Supermärkte wie Edeka, Lidl, Rewe oder Aldi beziehen Erdbeeren nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Spanien. Laut der Bürgerbewegung Campact leidet unter dem Anbau dort jedoch der Nationalpark Doñana unter einer Dürre. Eine Kampagne vor Edeka-Filialen soll diese Woche auf eine Forderung von Campact aufmerksam machen.
Wer in dieser Woche einkaufen geht, dem könnte ein ungewöhnliches Plakat ins Auge fallen. Auf einigen Werbeflächen vor Edeka-Filialen prunkt der Slogan "Wir lieben Dürre – Für unsere Erdbeeren trocknet in Spanien ein Nationalpark aus". Eine Anspielung auf Edekas Werbespruch "Wir lieben Lebensmittel".
Laut einer exklusiven Mitteilung der Bürgerbewegung Campact findet die Aktion im Rahmen der Kampagne "Kein Wasserraub für Erdbeeren" in mehreren deutschen Großstädten von 18. bis 21. Juli statt. Seit Dienstagnachmittag sind die Plakate in Städten wie München, Hamburg und Stuttgart zu sehen.
Erdbeer-Anbau in Spanien: Doñana-Nationalpark laut Campact durch Dürre gefährdet
Um den Bedarf an Erdbeeren zu decken, pumpe die spanische Agrarindustrie "Unmengen Wasser" ab, so Campact. Darunter auch aus dem Nationalpark Doñana, einem Weltnaturerbe. "Der illegale Wasserraub Ihrer Zulieferer droht dieses fragile Ökosystem zu zerstören", heißt es.
Der Doñana Nationalpark liegt in Andalusien im Mündungsgebiet des Flusses Guadalquivir an der Atlantikküste. Er gilt als eines der wichtigsten Feuchtgebiete Europas.
Nach einer Dürre im Frühjahr werde der Park nun durch den Erdbeer-Anbau weiter belastet. So würden etwa große Seen und Lagunen austrocknen – was den Lebensraum vieler Wildtiere gefährde, berichtet Campact. Die andalusische Regierung stelle bislang noch keinen nachhaltigen Umgang mit Wasser sicher, so der Vorwurf.
Mit der Kampagne möchte Campact Edeka und andere Supermarktketten wie Lidl, Rewe und Aldi auffordern, keine Erdbeeren aus dürregefährdeten Regionen mehr anzubieten. "Dass Edeka trotz massiver Kritik weiter an Dürre-Erdbeeren aus Spanien festhält, obwohl sie seit Jahren die Problematik kennen, ist bitter", sagt Campact-Campaignerin Friederike Gravenhorst. "Jetzt gehen wir dahin, wo es dem Konzern richtig weh tut: direkt vor die Supermärkte. So zeigen wir den Kundinnen und Kunden, dass hinter dem Nachhaltigkeitsversprechen der Supermarktkette leider eines steckt: Heuchelei."
Was können Verbraucher tun?
Neben der Kampagne, die nun gestartet ist, informiert Campact gemeinsam mit der Organisation Foodwatch auch auf seiner Website über die Problematik. Verbraucherinnen und Verbraucher können den Appell "Kein Wasserraub für Erdbeeren" unterzeichnen. Bislang wurden mehr als 249.000 Unterschriften für den vorläufigen Verkaufsstopp gesammelt (Stand 17. Juli 2023).
Wer selbst auf nachhaltige Herkunft achten wolle, sollte am besten regionale Erdbeeren zur Saison von Mai bis Juli kaufen, empfehlen Campact und Foodwatch.
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Edeka: Beobachten weiterhin die Entwicklungen in der südspanischen Region
Auf Anfrage unserer Redaktion betont Edeka, einer der größten Anbieter regionaler Produkte zu sein. Während der Saison würden die Beeren der Eigenmarken fast ausschließlich aus Deutschland stammen, "vielfach auch direkt von regionalen oder lokalen Erzeugern".
Zudem behalte das Unternehmen die Entwicklungen – auch die politischen – in der südspanischen Region im Blick. "Hier haben wir im vergangenen Jahr die Initiative des WWF unterstützt, die sich für den Erhalt des Doñana Naturschutzgebiets und damit auch für die Zukunft der lokalen Landwirtschaft einsetzt", heißt es in dem Statement. Edeka verfolge weiter intensiv die Entscheidungen der Politik und stehe auch im direkten Austausch.
"Nähere Details können wir daher aktuell nicht nennen. Grundsätzlich überprüft Edeka die eigenen Lieferbeziehungen jedoch kontinuierlich – auch unter Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit."
Verwendete Quellen:
- Anfrage bei Edeka (Presse-Statement)
- Presseinformationen von Campact
- Websites von Campact und Foodwatch
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