Sie suchte Schutz vor ihrem gewalttätigen Ex-Mann. Er aber tauchte auch vor dem Haus auf, in dem sie zu ihrer Sicherheit untergebracht war: Fünf Monate nach dem tödlichen Messerangriff steht er vor Gericht.

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Ein 50-Jähriger soll seine Ex-Frau umgebracht haben, nachdem sie sich von dem gewalttätigen Mann getrennt hatte. Fünf Monate nach dem tödlichen Angriff mit einem Messer steht er vor dem Landgericht in Berlin. Er soll die vierfache Mutter laut Anklage aus "massiver Eifersucht" und "übersteigertem Besitzdenken" attackiert haben.

Der Verteidiger kündigte an, dass sich der Angeklagte zu einem späteren Zeitpunkt zu den Vorwürfen äußern und es keinen Streit darüber geben werde, ob er die Tat begangen habe. Die Mordmerkmale aber seien fraglich, so der Anwalt bei seiner Eröffnungserklärung.

Tochter als Nebenklägerin anwesend

Die Stimmung im Gerichtssaal war zu Prozessbeginn aufgeheizt. "Mörder!", rief ein Mann aus der Familie der Getöteten in Richtung des Angeklagten und "schäm dich". Der 50-jährige Libanese blieb äußerlich regungslos. Ihm gegenüber, als eine von mehreren Nebenklägern, saß seine 15-jährige Tochter – mit einem großen Bild der getöteten Mutter auf ihrem Pullover. Immer wieder kämpfte das Mädchen mit den Tränen. "Er hatte nie eine Ehre", sagte sie nach dem ersten Verhandlungstag.

Ermittlungen zufolge hatte sich die Frau im Jahr 2020 getrennt und zwei Jahre später scheiden lassen. Der 50-Jährige habe sich "tief beleidigt und in seiner Ehre verletzt gefühlt", heißt es in der Anklage. Er sei nicht bereit gewesen, "zu akzeptieren, dass die Frau ihr Leben ohne ihn fortsetzen würde und sich anderen Männern zuwenden könnte". Immer wieder habe er ihr nachgestellt und sie schließlich am 28. August 2024 angegriffen.

Anklage spricht von "unbedingtem Tötungswillen"

Der Ex-Ehemann soll sich gegen 20 Uhr in einem Gebüsch verborgen haben – bewaffnet mit einem Messer. Als die Frau das Haus verließ, habe er sie unvermittelt angegriffen und beleidigt. Nach Schlägen und Tritten habe es die Frau zunächst geschafft, sich aufzurappeln und wegzurennen. Ihrem Ex-Mann sei es aber gelungen, sie einzuholen und sie erneut zu attackieren. Dabei stach er ihr laut Anklage dreimal "mit unbedingtem Tötungswillen" mit einem Messer in die Brust.

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Ein Stich traf das Herz. Eine Zeugin legte sich den Ermittlungen zufolge noch schützend auf die verletzte Frau. Doch der Mann habe erneut auf das Opfer eingestochen, dann sei er am Tatort geblieben und habe die Rettungsversuche mehrerer Zeugen beobachtet, heißt es in der Anklage. Bei seiner Festnahme soll er weiter schimpfend geäußert haben, die Frau habe "nicht verdient zu leben, es sei um seine Ehre gegangen". Sie habe ihn "wahnsinnig" gemacht.

Mehrfach Fälle von häuslicher Gewalt

Die Kinder der Getöteten sowie ihre Eltern und mehrere Geschwister sind Nebenkläger im Prozess. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Femizid aus. In der Ehe soll es mehrfach Fälle von häuslicher Gewalt gegen die Frau gegeben haben. Sie erwirkte nach der Trennung über ein Gericht eine sogenannte Gewaltschutzverfügung und ein Annäherungsverbot. Sie wurde zudem in einer geschützten Wohnung untergebracht.

In seiner Eröffnungserklärung sagte der Verteidiger weiter, aus seiner Sicht werde die Verhandlung "nicht ergeben, dass er die Frau aufgrund ihres Geschlechts angriff". Der Begriff Femizid treffe in diesem Fall nicht zu. Sein Mandant sei am Tattag von einem Badesee gekommen. Der Anwalt sprach von einer "spontanen Gewalttat".

Der Prozess gegen den unter anderem wegen Körperverletzung und Verstoßes gegen das Gewaltschutzgesetz vorbestraften Mann wird am 31. Januar fortgesetzt. (dpa/bearbeitet von ng)

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