Bier auf Wein, das lass sein? Wir decken die bekanntesten Mythen zum Gerstensaft auf. Ob der Bierbauch wirklich vom Bier kommt und mit welcher genialen Bier-Idee ein Startup gerade durch die Decke geht.

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Die Deutschen tranken laut der Statistikdatenbank "Statista" 2018 im Schnitt etwas über 100 Liter Bier pro Kopf - damit zählt das alkoholische Getränk nach Kaffee, Wasser und Erfrischungsgetränken wie Cola oder Fanta zu den beliebtesten Flüssigkeiten in Deutschland. Nur in Tschechien und Österreich wurde in Europa mehr Bier getrunken als in Deutschland.

Aber wie viel wissen wir eigentlich über das nicht nur zu Oktoberfestzeiten gefragte Getränk? Tatsächlich stecken viele interessante Fakten hinter dem Bier, die dem gelegentlichen Genießer vielleicht noch nicht bekannt sind.

Alkoholfreies Bier ist nicht immer ohne Alkohol

Auch wenn die Bezeichnung das Gegenteil behauptet: Alkoholfreies Bier ist nicht immer gänzlich ohne Alkohol. Tatsächlich können in dem Getränk noch Restmengen Alkohol enthalten sein - und das ist sogar erlaubt. Bis zu 0,5 Prozent Alkohol darf ein nicht-alkoholisches Bier haben. Der Grund für den geringen Anteil sind die Gärprozesse bei der Herstellung. Tatsächlich sorgen diese auch dafür, dass in anderen Lebensmitteln ein geringer Alkoholanteil vorhanden ist - beispielsweise bei einer sehr reifen Banane oder bei Fruchtsäften.

Das Autofahren ist allerdings trotzdem uneingeschränkt möglich: Laut verschiedenen Universitätsstudien sollen sich alkoholfreie Getränke mit einem geringen Alkoholanteil nicht auf das Fahrverhalten auswirken, und auch für Fahranfänger ist das Trinken von alkoholfreien Bieren unbedenklich. Ebenso verhält es sich in der Schwangerschaft - allerdings raten Ärzte dann dazu, diese Biere nur in Maßen zu genießen oder am besten ganz darauf zu verzichten und auf die 0,0-Prozent-Biere zurückzugreifen - oder natürlich auf Wasser und Tee.

Biertrinken im Alter ist gefährlich

Dass sich das Trinken von Alkohol negativ auf die Entwicklung von Jugendlichen auswirkt und sogar einige Schäden anrichten kann, ist vielen bereits bekannt. Allerdings ist auch der Genuss im Alter nicht ungefährlich. Dadurch, dass viele Körperorgane älter sind, reagieren sie empfindlicher auf Alkohol. Dieser kann schlechter abgebaut werden, die Wirkung des Alkohols bleibt also länger erhalten, schädigt länger die Organe im Körper und beeinträchtigt die Wahrnehmung erheblich. Vor allem bei Menschen, die sich bereits körperlich nicht mehr so fit fühlen, kann der Alkohol zu einem noch unsichereren Gang führen.

Hinzu kommt, dass ältere Menschen häufig Medikamente einnehmen müssen. Allerdings hat Alkohol bekanntermaßen einen Einfluss auf viele Arzneimittel und kann beispielsweise deren Wirkung verstärken oder beschleunigen, sodass sie nicht mehr so anschlagen wie erwünscht - und dadurch durchaus gefährlich werden können. Sogar die Einnahme von Schmerzmitteln wie Aspirin oder Paracetamol gemeinsam mit Alkohol führt zu einer toxischen Überbelastung der Leber, was das Organ schädigen kann.

