Mit dem Ende der Strompreisbremse steigen für manche Haushalte die Stromkosten. Wir erklären, wann es sich für dich lohnt, jetzt schnell nach einem neuen Anbieter zu suchen.

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Zum Jahreswechsel endete die Strompreisbremse, welche seit Januar 2023 den Strompreis für Privatkund:innen auf 40 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt hatte. Zwar sind inzwischen die Preise am Strommarkt längst wieder gesunken, so dass das Auslaufen der Preisbremse für viele Haushalte keine Auswirkungen hat.

Aber manche Verbraucher:innen könnten jetzt trotzdem höhere Kosten treffen:

  • Vor allem Kund:innen der Grundversorger – meist der Stadtwerke – zahlen oft mehr als nötig und ab Januar vielerorts noch mehr: Die Tarife liegen teils noch über den 40 Cent/kWh der Strompreisbremse.
  • In bestehenden Verträgen zahlt man oft deutlich mehr als in neu abgeschlossenen Verträgen.

Viele Kund:innen haben vermutlich noch vor Weihnachten Post vom Stromversorger bekommen. Denn viele haben zum neuen Jahr ihre Preise gesenkt oder das geplant und im Dezember ihre neuen Tarife angekündigt. Falls bei dir nichts angekommen ist: Es kann sich lohnen, jetzt noch schnell beim Stromanbieter anzurufen und nach den neuen Tarifen seit 1. Januar zu fragen. So weißt du, auf welcher Grundlage du Preise vergleichen kannst.

Strom vom Grundversorger: hohe Preise – aber kurze Kündigungsfrist

Laut Monitoringbericht der Bundesnetzagentur beziehen insgesamt rund 60 Prozent der Haushalte in Deutschland ihren Strom vom Grundversorger. Etwa ein Viertel der Haushalte stecken im Grundversorgungstarif, etwa ein weiteres Drittel hat abweichende Tarife beim Grundversorger abgeschlossen.

Strom vom Grundversorger, also in dem meisten Städten von den Stadtwerken, beziehen viele Kund:innen ohne weiter drüber nachzudenken. Denn beim Grundversorger landet man, wenn man keinen anderweitigen Vertrag abschließt, etwa beim Umzug in eine neue Wohnung. Auch, wenn der bisherige Energieversorger den Vertrag kündigt, springt der Grundversorger ein.

Grundsätzlich ist das gut, denn: So ist sichergestellt, dass (fast) alle Haushalte mit Strom versorgt sind, auch wenn sie sich nicht aktiv um einen Vertrag bei einem bestimmten Anbieter kümmern.

Aber: Die Grundversorger haben im Standardtarif nicht nur meist keinen Ökostrom – sie haben aktuell mit die höchsten Arbeitspreise für Gas und Strom am Markt. Zwar haben nun viele zum Jahreswechsel niedrigere Preise angekündigt, doch die Preise sind immer noch hoch und die Spanne ist enorm: Laut Verbraucherzentrale NRW reicht sie beim Strom von knapp 30 bis über 55 Cent/kWh.

"Zwar haben Energieversorger unterschiedliche Beschaffungsstrategien, die gewisse Preisdifferenzen erklären können. Dennoch sind die großen Unterschiede verwunderlich, zumal die Börsenpreise im Jahr 2023 deutlich zurückgegangen sind", kritisiert Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW.

"Trotz der anstehenden Preissenkungen ist die Grundversorgung nach wie vor vergleichsweise teuer. Rund 45 Prozent der Tarife haben noch einen Arbeitspreis von über 40 Cent je Kilowattstunde", sagte Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox, Ende November. "Dabei gibt es mittlerweile deutlich günstigere Angebote im Markt, die den Haushalten eine deutliche Ersparnis bringen können."

Wer noch einen der teureren Grundversorgungstarife hat, muss laut Verivox seit dem neuen Jahr im Durchschnitt rund 4 Cent mehr pro kWh Strom zahlen.

