Der Donnerstag könnte bald der neue Freitag sein. Zumindest, wenn es nach Befürwortern der Vier-Tage-Woche geht. Seit einigen Monaten liefern sich Verfechter und Kritiker einer kürzeren Arbeitswoche hitzige Diskussionen. Welche Argumente für und gegen den Vorstoß gibt es? Und was denken unsere Leserinnen und Leser über das Thema?

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Vier-Tage-Woche: Wer spricht sich aktuell dafür, wer dagegen aus?

Was würde die Vier-Tage-Woche für Deutschland bedeuten? Wie sinnvoll ist die Idee? Und wie könnte sie umgesetzt werden - mit 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich, weniger Lohn oder längeren Arbeitszeiten? An diesen Fragen scheiden sich die Geister.

Auch innerhalb der Ampel ist man uneins: Wäre eine Vier-Tage-Woche Fluch oder Segen – oder irgendwas dazwischen? Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken hatte das Thema vor einigen Monaten wieder aufgebracht, ihre Partei steht hinter dem Vorschlag. Auch die Grünen sprechen sich für die Vier-Tage-Woche aus. Die FDP ist gegen die Idee und auch die Union hält nichts von einer verkürzten Arbeitswoche.

Ein ähnliches Bild in der Wirtschaft: Aktuell fordert die Gewerkschaft IG Metall eine Vier-Tage-Woche bei 32 Arbeitsstunden und vollem Lohnausgleich. Der Arbeitgeberverband BDA auf der anderen Seite positioniert sich gegen den Vorstoß.

Stichhaltige Argumente gibt es auf beiden Seiten. Doch welche sind das konkret?

Argumente, auf die sich Befürworter stützen

Befürworter der Vier-Tage-Woche betonen die Vorzüge, die eine neue Regelung der Wochenarbeitszeit aus ihrer Sicht mit sich bringen würde:

  • Sie sprechen von einer steigenden Motivation bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die letztlich zu mehr Produktivität an den verbleibenden Arbeitstagen führen würde.
  • Das Modell hätte zudem den Vorteil, Freizeit, Familie und Arbeit besser miteinander vereinen zu können.
  • Das mache die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht nur zufriedener, sondern auch gesünder, da so nicht nur Stress und Burnout entgegengewirkt würde, sondern auch das Unfallrisiko, das bei längeren Arbeitszeiten höher sei, gesenkt würde.
  • Die Verfechter stützen sich bei den genannten Vorteilen oft auf Untersuchungen aus Großbritannien, wo die Vier-Tage-Woche in einem Praxistest erprobt wurde. Von den 61 Unternehmen, die die Vier-Tage-Woche ein halbes Jahr lang testeten, wollten 56 auch weiterhin an dem Modell festhalten. Ein ähnliches Projekt läuft derzeit in Deutschland an.

Was Kritiker gegen die Vier-Tage-Woche vorbringen

Am Vorschlag, die Arbeitswoche um einen Tag zu verkürzen, gibt es auch Kritik. Was hier häufig angeführt wird:

  • Eine Vier-Tage-Woche sei nicht in jeder Branche möglich. Als Beispiele werden hier oft Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen genannt.
  • Außerdem könne sich durch das Modell der Fachkräftemangel noch weiter verschlimmern.
  • Ein weiteres Argument gegen die Vier-Tage-Woche: Es sei damit nicht möglich, den Wohlstand in Deutschland zu erhalten. Diesen Einwurf hatte FDP-Chef und Finanzminister Christian Lindner gebracht.

Für detaillierte Analysen der Vier-Tage-Woche und den Positionen dazu lesen Sie auch:

So denken unsere Leserinnen und Leser über die Vier-Tage-Woche

Die Debatte um die Vier-Tage-Woche bewegt viele Menschen. Daher wollten wir von unseren Leserinnen und Lesern wissen: "Was halten Sie von der Vier-Tage-Woche?"