Bier alleine macht nicht dick

Wer glaubt, man nehme direkt durch Bier zu, liegt falsch - und auch der berühmte Bierbauch kann nicht direkt auf den Alkohol zurückgeführt werden. Tatsächlich hat Bier sogar weniger Kalorien als Wein, Schnaps oder sogar Apfelsaft. Dazu kommt, dass Alkohol kein Fett enthält. Woran liegt nun aber dieser scheinbare Zusammenhang zwischen Bier und dem weit verbreiteten Bierbauch?

Der Grund für die gespannte Körpermitte ist die indirekte Wirkung des Alkohols. Zum einen steigert Bier den Appetit - und dieser wird meist mit üppigen Mahlzeiten gestillt. Viele kennen beispielsweise den auf dem Weg liegenden Döner nach der Disco oder nach dem Feierabendbier mit Kollegen. Zum anderen wird Bier in größeren Mengen zu sich genommen als Wein oder Schnaps, wodurch am Ende dann doch mehr Kalorien zu sich genommen werden.

Ein weiterer wichtiger Grund ist, dass durch den Alkohol Fett aus Lebensmitteln schwerer abgebaut werden kann. Die Schweinshaxe, die das Bier beim Oktoberfest erst so richtig schmackhaft macht, kann so schlechter verdaut werden, und das fettige Essen landet auf den Hüften.

Daher empfiehlt es sich, Bier nur zu sich zu nehmen, wenn fettige Speisen weit entfernt sind. Außerdem sollte Bier als reines Genussmittel empfunden werden - den Durst löscht Wasser.

Was steckt hinter der Bier-Diät?

Manche haben vielleicht schon von der sogenannten Bier-Diät gehört. Doch was steckt eigentlich dahinter? Im Prinzip geht es darum, dass ein Teil der Gerichte durch Bier ersetzt wird. Die normalen Portionen werden also minimiert, und stattdessen wird ein Bier getrunken. Der Erfinder dieser Diät, der Münchner Autor Jens Bujar, hat sich dafür das "Friss die Hälfte"-Prinzip zum Vorbild genommen.

Er beschreibt in seinem Buch "Die Bier-Diät: Wie ich mit Hopfen und Malz meinen Kilos den Kampf ansagte" von seinem "Friss die Hälfte der Hälfte und trink ein Bier dazu"-Prinzip - und wie er damit tatsächlich innerhalb von fünf Monaten zehn Kilo abgenommen hat. Allerdings ist für diese Diät nicht jedes Bier geeignet. Gerade Sorten mit hohem Fettgehalt seien dafür eher ungünstig. Wer sich also an dieser Bier-Diät probieren will, sollte sich eher an leichte oder alkoholfreie Biere halten.

Allerdings sollte betont werden: Der Bierkonsum hat es dem experimentierfreudigen Erfinder nur erleichtert, auf die Hälfte seines Essens zu verzichten und Kohlenhydrate und Fette zu reduzieren. Hätte er das Bier auch noch weggelassen, wäre er womöglich noch erfolgreicher beim Abnehmen gewesen. Wer also wirklich ernsthaft abnehmen möchte, sollte sich lieber auf eine ausgewogene Ernährung und Sport konzentrieren.

Warmes Bier hilft bei Erkältungen

Warmes Bier, das bei Erkältungen hilft? Klingt seltsam, doch dahinter steckt tatsächlich ein wahrer Kern: Wer einen Schuss Honig in sein warmes Bier gibt, hat ein Gebräu geschaffen, das bei Erkältung eine heilende Wirkung hat.

Die ätherischen Öle und Bitterstoffe, die durch Hopfen und Malz automatisch im Bier enthalten sind, haben einen beruhigenden Effekt auf den Körper. Zudem steigern sie die Müdigkeit und sorgen für einen besseren Schlaf, der bekanntlich bei Krankheit hilft. Der Alkohol hat außerdem eine antibakterielle Wirkung. Durch die Wärme werden diese positiven Effekte noch verstärkt. Wer dann auch noch Zucker hinzufügt, zum Beispiel in Form von Honig, befördert den Alkohol schneller ins Blut.