Eine Beispielrechnung: Wenn dein Haushalt einen Stromverbrauch von 3.200 kWh im Jahr hat und dein Grundversorgungstarif rund 44 Cent/kWh kostet, kommen nun nach dem Ende der Strompreisbremse 128 Euro Mehrkosten im Jahr oder gut 10 Euro mehr pro Monat auf dich zu. Bei höheren Stromverbräuchen erhöht sich der Betrag entsprechend.

Weiter gerechnet: Wenn du jetzt mit dem angenommenen Jahresverbrauch von 3.200 kWh/Jahr zu einem Ökostromtarif von 30 Cent/kWh wechselst, kannst du gegenüber dem Grundversorgungstarif (44 Cent/kWh) rund 450 Euro im Jahr oder 37 Euro pro Monat sparen. Sogar, wenn der Grundversorger bei 40 Cent/kWh liegt sparst du noch 320 Euro im Jahr oder knapp 27 Euro im Monat.

Beachte: Berechnet ist hier nur der reine Arbeitspreis – achte beim Wechsel auch auf die monatliche Grundgebühr.

Schon länger nicht gewechselt? Neukund:innen zahlen oft weniger

Wer schon länger einen bestehenden Vertrag mit demselben Anbieter hat – egal ob Grundversorger oder ein anderer Stromlieferant – sollte jetzt die Konditionen checken. Denn oft zahlt man in bestehenden Verträgen deutlich mehr als Neukund:innen.

"Kunden in älteren Verträgen sollten jetzt dringend prüfen, ob ihr Tarif noch unter die Preisbremse fällt und gegebenenfalls in einen neuen Tarif wechseln. Neukundentarife liegen bereits flächendeckend weit unterhalb der Preisbremse", sagt Daniel Puschmann, Chef des Vergleichsportals Verivox.

Zur Orientierung: Laut dem Vergleichsportal Verivox liegt der durchschnittliche Strompreis für Neukund:innen aktuell bei rund 28 Cent/kWh, Check24 geht von knapp 30 Cent/kWh aus. Auch reine Ökostromtarife gibt es derzeit für rund 30 bis 35 Cent/kWh.

Im deutschen Gesamtdurchschnitt zahlen Kund:innen laut Verivox aber immer noch über 38 Cent/kWh. In manchen bestehenden Verträgen können die Preise sogar noch über 40 Cent/kWh liegen – dann lohnt sich der Wechsel zum Jahresanfang besonders.

Tipp: Auch wenn dein aktueller Stromversorger die Preise senkt, hast du ein Sonderkündigungsrecht, genau wie bei einer Preiserhöhung. Dieses wahrzunehmen kann sinnvoll sein, wenn Ökostromanbieter noch günstiger sind.

Das solltest du tun, wenn du beim Grundversorger bist oder einen alten Vertrag hast

