Im Winter zieht es Reisende mit Wohnmobil und Campervan in den Süden. In Länder, die mehr Wärme versprechen als Mitteleuropa. Wie die Türkei. Wie gut es sich dort campen lässt, hat Hans Becker aus seiner Tour erlebt.
Gleich nach den Weihnachtsfeiertagen geht es los, ab ins Wohnmobil, und Richtung Süden. Wir wollen mit unserem Camper in der Türkei überwintern. Wir entscheiden uns auf der Hinfahrt in die Türkei für die Küstenstrecke durch Kroatien, Montenegro, Albanien und Griechenland. Dank sehr gut ausgebauter Autobahnen und Fernstraßen kommen wir in Kroatien gut voran. Im Süden des Landes, unweit von Dubrovnik, gibt es seit 2022 die Pelješac-Brücke.
Anreise durch halb Europa bis zur türkischen Grenze
Dieses spektakuläre Bauwerk gibt die Möglichkeit, ein kleines Stück Bosnien-Herzegowina und damit zwei Grenzübergänge an der EU-Außengrenze zu umfahren. Andererseits ist es im winterlichen Kroatien nicht leicht, einen Platz für Übernachtungen auf der Durchreise zu finden. Die Campingplätze sind größtenteils geschlossen und Wildcamping ist bei Androhung hoher Strafen verboten. Mal bleiben wir auf einem Autobahnrastplatz, dann auf einem geöffneten und gut besuchten Campingplatz, dann bei einem abseits gelegenen, eigentlich geschlossenen Platz.
Montenegro und Albanien durchfahren wir in einem Rutsch. Unser Ziel ist der Süden. Auf den griechischen Autobahnen sind wir fast allein unterwegs. Ein Rastplatz für die Nacht ist an der Autobahn im Norden Griechenlands kaum zu finden. Also verlassen wir die Autobahn und beginnen die Suche, gleiches gilt für Tankstellen. Gerade nachts kann das nervig sein.
Nach fünf Tagen haben wir die Grenze der Türkei erreicht. Die Einreise ist nicht besonders aufregend. Wegen des großen Andrangs dauert die Abfertigung dann aber doch gut zwei Stunden. Was Sie hier unbedingt brauchen, ist einen ausreichenden Versicherungsschutz für das Wohnmobil. Da die Türkei meist durch die Grüne Versicherungskarte nicht abgedeckt ist, besteht an der Grenze die Möglichkeit, eine Versicherung abzuschließen.
Außerdem gehören eine passende SIM-Karte fürs Smartphone und etwas Bargeld dazu. Dann kann das Abenteuer beginnen. Da wir schnellstens an die Mittelmeerküste wollen, fahren wir am Marmarameer auf der europäischen Seite entlang, bis es nicht mehr weitergeht. Wir überqueren die Meerenge mit einer Fähre und sind in Asien, in der Stadt Çanakkale.
Entlang der Küste der Ägais
Wir entschließen uns, in der Türkei möglichst keine mautpflichtigen Autobahnen zu befahren, rückblickend eine gute Entscheidung, denn die Fernstraßen sind ausgebaut wie Autobahnen, oft vierspurig, und durchqueren so die meisten Städte. Dadurch kommen wir einerseits gut voran und fühlen uns gleichzeitig mitten im Geschehen der Umgebung. Zu sehen gibt es viel. In fast jeder Ortschaft finden wir "alte Steine". Die Stadt Izmir lassen wir liegen und fahren auf die Halbinsel Çesme, wo wir nahe bei Urla unseren ersten Campingplatz in der Türkei finden.
Kurz darauf erwischt uns ein Unwetter, das die Straßen überschwemmt und das es sogar in die deutschen Nachrichten schafft. Aber nach ein paar Stunden ist der Spuk vorbei. Das Wetter beruhigt sich und wir können unsere Tour fortsetzen. In Denizli zwingt uns ein notwendiger Ölwechsel in eine Werkstatt. Hier werden wir vorbildlich versorgt: das Auto mit neuen Filtern und Motoröl und wir mit bestem Tee. Der Service ist vorbildlich und nach kürzester Zeit touren wir weiter gen Süden.
