• Die Energiekrise hat vielerorts bereits konkrete Folgen.
  • Zahlreiche Kommunen testen Instrumente, mit denen sie der drohenden Energieknappheit begegnen.
  • Wir zeigen, wo in Deutschland bereits Maßnahmen greifen, die den Stromverbrauch senken oder Warmwasser sparen sollen.

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Robert Habeck lässt kaum eine Möglichkeit aus, vor der drohenden Gasknappheit zu warnen. Der Wirtschaftsminister macht klar: Wir müssen sparen – bei unserem Stromverbrauch, beim Heizen, bei Warmwasser.

Tatsächlich erarbeiten viele Städte und Kommunen in Deutschland bereits Konzepte, um Energie zu sparen. Und setzen diese teilweise schon um. In der Übersicht zeigen wir einige Beispiele:

Nürnberg: Energiesparen mit Signalwirkung

Wer dieser Tage in Nürnberg schwimmen gehen will, sollte sich gut informieren, um nicht vor verschlossenen Türen zu stehen. Drei der vier städtischen Hallenbäder sind derzeit geschlossen. Die Schließung ist Teil eines Stufenplans, mit dem die Stadt Energie einsparen will, um so der drohenden Gaskrise entgegenzuwirken.

Dabei setzen die Entscheider vor allem auf die Signalwirkung. So heißt es auf der Website der Stadt: "Wichtig ist das Signal, das von den Maßnahmen ausgeht: Wenn die Stadt spart, sparen andere auch."
Wenn es um Energiesparmaßnahmen geht, stehen Schwimmbäder auch andernorts im Fokus.

Schließungen sind noch selten, oft wird jedoch die Temperatur des Wassers gesenkt. In München um ganze vier Grad, in Potsdam gar um fünf Grad. Wuppertal wiederum reduziert die Wassertemperatur nur um wenige Stellen nach dem Komma, um die Schwimmausbildung der Kinder nicht zu gefährden. Das Sport- und Bäderamt sieht trotzdem großes Einsparpotenzial – jährlich bis zu 250.000 Kilowattstunden.

Berlin: Städtische Wahrzeichen sparen Strom

Durch helle Strahler beeindruckend in Szene gesetzt, erhebt sich die Siegessäule mit der goldenen Viktoriaskulptur über den Tiergarten. Auf dieses nächtliche Spektakel müssen die Berliner vorerst verzichten.

"Angesichts des Krieges gegen die Ukraine und der energiepolitischen Drohungen Russlands ist es wichtig, dass wir möglichst sorgsam mit unserer Energie umgehen", sagt die Senatorin Bettina Jarasch in einer Pressemitteilung. "Um einen Beitrag zu leisten und ein sichtbares Zeichen zu setzen", werden deshalb viele der städtischen Wahrzeichen ab sofort nachts nicht mehr angestrahlt. Neben der Siegessäule betrifft das unter anderem die Staatsoper, die Deutsche Oper, das Rote Rathaus, das Zeughaus, das Schloss Charlottenburg, die Gedächtniskirche, den Berliner Dom und zahlreiche weitere Kirchen.

Auch andere Städte wollen ihren Stromverbrauch senken, indem sie auf die Bestrahlung verzichten. In Kaiserslautern etwa bleiben 23 Objekte dunkel. Erhoffte Ersparnis: 71.000 Kilowattstunden und damit über 21.000 Euro Stromkosten. Ähnliche Überlegungen gibt es auch in Aachen, Stuttgart oder Schweinfurt.

Augsburg: Vorausdenken und sparen

"Die Lage ist ernst." Diese Einschätzung zur Energiekrise kommt von der Augsburger Oberbürgermeisterin Eva Weber. Zwar sei dies in den Sommermonaten noch nicht so stark zu spüren, so Weber in einer Pressemitteilung, aber das böse Erwachen komme spätestens bei der Abrechnung.

Die Stadtverwaltung hat deshalb einen Krisenstab gebildet und eine Reihe von Möglichkeiten erarbeitet, um Energie einzusparen. "Denn auch wir wollen einen Beitrag leisten, um den Gasverbrauch und die Belastung des städtischen Haushalts zu senken", heißt es weiter.

Folgende Maßnahmen sind geplant:

  • Die meisten Brunnen werden abgeschaltet, um Wasser zu sparen. Ausgenommen sind drei Monumentalbrunnen des UNESCO-Welterbes, die noch täglich von 9 bis 19 Uhr in Betrieb sind.
  • Die Beleuchtung einiger historischer Gebäude wie etwa Rathaus oder Dom wird abgeschaltet.
  • Der wöchentliche Lichterzauber im Botanischen Garten fällt aus.
  • Die Wassertemperaturen in Freibädern werden gesenkt (außer in den Kinderbecken).
  • Die Straßenbeleuchtung wird gedimmt.

