Die Deutschen werfen zu viel Essen weg. Jährlich landen Millionen Tonnen von Lebensmitteln in der Mülltonne. Die Schuld nur der Industrie und dem Handel zuzuschieben, wäre jedoch zu einfach - denn mit über 60 Prozent verantworten wir Verbraucher den Löwenanteil an dieser Verschwendung. Mit den folgenden Tipps kann es uns allen gelingen, in Zukunft weniger Lebensmittel wegzuwerfen.
Hier ein trockener Rest Brot und dort eine braune Banane: Niemand gibt es gerne zu, doch die meisten tun es - Lebensmittel wegwerfen. Häufig findet sich sogar noch originalverpackte, abgelaufene Ware in der Mülltonne. Was uns in der eigenen Küche als Kleinigkeit erscheint, entpuppt sich mit Blick auf die Gesamtgesellschaft als riesige Verschwendung.
Das kostet Geld, verbraucht unnötig Rohstoffe, ist klimaschädigend und ethisch schwer vertretbar. Wir sind demnach alle gefordert, der Verschwendung von Lebensmitteln ein Ende zu setzen.
Deutschland hat sich dem Ziel der Vereinten Nationen verpflichtet, die Lebensmittelverschwendung bis 2030 zu halbieren. Auch wir Verbraucher haben das Problem erkannt.
Eine Befragung im Rahmen der Initiative "Zu gut für die Tonne!" des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) offenbart ein gesteigertes Bewusstsein der Deutschen für ihren Anteil an der Lebensmittelverschwendung. Eine Mehrheit der Befragten ist überzeugt, dass auch der Einzelne im Alltag etwas gegen Lebensmittelabfälle tun kann. Konkret kann das wie folgt aussehen:
Nahrungsmittel wieder schätzen lernen
Unsere Wahrnehmung und vor allem die Wertschätzung von Nahrungsmitteln muss sich wieder grundlegend ändern. Im Jahr 1950 machten Ausgaben für Lebensmittel noch annähernd 50 Prozent des Haushaltseinkommens aus - heute sind es nur noch rund 10 Prozent. Essen ist erschwinglich, damit sinken auch die Hemmungen, etwas wegzuwerfen.
Doch nicht nur zu Hause werfen wir Lebensmittel weg. In der Landwirtschaft und im Handel entstehen hohe Verluste, wenn Obst und Gemüse aufgrund abweichender Normen bereits auf dem Feld aussortiert werden.
Geben Sie daher "Wunderlingen" eine Chance und agieren Sie präventiv gegen die Lebensmittelverschwendung: Krumme Möhren schmecken genauso gut wie Ware ohne Schönheitsfehler! Unternehmen wie etepetete, Rübenretter und Querfeld beliefern Kunden auch direkt vom Erzeuger mit Obst und Gemüse mit Makeln.
Einkaufen mit Köpfchen
Wer vorher überlegt, was auf den Tisch kommen soll, kann besser planen und passend einkaufen. Kaufen Sie nur das Nötigste. Ein zusätzlicher Blick in den Vorratsschrank hilft, Doppeleinkäufe zu vermeiden. Nehmen Sie grundsätzlich eine Einkaufsliste mit und arbeiten Sie diese Stück für Stück ab.
Übrigens: Im Gegensatz zu vielen Discountern sind auf dem Wochenmarkt auch kleinere Mengen erhältlich. Klasse statt Masse und besser für die Ökobilanz!
Richtige Lagerung
Die Lagerung hat Einfluss darauf, wie lange ein Lebensmittel haltbar bleibt. Die Aufbewahrung entsprechend der Kältezonen des Kühlschranks und in getrennten Gefäßen verlängert die Lebensdauer.
Leicht Verderbliches wie Fleisch und Fisch gehören in die kühlste Zone. Eier, Butter und Getränke brauchen es nicht ganz so kalt. Gemüse bevorzugt die Null-Grad-Fächer und Frischeschubladen moderner Kühlschränke.
Aber aufgepasst! Nicht alles gehört in den Kühlschrank - Tomaten und Brot zum Beispiel.
Darüber hinaus sollte das sogenannte FIFO-System ("First In, First Out") angewandt werden. Was zuerst in den Kühlschrank einsortiert wird, sollte auch zuerst wieder verwendet werden.