Allerdings sei hier auch große Vorsicht geboten: Trotz der positiven Wirkung sollten nur geringe Mengen Bier bei Erkältung getrunken werden, da Alkohol generell das Immunsystem schwächt und dem Körper Wasser entzieht, was beides bei einer Erkältung nicht wünschenswert ist. Außerdem darf das Bier nicht zu stark erhitzt werden, da sich sonst der Alkohol verflüchtigt. Bei Fieber sollte generell immer auf Alkohol verzichtet werden.

Hopfen ist gesund

Forscher haben herausgefunden, dass Hopfen zwei wunderliche Substanzen enthält: Xanthohumol und Iso-Alphasäuren. Ersteres hilft vor allem bei Leberverfettung, ist also besonders gut bei Übergewicht und Fehlernährung, und tötet zudem Leberkrebszellen ab. Letzteres hat ebenfalls eine positive Wirkung auf die Leber und beugt Schäden daran vor. Beide in Kombination können daher durchaus effektiv Entzündungen in Leber- und Blutzellen hemmen.

Bedeutet das nun, dass Bier insgeheim ein Heilmittel ist? Leider nein: Beide Substanzen sind nur in sehr geringen Mengen in Bier enthalten und kommen nicht gegen den Alkoholgehalt an. Eine gesunde Wirkung auf Leberschäden und Fettleibigkeit haben dagegen Hopfenlimonade und Hopfentee.

Bier ist nicht immer vegan

Hopfen, Malz, Hefe und Wasser - nach dem Reinheitsgebot können Biere also gar nicht anders als vegan sein. Das ist allerdings nicht immer so: Aus dem Ausland importierte Biere oder Biermischgetränke können auch tierische Produkte enthalten, wie zum Beispiel bestimmte Aroma- oder Farbstoffe. Es gibt zum Beispiel Biere, die mit Honig oder Gelatine gemixt werden. Das Gemeine daran ist: Gelatine oder Kasein werden als Klärmittel ins Bier gegeben. Das zählt als Hilfsmittel und muss somit nicht auf dem Etikett angegeben werden.

Wer allerdings nur Biere aus Deutschland zu sich nimmt, kann relativ beruhigt sein: Durch das Reinheitsgebot sind in deutschen Bieren wirklich nur Wasser, Hopfen, Malz und Hefe enthalten, und als Klärmittel wird Kieselgur verwendet. Vorsicht ist nur geboten bei Privatbrauereien, die sich nicht an das Reinheitsgebot halten müssen, bei regionalen Bierspezialitäten, die als "besondere Biere" eingestuft werden können, und bei Biermischgetränken, bei denen das zugegebene Getränk tierische Produkte enthalten kann.

Bier trinken ist gut für den Cholesterin-Wert

Auch wenn Bier an Organen wie Leber, Gehirn und Magen immense Schäden verursachen kann, hat Bier tatsächlich auch positive Einwirkungen auf den Körper. Beispielsweise besteht ein positiver Zusammenhang zwischen Bier und dem Cholesterinspiegel. Denn der Alkohol führt zu einer Erhöhung des "guten" Cholesterins - des sogenannten HDL-Cholesterins. Vorausgesetzt natürlich, man trinkt Bier nur in Maßen.

Aber noch mal im Detail: Der Körper hat ein "gutes" HDL-Cholesterin und ein "schlechtes" LDL-Cholesterin. Aus diesen beiden setzt sich der Cholesterinwert zusammen. Cholesterin ist vor allem wichtig für verschiedene Prozesse im Körper, die mit der Zell- und Hormonbildung zu tun haben. Eine hohe Konzentration von LDL-Cholesterin wirkt sich allerdings schlecht auf den Körper aus, zum Beispiel durch Arteriosklerose oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Alkohol ist zwar cholesterinfrei, unterstützt aber den Transport des HDL-Cholesterins, wodurch der LDL-Cholesterin-Wert reduziert wird. Allerdings ist dies wissenschaftlich noch nicht vollständig belegt und stützt sich nur auf einzelne Untersuchungen.

