Ende Juni startete Google sein Smartphone-Bezahlsystem. Nun kommt auch Apple Pay auf den deutschen Markt. Damit können Kunden an der Supermarktkasse kontaktlos und schnell bezahlen. Doch was vielen nicht bewusst ist: Es gibt noch mehr Möglichkeiten ohne Pin und langes Warten zu bezahlen.

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Bezahlen an der Kasse benötigt Zeit. Bis die richtigen Münzen herausgekramt sind, oder die Maschine den Pin der Girokarte erkennt, kann für die Wartenden in der Schlange eine gefühlte Ewigkeit vergehen. Softwarekonzerne und Banken wollen, dass solche Szenen der Vergangenheit angehören.

Ohne Bargeld, Pin oder Unterschrift sollen in Zukunft kleine Beträge gezahlt werden. Die NFC-Funktion, eine Funktechnik für kurze Distanzen, macht das möglich. Damit können Beträge durch bloßes Auflgen auf ein Lesegerät zur Kasse transferiert werden.

Das Silicon Valley hat die Technik schon vor Jahren für sich entdeckt. Seit Ende Juni mischt Google den Markt auf. Nun hat auch Apple Pay den Start in Deutschland angekündigt. Und auch deutsche Finanzhäuser wollen den US-Konzernen das Geschäft nicht allein überlassen.

Der Kampf um den Markt des kontaktlosen Bezahlens hat begonnen. Für den Verbraucher eröffnen sich damit zahlreiche Möglichkeiten auch ohne Pin oder Unterschrift einzkaufen. Dass viele bereits diese Methode nutzen können, ist den meisten wohl gar nicht klar.

Contactless Pay mit Karte

Denn fast jeder hat sie bereits im Geldbeutel - in der Girokarte. Genutzt wird die aber hauptsächlich bei höheren Beträgen. Zu umständlich ist die Pin-Eingabe oder die Unterschrift, wenn man nur kurz einen Kaugummi kaufen möchte.

Doch das ist bei den meisten gar nicht mehr nötig. Jede Karte, die nicht älter als drei Jahre ist, egal ob Kredit- oder Girkoarte, besitzt ein kleines Symbol, das dem W-Lan Zeichen ähnelt. Wer das Symbol hat, hat auch Contactless Pay.

Damit muss der Kunde die Karte nur noch auf einen Leser halten und der Kauf ist abgeschlossen. Der Leser befindet sich oftmals direkt auf dem Display des Kartengeräts oder an der Seite.

Etwa die Hälfte aller Karten sind schon mit der Technik ausgestattet. Vor allem ING-Diba, Volks- und Raiffeisenbanken sowie Sparkassen verwenden die Funktion.

Andere Banken, wie Comdirect oder Deutsche Bank geben ab diesem Jahr neue Karten aus. Bis 2022 wird dann jeder Bankkunde in Deutschland die Technik nutzen können.

Bis zu 25 Euro kann der Verbraucher mit der Funktion bezahlen. Obwohl diese Art des Bezahlens in Deutschland noch ein Nischenphänomen ist, ist die Technik schon weit verbreitet.

Die größeren Ketten mit hoher Kundenfrequenz, also Lebensmittelketten genauso wie Tankstellen, Drogerie- oder Baumärkte, bieten sie fast außnahmslos an. Aber auch so manche Restaurants oder Bars haben schon umgerüstet. Einige Automaten haben die NFC-Technik ebenfalls.

Auch mit Google kann man kontaktlos bezahlen

Deutlich präsenter in den Köpfen ist das Bezahlen per Smartphone. Vor allem Meldungen über Google und Apple Pay machten hier Schlagzeilen.

Bei Googles Bezahldienst ersetzt ein Telefon mit dem Betriebssystem Android die Kreditkarte. Die Kartendaten werden im Google-Konto einfach hinterlegt und es kann losgehen. Zum Zahlen hält man das Gerät im Laden einfach nur an das Terminal. Dazu muss die App nicht geöffnet werden. Mit dem Smartphone zahlt man also genauso schnell, wie mit der Girokarte.