Die Zuschriften, die uns erreicht haben, waren sehr unterschiedlich: von knappen Positionierungen zum Thema bis hin zu sehr ausführlichen Antworten. Auch Menschen, die bereits Erfahrung mit der Vier-Tage-Woche gemacht haben, meldeten sich bei uns.

Wir haben eine Auswahl der Nachrichten unserer Leserinnen und Leser aufbereitet. Es handelt sich dabei nicht um eine repräsentative Darstellung. Stattdessen wollten wir verschiedene Standpunkte zum Thema abbilden.

Zuschriften von Leserinnen und Lesern, die bereits Erfahrung mit der Vier-Tage-Woche gemacht haben

  • "Vier-Tage-Woche, unbedingt ja! Ich arbeite schon 4 Tage bei 35 Stunden. Auf jeden Fall mehr Lebensqualität!" Ina
  • "Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Nach der Beanspruchung an den vier Tagen braucht der Organismus mehr Zeit zur Regeneration. Lediglich das Entfallen der Fahrzeit am fünften Tag war der positive Effekt." Iris
  • "Vor 25 Jahren hatte ich als KFZ-Mechaniker in der Vier-Tage-Woche gearbeitet. […] Wenn der freie Tag in der ersten Woche Montag war, so war es in der nächsten Woche der Dienstag usw. Wenn man den Freitag frei hatte und den darauffolgenden Montag auch, war es ein schönes langes Wochenende. In vielen Bereichen kann es laufen. Es schafft auch Arbeitsplätze. [...] Doch ohne den Mitarbeiterstamm zu erhöhen, würde einiges der Arbeiten nicht erledigt werden können." Claus-Peter
  • "Ich arbeite bereits nur noch vier Tage, habe weniger Gehalt, lebe aber besser und bin nicht immer gestresst! Ich möchte es nie mehr anders. Bin also voll dafür, es sollte das Angebot geben, und jeder kann entscheiden, ob er es annimmt oder nicht." Gabriele
  • "Ich arbeite als Metallbauer in einer Maschinenfabrik. Wir haben schon seit Anfang des Jahres die Vier-Tage-Woche. Wir leisten jeden Tag neun Stunden und kommen so auf 36 Stunden die Woche. Vorher hatten wir 37. Eine Stunde weniger arbeiten, heißt auch, eine Stunde weniger bezahlt bekommen. Von einem Lohnausgleich halte ich persönlich nichts. Jeder sollte den Lohn bekommen bei der Arbeit, die er leistet. Ich denke mal, dass mein Chef auch nichts zu verschenken hat und in dieser schweren Zeit mit den hohen Energiekosten auch jeden Cent zweimal umdrehen muss." Dennis

