Pferde hat sie schon immer geliebt. Heute hat die 31-Jährige ihren eigenen Stall, fünf Pferde – und die "verdienen" auch mit ihr zusammen das Geld. Denn Beatrix ist Influencerin, hat 194.000 Fans auf Instagram. pferde.de sprach mit ihr über schnellen Erfolg – und wie er bleibt, was Pferde ihr bedeuten und wie viel Arbeit sie täglich hat.

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Die Liebe zu Pferden begann in der ersten Klasse: "Damals durfte ich auch endlich Reitunterricht nehmen", erinnert sich Beatrix Hentschel. Und schnell hatte ein Pony ihr Herz erobert. "Es wurde mein Pflegepony, das ich abgöttisch geliebt habe." Doch irgendwann wurde sie zu groß und damit hieß es: runter vom Pony. "Da wollte ich auch mit dem Reiten nichts mehr zu tun haben", sagt sie.

Stattdessen machte sie eine Ausbildung zur Physiotherapeutin, lernte Martin kennen und lieben, heiratete. Pferde? Spielten keine Rolle in ihrem Leben. Bis ein Zufall ihr Leben auf den Kopf stellte. "Der beste Freund meines Mannes hatte eine neue Freundin – und sie lebte auf einem Bauernhof", so Hentschel. "Sie hatte auch Pferde auf dem Hof, zog mich gleich mit in den Stall." Schon ein Blick auf ihre Pferde habe gereicht und die alte Liebe sei wieder da gewesen.

Influencer? Kannte man damals noch gar nicht

"Danach habe ich wieder Reitunterricht genommen", erzählt die Pferde-Liebhaberin. Dabei war das gar nicht so einfach. "Bei uns in der Nähe gab es genau einen Hof, auf dem es ein Pferd für erwachsene Reitschüler gab. Und ich merkte schnell: Zwischen dem Pferd und mir passte es einfach nicht." Doch diesmal gab sie nicht auf. "Ich habe mir deshalb schnell ein eigenes Pferd gekauft", erzählt sie lachend.

Lacros war ihr erstes Pferd.
Lacros war ihr erstes Pferd. © Foto: privat

So kam Lacros zu ihr, ein Deutsches Sportpferd, gerade vier Jahre alt. Typisch Pferdemädchen liebte sie es, ihr Pferd immer schick anzuziehen. "Damals schwappte gerade der Instagram-Boom von Amerika nach Deutschland", erinnert sie sich. "Ich hatte ein eigenes Profil, aber ich wollte so gerne viel von Lacrosse posten. Also habe ich einen neuen Account aufgemacht und dort Fotos von den coolen Pferde-Outfits gezeigt." Hentschel lacht: "Für mich war das alles ein Riesen-Spaß." Ahnte sie, dass sie damit einmal Geld verdienen könnte? Hentschel schüttelt den Kopf. "Influencer? Kannte man damals noch gar nicht."

"Ich muss Qualität liefern"

Aber ihr "Pferde-Account" kam sofort an, schnell hatte sie immer mehr Abonnenten. "Und dann habe ich plötzlich das erste Mal Ware zugeschickt bekommen. Das war schon cool – so musste ich mir das nicht kaufen", sagt sie. Kurz danach gab es dann auch die erste Kooperation. "Das war natürlich toll. Trotzdem habe ich nicht daran gedacht, dass das mal mein Job werden könnte." Beruflich hatte sie damals nichts mit Pferden zu tun. "Mein Mann und ich haben ein Apartmenthaus, ich habe die Verwaltung gemacht."

Vor sechs Jahren kam dann das zweite Pferd zu ihr: Q, damals vier Jahre, eine bunte Fuchsstute. Dazu bekam sie immer mehr Kooperationsangebote. "Langsam wurde klar: Wenn ich es weitermachen will, muss ich es auch weiter richtig machen. Und brauche dafür deutlich mehr Zeit." Denn einfach mal schnell in den Stall fahren, kurz ein Foto machen und das dann posten – so geht es nicht mehr. "Ich muss Qualität liefern – für meine Abonnenten und natürlich auch für meine Kunden."

Beatrix steht nicht gerne im Mittelpunkt

Längst reicht es nicht mehr, nur das Pferd im schicken Outfit zu zeigen, immer mehr muss auch Beatrix Hentschel vor die Kamera. "Das war zuerst schon eine Überwindung für mich. Ich bin zwar extrovertiert, aber ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt. Ich möchte nicht, dass die ganze Aufmerksamkeit auf mir liegt", sagt sie.

