Wenn Dein tierischer Mitbewohner plötzlich Anzeichen einer Hypoglykämie zeigt, zählt jeder Moment. Denn eine Unterzuckerung kann schnell Lebensgefährlich werden. DeineTierwelt erklärt, was Du sofort tun kannst, um den Zustand zu stabilisieren, und warum Dein Tier dann auf jeden Fall zum Tierarzt muss.

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Dein tierischer Mitbewohner taumelt oder geht seltsam? Verhält sich plötzlich aggressiv, verwirrt, müde oder lethargisch? Ist unruhig und hat ständig Durst und Hunger? Seine Muskeln zittern oder verkrampfen? All diese Symptome sind Anzeichen für eine Unterzuckerung.

Die sogenannte Hypoglykämie tritt immer dann auf, wenn nicht genügend Glukose oder Zucker im Blutkreislauf vorhanden ist, um die normalen Körperfunktionen aufrechtzuerhalten. Glukose ist die primäre Energiequelle für alle Körperzellen – fehlt diese, kann es lebensbedrohlich werden. Eine Unterzuckerung ist daher immer ein Notfall, der sofort behandelt werden muss.

Dass nicht genügend Glukose produziert wird, ist besonders bei an Diabetes erkrankten Haustieren immer wieder zu beobachten. Diabetes ist eine krankhafte Störung des Zuckerstoffwechsels und muss sowohl bei uns Menschen als auch bei unseren tierischen Freunden ärztlich behandelt werden.

Die über die Nahrung aufgenommenen Kohlenhydrate werden im Dünndarm in Zuckermoleküle aufgespalten und dann über das Blut zu den verschiedenen Organen transportiert. Dort werden sie von den Zellen als "Brennstoff" aufgenommen. Damit sich die Zellen für die Zuckermoleküle öffnen, wird das Hormon Insulin benötigt. Wird dieses jedoch nicht ausreichend in der Bauchspeicheldrüse produziert, reichern sich die Zuckermoleküle im Blut an, anstatt von den Zellen aufgenommen zu werden. Der Blutzuckerspiegel ist dadurch dauerhaft erhöht, während die Zellen gleichzeitig unter Energiemangel leiden und "verhungern".

Unterzuckerung: Häufigster diabetischer Notfall

"Diabetes mellitus" zählt bei Hunden und mittlerweile auch bei Katzen zu einer der häufigsten Stoffwechsel-Erkrankungen überhaupt. Je nach Region können schätzungsweise eine von 300 Hunden und eine von 230 Katzen im Laufe ihres Lebens an Diabetes erkranken. Die Tendenz ist steigend.

Hat der Tierarzt erst einmal anhand bestimmter Urin- und Blutuntersuchungen Diabetes festgestellt, ist eine dauerhafte Änderung in der Tagesroutine wichtig. Die Diabetes-Therapie sieht vor, dass der tierische Patient täglich zwei Mahlzeiten in gleichmäßigen Abständen und zu gleichbleibenden Zeiten erhalten sollte. Für jede Mahlzeit wird eine ähnliche Kalorienzahl empfohlen, um den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren. Auch die Qualität des Futters ist wichtig. Ideal ist eine ausgewogene, fleischbasierte und frische Ernährung.

Honig könnte der Retter in der Not sein.
Honig könnte der Retter in der Not sein. © Foto: unsplash.com/JSB Co. (Symbolfoto)

Gerade für Diabetes-Haustiere ist viel Bewegung wichtig, denn dadurch können die Muskeln das Insulin besser aufnehmen und verwerten. Gleichzeitig senkt sich der Blutzuckerspiegel besser ab. Hochleistungssport muss allerdings vermieden werden, gut ist die Bewegung nach dem Motto: "regelmäßig und mäßig".

Und schließlich ist die dauerhafte Zugabe des Hormons Insulin notwendig, in den meisten Fällen mittels eines "Insulin-Pen". Durch "Hometesting" oder "Homemonitoring" sollte vor jeder Insulin-Injektion der Glukosewert im Blut gemessen werden. Die Menge der Insulin-Abgabe erfolgt nach genauer, vorheriger Berechnung. Zur erstmaligen Einstellung ist oftmals ein stationärer Aufenthalt des pelzigen Patienten notwendig.

Doch trotz aller Sorgfalt kann es immer wieder zu diabetischen Notfällen kommen, von denen der häufigste die Unterzuckerung ist. "Hypoglykämie" entsteht entweder durch eine Überdosis Insulin, durch eine zu geringe Futteraufnahme nach der Insulin-Abgabe oder durch übermäßige Anstrengung. Da Unterzuckerung lebensbedrohlich sein kann, hat eine ausgefallene Insulindosis weniger schwerwiegende Konsequenzen als eine Insulinüberdosis.

Unterzuckerung: Was Du im Notfall tun kannst

Wenn Dein pelziger Begleiter Diabetes hat und sich seltsam und ungewohnt verhält oder sogar das Bewusstsein verloren hat, könnte die Ursache dafür eine Unterzuckerung sein. Warte dann nicht lange ab, sondern befolge die folgenden Schritte:

  • Bei Bewusstlosigkeit: Reibe sofort einen Esslöffel Honig oder Zuckersirup auf das Zahnfleisch oder in die Backentaschen. Kontaktiere anschließend Deinen Tierarzt.
  • Kommt das Bewusstsein danach nicht zurück oder sind sogar Krämpfe zu beobachten, fahre sofort mit Deinem Vierbeiner zum Tierarzt.
  • Halte Deinen vierbeinigen Begleiter ruhig, jede Bewegung senkt den Blutzucker weiter.
  • Erlangt Dein tierischer Freund langsam das Bewusstsein zurück und ist in der Lage zu schlucken, füttere ihn mit Honig oder Zuckersirup, bis er wach genug ist, um selber zu fressen.
  • Ist Dein Vierbeiner wieder vollständig wach, füttere ihn mit der nächsten geplanten Mahlzeit, anstatt bis zur eigentlichen Fütterungszeit zu warten.
  • Miss im Abstand von einer Viertelstunde immer wieder die Zuckerwerte.
  • Gib vorerst kein Insulin mehr und besprich mit Deinem Tierarzt die weitere Vorgehensweise.

Bist Du mit Deinem zuckerkranken Begleiter unterwegs, solltest Du immer etwas Süßes dabei haben. Bewährt haben sich kleine Portionen Honig oder Traubenzucker-Dragees. Bemerkst Du die typischen Anzeichen einer Unterzuckerung, helfen Dir wenigstens diese Hausmittel Deinen Vierbeiner so lange zu stabilisieren, bis Du professionelle Hilfe von einem Tierarzt oder in einer Tierklinik in Anspruch nehmen kannst.

In professionellen Händen wird zuerst der Blutzucker Deines pelzigen Freundes überprüft und ihm bei Bedarf intravenöse Zuckerlösungen verabreicht. In den meisten Fällen erholen sich die Haustiere dann schnell wieder. Erfolgt jedoch keine Behandlung, kann eine Unterzuckerung tödlich enden.

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Wichtiger Hinweis: Unsere Ratgeber ersetzen nicht die veterinärmedizinische Beratung bei Deinem Tierarzt. Sie dienen lediglich der Information und sollen einen Überblick über Krankheiten, Verletzungen und deren Behandlung liefern. Wenn Dein Tier Symptome zeigt, die auf Verletzungen, Krankheiten oder Unwohlsein hinweisen, solltest Du unbedingt eine Tierarztpraxis oder eine Tierklinik aufsuchen.  © Deine Tierwelt

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