Partner sind hier unter anderem die Kreditkarten-Riesen Mastercard und Visa sowie die Commerzbank.

Apple Pay bald in Deutschland verfügbar

Bis Ende des Jahres soll nun auch Apple folgen. Die Funktion ist ähnlich wie bei Google. Bei Apple Pay können ein iPhone oder eine Computer-Uhr von Apple die EC- oder Kreditkarte ersetzen.

Als Partner ist unterem die Deutsche Bank im Boot. Auch die Münchner Hypovereinsbank wird den Dienst bis Jahresende ihren Kunden zur Verfügung stellen, wie sie auf Anfrage erklärte. Ebenso sind Wirecard und die Berliner Direktbank N26 dabei.

Auf dem iPhone kann bisher nur Apple Pay auf den NFC-Chip des Geräts zugreifen, der für das kontaktlose Bezahlen benötigt wird. Damit können zum Beispiel die Angebote der Banken nicht auf Apple-Geräten genutzt werden, oder für iPhone-Nutzer auf weniger bequeme Lösungen wie Strichcodes auf dem Bildschirm ausweichen.

Banken wollen Tech-Riesen nicht das Feld überlassen

Android Nutzer haben dagegen die Wahl. Auch Sparkassen-Kunden können an der Ladenkasse jetzt per Smartphone bezahlen. Knapp fünf Wochen nach Google starteten mehr als 300 der regionalen Geldhäuser ihr Smartphone-Bezahlsystem.

Bis zum Jahresende sollen alle rund 390 Institute der Gruppe den Dienst anbieten. Kunden mit einem NFC-fähigen Android-Smartphone ab Version 5.0 könnten an den Terminals ab sofort mobil bezahlen, erklärte der DSGV.

Die Daten der Kunden blieben bei der Sparkasse und würden nicht an Dritte weitergegeben oder verkauft, versicherte der Verband.

Auch andere Geldhäuser in Deutschland wollen den US-Giganten nicht allein das Feld überlassen. Ab Mitte August wollen rund 85 Prozent der Volks- und Raiffeisenbanken ihren Kunden das mobile Bezahlen per Smartphone ermöglichen. Die restlichen Institute sollen schrittweise bis 2019 folgen.

Wer den mobilen Service der Sparkassen nutzen will, muss das Online-Banking verwenden und die App "Mobiles Bezahlen" auf sein Smartphone laden. In dieser App können dann sowohl die Sparkassen-Card, als auch die Sparkassen-Kreditkarte hinterlegt werden.

Schon vor Google Pay und der Sparkasse, gab es hierzulande mehrere mobile Bezahlsysteme. Payback Pay, PayPal Pay-App oder die Funktion der Deutschen Bank konnten sich bislang aber nicht flächendeckend durchsetzten.

Wie bei der Kartenzahlung ist auch beim Smartphone der Einkauf per NFC-Funktion nur bis 25 Euro möglich.

Auch online wird Bezahlen schneller

Bezahlapps wie Google Pay oder Apple Pay können nicht nur in der realen Welt Zeit sparen. Auch wer innerhalb von Apps bezahlen möchte, braucht in Zukunft nur noch einen Klick. Pizzabestellen oder das Taxi bezahlen, geht somit noch schneller als mit älteren Bezahlapps wie Paypal.

Und auch hier versuchen die deutschen Banken und Sparkassen Schritt zu halten und haben ein eigenes Produkt auf dem Markt. Über 1.400 Institute sind an die paydirekt App angeschlossen.

Damit lassen sich nicht nur Onlinebezahlungen vereinfachen. Auch kleine Geldbeträge können an die eigenen Smartphone-Kontakte verschickt und empfangen werden.

Wie sich die Angeobte durchsetzten, wird die Zeit zeigen. Während in anderen Ländern kontaktloses Bezahlen bereits gang und gäbe ist, sind die Deutschen traditionell dem Bargeld zugeneigter. Als häufigsten Grund für die Zurückhaltung nannten die Befragten fehlenden Bedarf. Auf Rang zwei folgten Sicherheitsbedenken. (mahe/dpa)

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