Doch von dem Traum-Leben eines Pferdemädchens ist sie noch weit entfernt. "Wir wohnten damals mitten in Leipzig und wollten dort nie weg. Wir hätten uns nicht vorstellen können, dass wir mal ‚aufs Land‘ ziehen", sagt sie. Doch wieder einmal ist es ein Besuch bei Freunden, der alles ändert. "Wir besuchten Freunde, die auf dem Land leben. Da sagte mein Mann plötzlich: So könnte ich mir das auch vorstellen. Und dann suchte er hinter meinem Rücken nach einem Grundstück." Hentschel lacht: "Der Reiterhof-Traum – das war seine Idee…"

Ihr Leben dreht sich zu 90 Prozent um die Pferde.
Ihr Leben dreht sich zu 90 Prozent um die Pferde. © Foto: privat

Das Leben dreht sich zu 90 Prozent um Pferde

Tatsächlich wird er fündig. "Aber die Nachbarn dort machten uns keine große Hoffnung. Es gab schon mehrere Bauanträge für das Grundstück und bislang wurden alle abgelehnt. Trotzdem haben wir einen Antrag gestellt – und der wurde durchgewunken", blickt sie zurück. So begann 2018 der Traum vom eigenen Haus mit eigenem Stall. Wenn man einen eigenen Stall mit sieben Boxen hat – dann kann man doch auch noch ein Pferd mehr haben…

Am Valentinstag 2020 kam Floh (5) zu ihr, nur acht Monate später ist auch Baby Q (4) dazugestoßen, im Sommer 2021 folgte dann Lanea (6) und seit November 2022 ist auch Fritz (10) bei ihr. Die Pferde geben den Rhythmus vor: Morgens um 7 Uhr geht es los, dann werden die Pferde gefüttert und kommen anschließend auf die Koppel. Abends um 19 Uhr dreht sie die letzte Runde durch den Stall. "Unser Leben dreht sich jetzt zu 90 Prozent um die Pferde", sagt Hentschel. "Das war nie so geplant – aber es ist das beste Leben überhaupt!"

Viel Zeit braucht sie auch für ihren Job als Influencerin. Mit 194.000 Followern auf ihrem Instagram-Account verdienen ihre Pferde zwar theoretisch mit – die Arbeit muss sie aber alleine machen. Und die hat es in sich. "Die Beiträge müssen geplant werden, Absprachen treffen, Verträge schreiben – das alles kostet viel Zeit und niemand sieht es." Dazu müssen die Beiträge produziert werden. Das geht manchmal zügig, aber in einem 15-Sekunden-Video stecken auch bis zu vier Stunden Arbeit.

Für Beatrix gilt: Sie muss immer selbst ran

Dass viele Pferdemädchen sie beneiden – das ist Beatrix Hentschel durchaus bewusst. "Ich bin auch dankbar für das Leben, das ich leben darf", sagt sie. Aber nur auf Wolken schwebt sie auch nicht. "Ich bin ja als Influencerin selbstständig. Wenn ich in einer Firma arbeiten würde, hätte ich Kollegen, die einspringen, wenn ich mal krank bin. Für mich gilt aber: Ich muss immer ran. Auch an Tagen, an denen es mir mal nicht so gut geht."

Überhaupt: Wie viel Arbeit das bedeutet, "das ist nicht jedem bewusst. Meine Instagram-freien Tage in den letzten Jahren kann ich an einer Hand abzählen. Und mein Job und mein Privatleben haben keine klare Grenze, das ist ein fließender Übergang", betont Hentschel.

Ihr Tipp: Bleibt bei den Themen, die euch interessieren

Täglich postet sie mehrere Storys – das kommt an. Wie sie sich ihren Erfolg erklärt? "Ich bin authentisch, bleibe aber bei den Themen, die mich interessieren", sagt Hentschel. Neben Pferden sind das Sport und Ernährung. "Auch Umweltschutz ist mir wichtig, dazu poste ich auch was." Doch wenn es zum Beispiel ganz allgemein um Nachhaltigkeit geht, hält sie sich lieber zurück. "Sie ist sehr wichtig und ich versuche auch, nachhaltig zu leben. Aber ich weiß auch, dass ich da kein echtes Vorbild bin. Da gibt es andere Menschen, die glaubwürdiger sind."

Denn Glaubwürdigkeit ist ihr sehr wichtig. "Ich will so offen wie möglich sein", sagt Hentschel. Trotzdem merkt sie, dass es auch Grenzen gibt. "Weil ich ja auch viel poste, glauben einige auch, dass sie mich genau kennen. Nach dem Motto: Ich sehe sie jeden Tag, also kenne ich sie auch. Aber Instagram ist nicht das echte Leben. Hier zeigt jeder nur das, was er zeigen möchte", sagt sie.

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Ihr sei auch bewusst, dass sie nicht ewig als Influencerin arbeiten kann. "Deshalb bauen wir uns geschäftlich auch andere Standbeine auf." Dazu gehört zum Beispiel auch ein Online-Marketing-Unternehmen. Denn eins steht für sie fest: Ihr Leben auf dem Pferdehof will sie behalten. "Meine Pferde machen mich einfach glücklich. Ich will nicht mehr ohne sie sein."   © Pferde.de

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