Zuschriften mit Zustimmung für die Vier-Tage-Woche

  • "Ich bin für die Einführung der 4-Tage-Woche! Dabei darf es aber keine Abstriche am Einkommen geben. In vielen Bereichen kommen Berufstätige schon heute kaum mit dem Lohn zurecht, dem gegenüber stehen natürlich auch Menschen, die zugunsten von mehr Freizeit auch mit weniger auskommen würden und wollen. Weniger Einkommen bedeutet auch weniger Kaufkraft, weniger Einkommenssteuer [...]. Andererseits bedeutet weniger Arbeitszeit auch mehr Erholung, weniger Stress und Krankheit, Zeit für Familie, Hobby, Kultur Bildung. Mehr Lebensqualität! Daraus folgen mehr Elan und Leistungsfähigkeit! Unsere Wirtschaft wird nicht zusammenbrechen mit weniger Arbeitszeit - das Gegenteil wäre eher anzunehmen." Regina
  • "Ich bin Krankenschwester und halte von der Vier- oder möglicherweise sogar Drei-Tage-Woche sehr viel! Diese Schichtarbeit kann gerne auf zwei Schichten pro Tag reduziert werden. Dann arbeitet man halt zwölf Stunden an drei Tagen hintereinander und hat dann vier Tage lang frei. Oder einen Tag arbeiten, einen Tag frei. Ein großer Teil der Kollegen meldet sich ständig krank. Bei einer Drei- oder Vier-Tage-Woche mit mehr Freizeit werden sich sicher weniger Menschen krankmelden, weil sie mehr vom Leben haben." Nicole
  • "Ich bin der Meinung, dass die Vier-Tage-Woche gerade für ältere Arbeitnehmer eine echte Bereicherung wäre. Ein normales Wochenende reicht manchmal nicht aus, wenn man erschöpft ist oder Schmerzen durch Überanstrengung hat. Damit würde man zumindest unter älteren Mitarbeitern den Krankenstand deutlich reduzieren." Wilfried
  • "Entscheidend ist die Frage, ob die Leistung, die dann in vier Tagen verlangt wird, die gleiche sein soll wie bisher in fünf Tagen. Dann würde sich das Problem für die Arbeitnehmer verschlimmern. Wenn allerdings bei einer Vier-Tage-Woche das Leistungspensum im selben Verhältnis, also um zwanzig Prozent gesenkt wird, stellt sich die Frage, ob der Lohn gleichbleiben oder ebenfalls um zwanzig Prozent sinken soll. Da die Reallöhne seit der Jahrtausendwende nur sehr wenig gestiegen sind und da die Inflation Löhne und Sparguthaben erheblich entwertet, ist die Mehrzahl der Arbeitnehmer auch in finanzieller Hinsicht an der Belastungsgrenze. Als Lösung bietet sich eine steuerliche Umverteilung von den stark gestiegenen Unternehmensgewinnen und Großvermögen zu den Arbeitnehmern an. Das wäre eine dankbare Aufgabe für unsere sozialdemokratische Bundesregierung. Also ein klares Ja zur Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich, der durch angemessene Besteuerung von Unternehmensgewinnen und großen Vermögen finanziert wird." Jörg
  • "Eine Vier-Tage [...] wird nicht nur in den körperlich, sondern ebenfalls in den geistig anstrengenden Berufen benötigt. [...] Für den Arbeitgeber könnte dies auch Entlastung bedeuten, Arbeitszeitkürzung statt Gehaltserhöhung, mehr Freizeit statt mehr Lohn wäre für einige ganz sicher denkbar. Statt einer Vier-Tage-Woche wäre auch eine Fünf-Tage-Woche mit jeweils sechs Arbeitsstunden und einer kurzen Frühstückspause sehr sinnvoll [...]. Vorteile: Man ist fitter und schafft mehr, weil das Nachmittagstief wegfällt, also Anstieg der Produktivität bei gleichem Pensum an Arbeit, die geschafft wird." Carmen
  • "Ich arbeite seit über drei Jahren in Teilzeit, 33 Stunden die Woche, um mich mit meiner Frau besser in Haushalt und Kinderbetreuung einteilen zu können. Der geringere Verdienst dabei ist akzeptabel, weil der Gewinn an Zeit für Familie und Freizeit es mir wert ist. Die Forderung der Gewerkschaften nach vollem Lohnausgleich ist da recht verlockend. Dabei würden aber halt die Kosten voll bei den Arbeitgebern hängen bleiben. Da könnte doch ein guter Kompromiss sein, die Kosten zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer aufzuteilen, zum Beispiel hälftig. Für wichtig halte ich außerdem eine hohe Flexibilität und Freiwilligkeit. So sollte die Vier-Tage-Woche eine Wahlmöglichkeit für Arbeitnehmer sein, z. B. mit Varianten von mehr freien Tagen zwischen Schichten, einem kürzeren Arbeitstag oder der eigentlichen Vier-Tage-Woche." Philipp

