• Vermeintlich tolle Angebote beim Online-Shopping können sich im Nachhinein als Plagiate entpuppen. Millionen davon hat allein Amazon im letzten Jahr aus dem Verkehr gezogen.
  • Die Fälschungen haben oft eine schlechte Qualität und können sogar gefährlich werden.
  • Internetnutzer sollten deshalb vor dem Kauf auf Anzeichen achten, dass es sich um ein nachgemachtes Produkt handeln könnte.

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Markenschuhe, Uhren, Smartphones, Taschen oder Masken: All das lässt sich bequem im Internet bestellen. Viele Kunden schlagen bei Amazon Marketplace, Ebay Kleinanzeigen oder anderen Shops zu. Dort werden Waren oft günstiger angeboten als bei Amazon oder direkt bei den Herstellern.

Aber Achtung: Es kann sich dann um eine Fälschung handeln. Allein Amazon hat nach eigenen Angaben 2020 zwei Millionen gefälschte Artikel aus dem Verkehr gezogen. Der Aktionskreis gegen Produkt- und Markenpiraterie schätzt das weltweite Handelsvolumen mit gefälschten Produkten auf mehr als 500 Milliarden US-Dollar. Bei rund sieben Prozent aller in die EU importierten Waren soll es sich um Fälschungen handeln.

Schlechte Qualität und Gesundheitsgefahren bei Plagiaten

Kunden haben dann Geld für ein Produkt ausgegeben, das eine schlechtere Qualität hat. Sneaker sind dann vielleicht nicht so gut verarbeitet und der Edelpulli hat eine andere Farbe als das Original. Aber Plagiate können auch die Gesundheit nachhaltig gefährden, warnt der Zoll – etwa wenn die Farbe des Spielzeugs giftig ist, Sportschuhe nicht ausreichend gedämpft oder Cremes gepanscht sind.

Auch gefälschte Autoteile, Elektronikartikel oder Arzneimittel können Käufern schaden, wenn sie nicht korrekt funktionieren. Der Verein Plagiarius wies beispielsweise im März auf nachgemachte Marken-Motorsägen hin, die "weder gesetzliche Vorschriften noch sicherheitsrelevante Parameter" erfüllen würden. Plagiarius verleiht jedes Jahr Negativpreise für besonders dreiste Fälschungen.

Ein weiteres Problem: Käufer haben keinen Anspruch auf Gewährleistung, wenn die Ware defekt ist. Entdeckt der Zoll bei der Einfuhr nach Deutschland Plagiate, kann er sie beschlagnahmen. Es kann sogar sein, dass der Originalhersteller eine Abmahnung verschickt und unterstellt, dass der Käufer die Ware weiterverkaufen wollte.

Wie Amazon versucht, Fälschungen aufzuspüren

Amazon versucht mit verschiedenen Methoden, Fälschungen auf dem Marketplace aufzuspüren. Im Zentrum steht dabei die Seriosität der Händler. Ihre Adressangaben werden überprüft. Zudem müssen sie sich live per Video verifizieren. Nur sechs Prozent der Versuche, einen Händler-Account zu eröffnen, waren letztes Jahr überhaupt erfolgreich.

Amazon nutzt außerdem Software, die Angebote automatisch nach Anzeichen für gefälschte Artikel untersucht – etwa falsche Logos. Auch Rezensionen von Kunden werden auf Hinweise durchforstet.

So erkennen Sie Plagiate vor dem Kauf

Wenn Sie online einkaufen, können Sie Turnschuhe oder Smartphone nicht in die Hand nehmen und genauer untersuchen. Es gibt trotzdem Möglichkeiten zu checken, ob der Verkäufer seriös ist, erklärt das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland:

  • Vergleichen Sie die Preise: Fälschungen werden oft viel billiger verkauft als die echten Produkte. Schauen Sie bei vermeintlichen Schnäppchen genau hin.
  • Überprüfen Sie den Verkäufer. Wie sieht das Impressum aus, können Sie ihn kontaktieren?
  • Lesen Sie Bewertungen und seien Sie kritisch, denn diese können gefälscht sein.
  • Prüfen Sie die Shop- oder Produktseite auf Professionalität: Finden sich viele Rechtschreib- und Grammatikfehler oder verpixelte Bilder, kommt Ihnen etwas seltsam vor? Das können Hinweise auf einen unseriösen Anbieter sein.
  • Zahlen Sie nicht per Vorkasse, sondern besser über Kreditkarte, PayPal oder Klarna. Wickeln Sie Amazon-Käufe nur über die dort vorgesehenen Zahlungsmethoden ab. Dann können Sie das Geld bei Problemen oft zurückholen.

Sie haben eine Fälschung gekauft: und jetzt?

Sie haben einen Artikel erhalten und sind nicht sicher, ob es sich um eine Fälschung handelt? Überprüfen Sie Material, Verarbeitung und Verpackung. Achten Sie zum Beispiel

  • auf die Waschanleitung, die Schreibfehler enthalten kann
  • auf das korrekte Logo
  • auf die Nähte und Innenseiten
  • darauf, ob die Schachtel passt

Vergleichen Sie das Produkt mit Fotos der echten Ware - idealerweise von der Seite des Originalherstellers.

Hat ein Händler ein Plagiat geschickt, haben Sie Anspruch auf Lieferung des Originals oder Schadenersatz. Informieren Sie in diesem Fall auch die Plattform, also etwa Amazon. Das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland rät außerdem, den Kauf innerhalb von 14 Tagen zu widerrufen, die Bank um Rückbuchung zu bitten und Anzeige bei der Polizei zu erstatten.

Verwendete Quellen:

  • Zoll-Faltblatt "Markenpiraterie im Visier"
  • Amazon: "Amazon veröffentlicht umfassenden Brand Protection Report, der die Fortschritte bei der Bekämpfung von Fälschungen aufzeigt"
  • Rightmart: "Plagiate im Internet kaufen: Fallen und Konsequenzen"

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