Auf die Sinne und nicht auf das MHD vertrauen
Ist das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) überschritten, bedeutet das nicht automatisch, dass das Produkt nicht mehr genießbar ist. Verwechseln Sie diese Angabe nicht mit dem Verfallsdatum!
Das MHD gibt lediglich den Zeitpunkt an, bis zu dem der Hersteller bei richtiger Lagerung die spezifischen Eigenschaften ungeöffneter Nahrungsmittel, wie beispielsweise Geschmack und Geruch, garantiert.
Vertrauen Sie stattdessen auch auf Ihre eigenen Sinne: In der Regel helfen Augen, Nase und Mund, um zu erkennen, ob das Produkt noch gut ist.
Mach's wie Oma - Lebensmittel haltbar machen
Was Großmutter schon konnte, können Sie auch! Ob Einkochen, Einlegen, Einfrieren oder Trocknen - mit diesen Verfahren machen Sie Lebensmittel länger haltbar und retten Obst und Gemüse vor der Tonne.
Reste kreativ verwerten
Waren im Restaurant die Augen wieder größer als der Hunger? Warum die Reste nicht einpacken lassen? Auch selbstgekochtes übrig gebliebenes Essen muss nicht in den Müll wandern.
Aus Resten lassen sich zudem oft leckere Mahlzeiten, Suppen, Soßen oder Shakes herstellen. Entdecken Sie neue Kreationen und Verarbeitungstechniken beispielsweise mit der Rezepte-App "Zu gut für die Tonne" - eine Initiative des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft für mehr Wertschätzung von Lebensmitteln.
Wiederverwerten und Recyceln
Viele Dinge, die Sie nach dem Gebrauch wegwerfen, können noch anderweitig weiterverwendet werden. Wussten Sie beispielsweise, was man mit Kaffeesatz alles machen kann? Zum Wegschmeißen ist er definitiv zu schade - hier haben wir die besten Tipps dazu gesammelt.
Wenn Sie einen Garten haben, können Sie Bioabfall auch kompostieren und anschließend als Dünger verwenden.
Essen retten oder spenden
Ihre Lebensmittel sind noch einwandfrei, doch Sie haben keine Verwendung mehr für sie? Dann spenden Sie sie an die Tafeln! Würden die jährlich weggeworfenen Lebensmittel dort statt im Müll landen, "dann könnte jede Tafel in Deutschland etwa 19.000 Tonnen zusätzlich an bedürftige Menschen verteilen", rechnet Jochen Brühl, Vorsitzender der Tafel Deutschland vor.
Und haben Sie schon einmal von Foodsharing-Initiativen im Netz und in sozialen Medien gehört? Dort organisieren sich Menschen, um ungewollte und überproduzierte Lebensmittel in Privathaushalten sowie Betrieben vor der Mülltonne zu bewahren.
Bei Foodsharing-Apps wie "Too good to go" hingegen können Privatleute etwa in Supermärkten, Restaurants oder bei Bäckereien kostengünstig übrig gebliebenes Essen erwerben.
Aufklärung ist die beste Prävention
Um das große Verschwenden aufzuhalten, brauchen wir ein verschärftes Bewusstsein. Doch der richtige Umgang mit Lebensmitteln will auch gelernt sein. Deshalb fordert Jochen Brühl von der Tafel Deutschland beispielsweise die Einführung eines verpflichtenden Unterrichtsfachs Ernährungsbildung an Schulen. Denn Wissen und Aufklärung ist erwiesenermaßen die beste Prävention.
Verwendete Quellen:
- Pressemitteilung Tafel: Zum Tag der Lebensmittelverschwendung
- GFK Studie "Systematische Erfassung von Lebensmittelabfällen der privaten Haushalte in Deutschland"
- Infoportal des BMLE: "Zu gut für die Tonne"
- Statistik Portal Infografik: "Anteil der Ausgaben der privaten Haushalte in Deutschland für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren an den Konsumausgaben in den Jahren 1850 bis 2017"
- BMLE: Initiative Lebensmittel wertschätzen
- Umweltbundesamt: Weniger Lebensmittel wegwerfen
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