenarbeiten. Gut zusammenpassen würden aus seiner Sicht TKMS und die Bremer Lürssen-Gruppe.
Derzeit habe TKMS noch Aufträge im Wert von rund zwölf Milliarden Euro im Orderbuch. Sie stammten noch aus der Zeit vor der von Kanzler Olaf Scholz (SPD) ausgerufenen Zeitenwende. Dass von dem 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen bislang nichts bei TKMS angekommen sei, sei nicht gut, aber in Teilen verständlich, sagte er mit Blick auf den Krieg in der Ukraine. "Die Auseinandersetzung, (...) die zwei Jahre mittlerweile fast andauert, (...) ist eine Auseinandersetzung der Landstreitkräfte".
Burkhard betonte aber auch: "Wenn die Zeitenwende für etwas gut war, weil es ja bis dato nicht in unserem Auftragsbuch angekommen ist, dann sicherlich, dass es zu einer Normalisierung der Verhältnisse, der Gespräche zwischen Industrie und dem Verteidigungsbereich (...) geführt hat." Das sei schon etwas wert. Sorgen um sogenannte Heuschrecken als Finanzinvestoren mache er sich nicht, sagte Burkhard. Thyssenkrupp habe stark ausgeprägte Mitbestimmungsrechte. "Das bedeutet, dass der Käufer (...) quasi vor seinem Einstieg bereits Spielregeln akzeptiert, die seitens der IG Metall und seitens von Thyssenkrupp eingefordert werden." Solche Entscheidungen könnten nicht gegen die Belegschaft getroffen werden, zumindest nicht dauerhaft. "Wer etwas von Thyssenkrupp kauft, der kriegt auch was von Thyssenkrupp, zum Beispiel das Verständnis von Demokratie im Betrieb, zum Beispiel das Thema Mitbestimmung, aber zum Beispiel auch einen Plan."
© dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.