Mehr als viereinhalb Jahre nach dem blutigen Anschlag auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch hat eine Untersuchung der Todesumstände der Opfer begonnen.

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Ziel sei es, mögliche Lehren aus der "Gräueltat" zu ziehen, sagte die stellvertretende Leiterin der Staatsanwaltschaft von Christchurch, Brigitte Windley, am Dienstag zu Beginn der emotionsgeladenen Anhörung. An ihr nahmen zahlreiche Freunde und Angehörige der 51 Todesopfer teil.

Im bis auf den letzten Platz besetzen Gerichtssaal wurden zunächst alle Opfer mit einem bewegenden Video gewürdigt. Anschließend gab der Ermittler Craig Farrant einen Überblick über die Angriffe - unterstützt von Videoaufzeichnungen, die der Täter Brenton Tarrant zum Teil selbst gefilmt hatte. Binnen 19 Minuten seien 49 Menschen getötet worden, führte der Ermittler aus. Zwei Verletzte seien später im Krankenhaus gestorben.

Tarrant hatte bei den Angriffen im März 2019 ausschließlich Muslime im Visier. Seine Tat übertrug der australische Rechtsextremist live im Internet.

Die Untersuchung wird voraussichtlich bis Mitte Dezember andauern. Sie soll alle Ereignisse von Beginn des Anschlags bis zur Befragung von Tarrant durch die Polizei umfassen, einschließlich der Reaktionszeit von Beamten und Rettungskräften. Dabei geht es auch um die Frage, ob Tarrant bei der Planung der Tat Helfer hatte - und ob möglicherweise Leben hätten gerettet werden können.

Es bestehe "dringender Bedarf an Antworten", hatte Maha Galal, eine Sprecherin der Familien der Opfer, vor Beginn des Verfahrens erklärt. "Unser größtes Anliegen ist es, die Wahrheit zu verstehen."

"Eine der zentralen Untersuchungen dreht sich darum, warum unsere Angehörigen eine Zeit lang in der Moschee zurückgelassen wurden, ohne dass etwas unternommen wurde, und die Polizei uns oder anderen nicht erlaubte, sie herauszuholen", erklärte Galal. Die Familien wollten "Klarheit darüber, ob ihre Angehörigen hätten überleben können". Dies könne auch dabei helfen, künftig bei möglichen ähnlichen Anschläge besser vorbereitet zu sein.

Der schlimmste Anschlag in der Geschichte Neuseelands hatte weltweit Entsetzen ausgelöst. Im August 2020 wurde Tarrant zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Richter begründete das Strafmaß mit der "teuflischen Bösartigkeit" des Verbrechens. Getrieben von "niederträchtigem Hass" habe Tarrant wehrlose Männer, Frauen und Kinder getötet.

Nach dem Anschlag hatte die damalige Premierministerin Jacinda Ardern Neuseelands Waffengesetze verschärft und Druck auf die Online-Netzwerke ausgeübt, um massiver gegen extremistische Botschaften im Internet vorzugehen.


ans/lt   © AFP

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