Oldenburg: Gemeinsam gegen die Krise

"Oldenburg zieht sich warm an" – so lautet das Motto, mit dem die Universitätsstadt zum Energiesparen aufruft. Zu dem umfangreichen Maßnahmenpaket gehört auch die Senkung der Raumtemperatur auf den jeweils zulässigen Mindestwert in Büro-, Lager- und Schulräumen. Außerdem sollen Durchlauferhitzer an Handwaschtischen abgeschaltet werden. Das gilt auch für die zentrale Warmwasserbereitung in Sporthallen während der Ferienzeiten. Außerdem will die Stadt Bewegungsmelder installieren, um die Beleuchtung zu regulieren.

"Die Stadtverwaltung leistet damit einen Beitrag, um die Gasspeicher zu füllen", sagte Oberbürgermeister Jürgen Krogmann bei der Vorstellung des Maßnahmenpakets. Das berichtete unter anderem die Oldenburger Onlinezeitung. "Wir müssen sofort handeln", so Krogmann. "Alle müssen den Ernst der Lage begreifen. Jede Kilowattstunde, die wir heute nicht verbrauchen, trägt dazu bei, unsere Versorgung in diesem und im nächsten Winter zu sichern."

Wie jeder Einzelne beitragen kann, lässt sich auf der Website der Stadt Oldenburg nachlesen. Dort finden sich Tipps, wie man Strom, Wasser oder Wärme sparen kann.

München: Ein gutes Beispiel beim Stromverbrauch

Mit gutem Beispiel vorangehen – das hat sich die Münchener Stadtverwaltung auf die Fahnen geschrieben. "Wir alle sind aufgefordert, unseren Beitrag zu leisten", sagte deshalb auch der Oberbürgermeister der Stadt, Dieter Reiter in der Münchener ‘Rathaus-Umschau‘.

"Damit wir gut durch den Winter kommen, müssen wir den Verbrauch von Strom und Heizung deutlich einschränken", so Reiter. Die Maßnahmen sind teils drastisch. So wird in den städtischen Büros die Warmwassernutzung eingestellt. Dasselbe gilt für städtische Schulen während der Ferienzeit. Die Raumtemperatur in den Büros wird auf maximal 19 Grad begrenzt, wenig genutzte Räume oder Flure werden gar nicht mehr beheizt. Alle Heizungsanlagen werden umfassend gewartet, eine Informationskampagne soll städtische Mitarbeiter zu energiesparendem Verhalten ermuntern.

Auch München verzichtet vorerst darauf, Gebäude nachts anzustrahlen. Außerdem wird die Straßenbeleuchtung heruntergedimmt. Um den Stromverbrauch zu senken, werden gar Ampeln teilweise abgeschaltet. Das Ganze unter Berücksichtigung der Verkehrssicherheit, wie die Stadtverwaltung betont.

Kaum eine Stadt in Deutschland, die sich nicht mit dem Thema beschäftigt. Während die einen noch in den Planungen stecken, wird andernorts gehandelt. So richtet Köln etwa die Arbeitsgruppe "Energiesicherheit" ein, um Möglichkeiten zu prüfen, wie Strom oder Wasser gespart werden kann. Ludwigshafen wiederum bildet einen Krisenstab, um Notfalldienstpläne zu erarbeiten. Vor allem für den Herbst und Winter. Denn dann könnte das Thema noch richtig Fahrt aufnehmen.

Verwendete Quellen:

  • nuernberg.de: Energiekrise: Sparmaßnahmen der Stadt
  • nuernbergbad.nuernberg.de: Zur Energieeinsparung: Schließung von drei Hallenbädern
  • Pressemitteilung Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz: Ab heute entfällt die Anstrahlung vieler öffentlicher Bauwerke (27. Juli 2022)
  • Pressemitteilung Stadt Augsburg: Stadt fährt Energieverbrauch herunter (5. Juli 2022)
  • oldenburg.de: Energie sparen: Zusammen sind wir stärker als allein
  • oldenburger-onlinezeitung.de: Oberbürgermeister Krogmann ruft zum Energiesparen auf
  • muenchen.de: OB Reiter ordnet Energiespar-Maßnahmen an
  • ksta.de: Ampeln aus, Schulen weniger heizen Diese Maßnahmen erwägt Köln wegen der Energiekrise
  • ludwigshafen.de: Notfallplan Gas
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