Für die einen sind sie das Nonplusultra eines ordentlichen Gartens, für andere einfach nur eine Verschandelung: Schottergärten spalten schon immer die Gemüter. Nun hat Baden-Württemberg als erstes Bundesland ein Gesetz erlassen, das die Kies-Anhäufungen auf Privatgrundstücken ganz klar verbietet. Das gefällt nicht jedem Häuslebauer.

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Sie sind pflegeleicht, unkrautfrei und sehen einfach sehr ordentlich aus: Schottergärten erfreuen sich bei vielen Hausbesitzern in Deutschland großer Beliebtheit. Vor allem Naturschützern sind die Kiesgärten jedoch schon lange ein Dorn im Auge.

Nun sollen sie - zumindest in Baden-Württemberg - ganz aus den Wohngebieten verschwinden.

Die grün-schwarze Landesregierung brachte am Mittwoch ein neues Gesetz für mehr Artenschutz auf den Weg, das unter anderem das Aufschütten von Schottergärten auf Privatgrundstücken verbieten soll.

Etwas kurios: Derartige Kieslandschaften sind in Baden-Württemberg eigentlich ohnehin nicht erlaubt. "Dass die Schottergärten eigentlich verboten sind, ist den meisten nicht bekannt", erklärte ein Sprecher des Umweltministeriums laut SWR. In der Gesetzesnovelle soll das Verbot nun klargestellt werden.

Schon angelegte Schottergärten müssen entfernt werden

Wer bereits einen Schottergarten vor seinem Haus angelegt hat, müsse diesen tatsächlich beseitigen oder umgestalten, erklärte der Ministeriumssprecher weiter. Man setze vor allem auf Kooperation und Einsicht der Eigentümer, ansonsten würden Kontrollen und Anordnungen drohen.

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Darüber hinaus sieht das Gesetz vor, dass der Einsatz von chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel bis 2030 um 40 bis 50 Prozent reduziert werden soll. Ab 2022 ist zudem der Pestizideinsatz in Naturschutzgebieten verboten.

Naturschützer feiern das neue Gesetz, das durch das Volksbegehren "Rettet die Bienen" in Gang gesetzt wurde. "Uns fällt ein Stein vom Herzen – der Schutz der Biodiversität hat einen starken Anker im Landesgesetz erhalten", kommentierte der Landesvorsitzende das Naturschutzbundes Johannes Enssle die Entscheidung laut "bund-bawue.de". "Das ist ein Tag zum Feiern für den Naturschutz."

Der Imker und Initiator des Volksbegehrens Tobias Miltenberger sieht die Lage dennoch weiter kritisch. "Das ist ein guter Kompromiss, aber wir dürfen jetzt nicht stehen bleiben", sagte er laut "Bild.de". "Das Artensterben wird durch das Gesetz nicht aufgehalten, die Lage ist dramatisch."

Während viele Landwirte nach dem Volksbegehren bereits Sturm gegen ein radikales Pestizidverbot gelaufen waren und bei der Kompromissfindung ins Boot geholt wurden, stößt vielen Hausbesitzern das Schottergartenverbot sauer auf.

Ärger über Gesetz in den sozialen Netzwerken

In den sozialen Medien bemängeln viele, dass sie über die Gestaltung ihres eigenen Grund und Boden selbst entscheiden möchten.

Dass Schottergärten jedoch den Lebensraum von vielen Tieren zerstören, interessiert dabei offenbar nicht jeden.

Es ist jedoch gut möglich, dass Baden-Württemberg nicht das einzige Bundesland bleibt, in dem die Kieslandschaften verboten werden. Auch in Nordrhein-Westfalen starten die Naturschutzverbände gerade eine Volksinitiative gegen das Artensterben, einige bayerische Städte haben und wollen ebenso Verbote erlassen. In Dortmund sind die Steingärten für Neubauten in den Stadtteilen Hombruch und Wickede bereits verboten. Erlangen hat Schottergärten bei Neu- und Umbauten bereits im Februar untersagt, Würzburg will als zweite bayerische Stadt nun nachziehen.

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