  • Finde heraus, wie hoch dein Strom-Arbeitspreis pro kWh aktuell ist – ohne Strompreisbremse. Falls dein Vertrag schon länger besteht, findest du deinen Preis vielleicht nicht auf der Website, schau in dem Fall in deinem Account oder auf deiner letzten Abrechnung nach oder ruf beim Versorger an und frag nach.
  • Wenn der Arbeitspreis über 40 Cent/kWh liegt, zahlst du ab Januar mehr – und kannst du mit einem Wechsel höchstwahrscheinlich Geld sparen.
  • Vergleiche die Preise für Neuverträge bei anderen Anbietern. Achte dabei unbedingt darauf, dass du Ökostromtarife vergleichst.
  • "Insbesondere bei den alternativen Anbietern sollte man aber vor Vertragsabschluss mittels einer Internetrecherche überprüfen, ob das Unternehmen durch sein Geschäftsgebaren in der Vergangenheit negativ aufgefallen ist," rät Schuldzinski von der Verbraucherzentrale NRW.
  • Nutze zum Ökostrom-Vergleich zum Beispiel unseren Utopia Stromvergleichs-Rechner:
  • Oder finde hier heraus, welches die günstigsten "echten" Ökostromanbieter sind:
  • Achte beim Preisvergleich darauf, dass du dich nicht von einmaligen Wechselboni täuschen lässt und vergleiche Arbeitspreise und Grundgebühr.
  • Achte darauf, dass der neue Anbieter deiner Wahl entweder eine kurze Kündigungsfrist hat oder eine Preisgarantie über die gesamte Vertragslaufzeit anbietet. Ansonsten kann es passieren, dass der Preis steigt, du aber nicht aus deinem Vertrag kommst.
  • Wenn du einen neuen Liefervertrag abschließt, muss sich der neue Anbieter um alles weitere kümmern, inklusive Kündigung beim bisherigen Stromlieferanten.
  • Praktisch: Grundversorgungstarife kannst du grundsätzlich mit einer Frist von nur zwei Wochen kündigen. Du kannst in dem Fall also in aller Regel schnell wechseln, ohne ab Januar lange höhere Kosten tragen zu müssen.
  • Bei bestehenden Verträgen mit anderen Anbietern musst du dich informieren, wie lange deine Kündigungsfrist ist bzw. wie lange der Vertrag noch läuft und dich an diese Frist halten – es sei denn, eine Preisänderung begründet ein Sonderkündigungsrecht. Frag hier im Zweifelsfall beim Versorger nach.

Tipp: Günstigen Strom jetzt schon für die Zukunft sichern

Wie sich die Strompreise im neuen Jahr entwickeln, ist unklar. Im besten Fall sinken die Preise weiter, weil Deutschland mit dem Ausbau der günstigen erneuerbaren Energien gut vorankommt. Im weniger günstigen Fall bleiben die Preise hoch, weil durch die Umstellung auf Wärmepumpen, E-Autos und den Ausbau der Wasserstoff-Gewinnung der Strombedarf insgesamt stärker ansteigt als die erneuerbare Energieerzeugung.

Wenn du Sicherheit haben möchtest, kannst du jetzt schon den Wechsel zu einem günstigeren Anbieter festlegen – auch wenn dein aktueller Vertrag noch läuft. Laut Finanztip kannst du bei vielen Anbietern zu den aktuell geltenden Konditionen bereits Verträge für sechs Monate in der Zukunft abschließen.

Warum Ökostrom?

Zwar mischen inzwischen alle Energieerzeuger am Markt für "grüne" Energie mit, doch zu viele davon halten gleichzeitig noch an der Verbrennung von Kohle und Gas fest. Auch viele Stadtwerke in Deutschland halten noch Beteiligungen an Kohle- oder Gaskraftwerken.

"Echter" Ökostrom wird nicht nur mittels erneuerbarer Energien gewonnen, sondern trägt auch zum Ausbau bei. Das heißt, der Anbieter investiert selbst in den Ausbau von Solaranlagen, Windrädern usw. Das kann er mittels Zertifikaten nachweisen. Erkennen kann man Ökostrom-Anbieter, die es ernst meinen, an den Labels Grüner Strom, ok-power oder ok-power-plus.

Nur mit einem Wechsel zu echtem Ökostrom können wir zur Energiewende und damit zum Klimaschutz beitragen.

Und was ist mit der Gaspreisbremse?

Auch die Gaspreisbremse läuft zum Jahresende aus. Sie hat bisher den Gaspreis auf 12 Cent/kWh gedeckelt. Unsere Tipps gelten also genau so auch für Gastarife.

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Prüfe in jedem Fall, wie viel du aktuell pro Kilowattstunde für Gas bezahlst. Liegt der Tarif über den 12 Cent lohnt sich ein schneller Wechsel.

Achte dabei am besten auf die Herkunft des Gases: Verantwortungsvolle Gasanbieter setzen auf Biogas aus Reststoffen oder einen Mix aus emissionskompensiertem Gas (oft "Klimagas") und Biogas © UTOPIA

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