Zuschriften mit Gegenstimmen zur Vier-Tage-Woche

  • "Die Gedanken zur Vier-Tage-Woche sind völliger Schwachsinn und ein Untergang für die Wirtschaft, da der Leerlauf mit arbeitswilligen Arbeitskräften ergänzt werden müsste, die aber ja jetzt schon fehlen. Finanziell für die Arbeitgeber nicht zu verkraften. Warum hat denn die Wirtschaft in den 70er - 90er Jahren so geboomt? Weil wir mit Überstunden die Produktion erhöht haben und nicht verringert." Bernd
  • "Wir haben durch Homeoffice in Deutschland doch schon die Drei-Tage-Woche, wenn man es genau nimmt. Zu Hause wird nur noch nebenbei gearbeitet. […] Eine Generation hat für unseren Wohlstand gesorgt, die andere verwaltet, die letzte verheizt es." Andi
  • "Ich halte nicht viel von der Vier-Tage-Woche. Jeder, der das fordert, muss sich darüber im Klaren sein, dass es dann überall und in jedem Bereich eine Vier-Tage-Woche gibt. Auch bei Arztpraxen, Krankenhaus, Apotheken, Müllabfuhr, Tankstellen, etc. […] Jeder will das natürlich gerne für sich selbst. Verlangt aber, dass weiterhin alles die ganze Woche so weiter läuft wie bisher." Uwe
  • "Wie fänden Sie es, wenn Sie Ihren Hausarzt, Zahnarzt, Tierarzt nur noch an vier Tagen in der Woche erreichen? Ich bin selbständige Tierärztin in eigener Praxis. Seit 12 Jahren habe ich selbst eine Sechs-Tage-Woche. [...] Ich arbeite in den Notdiensten ohne Helferin, gelegentlich hilft meine Familie dann aus. […] Das Gesundheitssystem ist personell so unterbesetzt und der Bedarf an medizinischer Versorgung so groß, dass eine Vier-Tage-Woche überhaupt nicht realisierbar ist. Dasselbe gilt auch für den Pflegenotstand in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Altenheimen. Der Applaus von den Balkonen hat nicht geholfen. Work-Life-Balance ist in diesen Berufen so gar kein Thema. Corona hätte eine Chance sein können, so vieles zu überdenken. Leider ist alles beim Alten geblieben. Wer eine Vier-Tage-Woche für sich wünscht (und wer tut das nicht...), sollte um sämtliche medizinische Berufe einen großen Bogen machen." Stefanie
  • "Meiner Meinung nach ist es kontraproduktiv, da uns jetzt schon Fachkräfte fehlen." Manuela
  • "Ich bin 28 und Gärtnermeisterin. Meiner Meinung nach ist die Vier-Tage-Woche zwar möglich, aber keinesfalls für alle Jobs und nicht für alle Arbeitnehmer. Krankenhauspersonal, Feuerwehr, Kindergärtner*innen und auch ich als Gärtnerin - um nur ein paar wenige aufzuzählen - wir können das nicht. [...] Die Frage, die sich mir stellt ist - Ist es "fair" gegenüber den Menschen, die es nicht können, eine Vier-Tage-Woche einzuführen, weil plötzlich ein paar Berufsgruppen sagen, bei uns geht das - arbeite doch für uns?" Julia
  • "Ich würde lieber bei der Fünf-Tage-Woche bleiben und wieder die Sechs-Tage in der Schule einführen. Die Schüler hätten wieder mehr Zeit für (Sport)Vereine und Hobbys am Nachmittag. Die Eltern einen Schulkinder-freien Vormittag, den sie bei der Vier-Tage-Woche wohl auch hätten. In vielen Bereichen wird sowieso flexibel gearbeitet - wir sollten keine Grundsatzdiskussion daraus machen. Generell meine ich, die Menschen sind oder werden nicht glücklicher, wenn sie weniger arbeiten bzw. länger am Stück frei haben. Für viel wichtiger als die Vier-Tage-Woche halte ich gegenseitigen Respekt und Wertschätzung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer." Christoph

Verwendete Quellen:

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