Es gibt "Zero Waste"-Bier

"Zero Waste", also die größtmögliche Vermeidung von Plastik- und jeglichem anderen Müll, ist inzwischen auch beim Bier angekommen. Der ein oder andere wird sich fragen: Bier aus der Flasche verursacht doch keinen Müll? Doch bei "Zero Waste" geht es ebenso um die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung. Das erste "Zero Waste"-Bier in Deutschland mit dem Namen "Knärzje" wird mit aussortiertem Brot gebraut, das sonst weggeschmissen werden würde.

Mit dieser Idee feierte das 2019 gegründete gleichnamige Start-Up so große Erfolge, dass inzwischen ein größeres Unternehmen daraus wurde. Tatsächlich sollen diese Biere genauso schmecken wie normale Biere: Bisher wurden auf diese Weise ein Helles Bier sowie ein Pils hergestellt. Weitere Biere sollen folgen.

Bier auf Wein, das lass sein?

Jeder kennt den Spruch: "Bier auf Wein, das lass sein." Doch was steckt eigentlich dahinter? Tatsächlich ist es eigentlich völlig egal, in welcher Reihenfolge Bier, Wein oder auch Schnaps getrunken werden. Zwar ist ein Glas Wein nach einem Bier weniger spürbar, als auf nüchternen Magen - allerdings ändert das nichts an der Menge Alkohol im Körper, die man am Ende des Abends in sich hat.

Woher kommt dann allerdings der Spruch? Hier müssen Biertrinker einen weiten Schritt ins Mittelalter machen. Damals galt Bier als Getränk der niederen Schicht, während Wein eher etwas für gutsituierte Menschen war, also für den Adel. Wer also nach dem Wein ein Bier trank, stieg in der Gesellschaft ab - wer allerdings vom Bier- zum Weintrinker avancierte, hat es in die Oberschicht geschafft.

(tsch)

Verwendete Quellen:

  • Statista: "Bierkonsum pro Kopf in Europa nach Ländern im Jahr 2018"
  • Fast and easy cooking: "Die 10 beliebtesten Getränke in Deutschland"
  • Die deutschen Brauer: "Alkoholfreies Bier = gute Alternative bei Teilnahme am Straßenverkehr"
  • Stiftung Warentest: "Alkoholfreies Bier: Erfrischung ja, Schwips nein"
  • Babyartikel.de: "Alkoholfreies Bier in der Schwangerschaft: Schädlich oder harmlos?"
  • Desired: "Macht Bier dick? Die Wahrheit über dein Lieblingsgetränk"
  • Eurapon: "Mythos oder Wahrheit: Macht Bier einen Bierbauch?"
  • Foodwatch: "Bier auf Wein, das lass‘ sein – stimmt das?"
  • InFranken: "Bier-Diät: "Ich habe 10 Kilo abgenommen""
  • Eat Smarter: "Hilft warmes Bier bei Erkältung?"
  • T-Online: "Hilft warmes Bier bei einer Erkältung?"
  • Analytik News: "Gesunde Inhaltsstoffe im Bier untersucht"
  • Stuttgarter Nachrichten: "Opas Schnäpschen wird zur Zeitbombe"
  • Utopia: "Ist Bier vegan? Das sollten Veganer wissen"
  • Utopia: "Das erste Zero-Waste-Bier Deutschlands: Knärzje wird aus Brotresten gebraut"
  • My Therapy: "Alkohol und Cholesterin: Kann ein Glas am Tag Ihrem Herzen helfen?"
  • My Way - Betty Ford Klinik: "Cholesterin und Alkohol: Risiko für Herz und Kreislauf"
  • Kurier.at: "In Maßen: Macht uns Bier gesund?"
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