Zahlreiche Hersteller haben auch im vergangenen Jahr versteckt die Preise ihrer Produkte erhöht. Nun hat die Verbraucherzentrale Hamburg in einer Abstimmung den größten Trickser des vergangenen Jahres ermittelt: "Granini Trinkgenuss Orange" von Eckes-Granini wurde zur "Mogelpackung des Jahres 2024" gewählt. Insgesamt fünf Kandidaten hatten für den Negativpreis zur Auswahl gestanden.

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Im vergangenen Jahr hat die Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) zwar nicht so viele Mogelpackungen registriert wie noch im Jahr davor, die durchschnittliche Preiserhöhung allerdings fiel deutlich höher aus. So betrug diese bei den erfassten Produkten im Schnitt 31,5 Prozent. Darüber informieren die Verbraucherschützer in einer Pressemitteilung.

Einige dieser Artikel, bei denen im vergangenen Jahr besonders hohe Preissteigerungen registriert worden waren, wurden als Kandidaten für die Wahl zur "Mogelpackung des Jahres 2024" nominiert.

Insgesamt fünf Kandidaten standen für den Negativpreis zur Wahl:

  • "Cremissimo Bourbon Vanille" von Unilever
  • "Granini Trinkgenuss Orange" von Eckes-Granini
  • "Biscotto Waffelblättchen" von Aldi Nord
  • "Dove Duschcreme" von Unilever
  • "Lebensbaum Tomaten-Gewürzsalz" von Ulrich Walter

Verbraucherinnen und Verbraucher hatten für die Abstimmung knapp zwei Wochen lang Zeit. Am Ende empfanden die Kunden die Trickserei bei "Granini Trinkgenuss Orange" von Eckes-Granini als besonders dreist. Sie wählten das Produkt auf den ersten Platz: Es erhielt 48,4 Prozent der Stimmen.

"Granini Trinkgenuss Orange" von Eckes-Granini zur "Mogelpackung des Jahres 2024" gewählt

Mogelpackung des Jahres 2024
"Granini Trinkgenuss Orange" von Eckes-Granini. © Verbraucherzentrale Hamburg/VZHH

Das Getränk "Granini Trinkgenuss Orange" enthält nicht mehr länger 100 Prozent Orangensaft, sondern nur noch 50 Prozent. Der fehlende Anteil wurde durch Zuckerwasser ersetzt, wodurch der Zuckergehalt im Produkt von 8,8 Prozent auf 9,2 Prozent steigt, so die VZHH. Im Supermarkt kostet das Getränk aber immer noch genauso viel wie früher. Auf die reine Fruchtsaftmenge bezogen, entspricht dies einer Verdopplung des Preises.

Auf den ersten Blick scheint sich allerdings nichts verändert zu haben, denn: Transparent macht die Eckes-Granini Deutschland GmbH die neue Zusammensetzung nicht. Lediglich der Hinweis "100% Fruchtsaft" fehlt auf der Verpackung.

2. Platz: "Lebensbaum Tomaten-Gewürzsalz" von Ulrich Walter

Mogelpackung des Jahres 2024
"Lebensbaum Tomaten-Gewürzsalz" von Ulrich Walter. © Verbraucherzentrale Hamburg/VZHH

Das "Lebensbaum Tomaten-Gewürzsalz" der Ulrich Walter GmbH ist im vergangenen Jahr deutlich teurer geworden. Der Hersteller hat die Füllmenge von 150 Gramm auf 80 Gramm reduziert, gleichzeitig ist der Preis von 2,99 Euro auf 3,99 Euro gestiegen. Das entspricht einer Preissteigerung von satten 150 Prozent. Die Rezeptur hat sich dabei nicht verändert.

Während die alte Dose noch fast bis zum Rand gefüllt war, beträgt der Luftanteil bei dem neuen Produkt fast 40 Prozent. Die neue Verpackung wirkt der VZHH zufolge durch einen höheren Deckel voluminöser und führt damit die Verbraucher in die Irre.

3. Platz: "Cremissimo Bourbon Vanille" von Unilever

Mogelpackung des Jahres 2024
"Cremissimo Bourbon Vanille" von Unilever. © Verbraucherzentrale Hamburg/VZHH

Das Unternehmen Unilever hat die Füllmenge der Eis-Familienpackung "Cremissimo Bourbon Vanille" drastisch reduziert. Eine Dose beinhaltet nun nur noch 900 Milliliter, davor waren es noch 1.300 Milliliter. Da der Preis nicht angepasst wurde, entspricht dies laut der VZHH einer versteckten Preiserhöhung von bis zu 44 Prozent.

Auf eine Anfrage der Verbraucherzentrale hieß es vom Unternehmen dazu, man entwickle die Produkte weiter und verbessere die Qualität: "In fast allen Sorten haben wir zum Beispiel den Anteil an Sauce und Stückchen erhöht. Diese Produktverbesserungen führen zu einem Mehrkostenaufwand und damit zu einer Reduzierung der Füllmengen."

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4. Platz: "Dove Duschcreme" von Unilever

Mogelpackung des Jahres 2024
"Dove Duschcreme" von Unilever. © Verbraucherzentrale Hamburg/VZHH

Das Unternehmen Unilever hat im vergangenen Jahr den Duschartikel "Duschcreme Dove Advanced Care Reichhaltige Pflege" neu eingeführt. Eine Flasche enthält 225 Milliliter - das Vorgängerprodukt "Dove Pflegedusche" hatte noch 250 Milliliter beinhaltet. Gleichzeitig ist die Duschcreme deutlich teurer geworden: Bei dm etwa kostet sie 3,45 Euro anstelle von 1,95 Euro, bei Rossmann statt 1,99 Euro nun 3,49 Euro. Das entspricht der VZHH zufolge einer Preissteigerung von fast 100 Prozent.

Wesentliche Veränderungen weist der Artikel nicht auf, die Inhaltsstoffe sind nahezu identisch. Dennoch erklärt das Unternehmen in einer Stellungnahme, dass es sich um eine neue Produktlinie handele. Auch auf die "neue, innovative Flaschenform" weist Unilever hin.

5. Platz: "Biscotto Waffelblättchen" von Aldi Nord

Mogelpackung des Jahres 2024
"Biscotto Waffelblättchen" von Aldi Nord. © Verbraucherzentrale Hamburg/VZHH

Die "Biscotto Waffelblättchen" von Aldi Nord sind um satte 100 Prozent teurer geworden. Der Discounter hat die Füllmenge von 200 auf 100 Gramm reduziert, aus zwei Plastikschalen wurde eine. Der Verkaufspreis blieb dabei unverändert.

Das Verwirrende für Kundinnen und Kunden: Die "Biscotto Waffelblättchen" wurden im Rahmen einer sogenannten "Aktion" mit roten Preisschildern angepriesen. Das weise aber nicht darauf hin, dass es sich um eine Preisaktion handele, wie die VZHH erklärt, sondern darauf, dass sich das Produkt nicht dauerhaft im Sortiment des Discounters befindet.

Verwendete Quellen

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Teaserbild: © Verbraucherzentrale Hamburg/VZHH