Touristenhochburgen am Mittelmeer um Antalya
Wir erreichen Antalya und richten uns auf dem dortigen Wohnmobil-Stellplatz ein. Dieser Platz ist international besucht. Wir treffen Touristen aus Europa, aus Amerika und natürlich auch aus der Türkei. Auf unseren Übernachtungsplätzen stellen wir immer wieder fest, dass viele Türken auch leidenschaftliche Camper sind. Meist sind sie mit kleineren Wohnwagen unterwegs, um auch in der kalten Jahreszeit in die Sonne zu flüchten. Wir finden auch Campingplätze, die in großen Bereichen von Dauercampern belegt sind. Um die Altstadt von Antalya zu erkunden, nutzen wir die Möglichkeit, mit einem Taxi in die Innenstadt zu fahren. Das ist bequem und auch für unseren Geldbeutel erholsam.
In den nächsten Tagen fahren wir weiter, vorbei an den touristischen Hochburgen, bis Alanya. Hier reihen sich riesige Hotelanlagen aneinander, und es ist selten möglich, einen Platz direkt am Meer zu finden. Manche Hotels sehen aus wie moderne Schlösser. Daran fahren wir großzügig vorbei und erholen uns an einem der Stellplätze in Strandnähe. Meistens sind diese Plätze kostenlos und trotzdem mit Entsorgungs- und Versorgungsmöglichkeiten ausgestattet. Um die Ausgrabungsstätten in Side zu besuchen, kann man ein paar Meter vor dem Eingang auf einem kleinen Hof für ein paar Tage stehen und erreicht zu Fuß die Sehenswürdigkeiten.
Auf den Fahrten ist es immer wieder lohnend, auf die braunen Hinweisschilder zu achten. Meistens führen sie zu sehr interessanten Ausflugszielen, die nicht immer historisch sein müssen. Auf diese Weise sehen wir neben Ruinen, Amphitheatern und anderen geschichtsträchtigen Orten auch Wasserfälle und Schluchten, die einen Besuch lohnen.
Entlang der Straßen stehen immer wieder verschiedene Pappschilder mit den Abbildungen von Polizeiwagen und Polizisten. Diese sind allerdings ungefährlich. Unabhängig davon gibt es jedoch Kontrollen durch die Polizei. Als Touristen sind wir nicht kontrolliert worden, aber wir haben gesehen, dass einheimische Fahrer ihre ganzen Papiere auspacken mussten.
Der westlichste Punkt der Reise mit kostenlosem Stellplatz
Bald erreichen wir unser nächstes Etappenziel, Tarsus. Damit sind wir fast die gesamte Mittelmeerküste entlanggefahren. Hier erwartet uns ein kleiner Stellplatz, der drei Tage kostenlos genutzt werden kann: ein schöner Garten mit Orangenbäumen, die geerntet werden dürfen, wenn noch Früchte daran hängen, und unweit der Altstadt gelegen. Natürlich ist auch dieser Platz wie die meisten, die wir besucht haben, mit allen sanitären Einrichtungen für Campingfreunde ausgestattet.
Von nun an geht es zurück an der Küste Richtung Westen. Die Fülle an Sehenswürdigkeiten lässt keine Langeweile aufkommen. Wir entdecken immer wieder für uns neue Ziele: tolle Schluchten, Felsgräber, Tropfsteinhöhlen oder heiße Quellen.
Da wir abends oft unsere Heizung nutzen müssen, reichen unsere Gasvorräte nicht für die ganze Überwinterungstour. Zwei Lösungen bieten sich für solche Fälle an: Entweder eine türkische Flasche kaufen und sie am Ende der Reise wieder abgeben, oder man sucht eine Gasabfüllstation, die deutsche Flaschen befüllt. In der Nähe von Antalya finden wir an einer Tankstelle diese Möglichkeit. Mehr über das Thema Gasversorgung in der Türkei gibt es hier.
Auf der Halbinsel Datça landen wir an einer wunderschönen Bucht mit kristallklarem Wasser. Die angenehmen Temperaturen verleiten uns zum Baden. Dazu ist es aber notwendig, einige Felsen zu überwinden. Das glückt mir leider nicht und ich stürze kopfüber in eine Felsspalte. Dank vieler hilfsbereiter Mitmenschen verfrachtet mich ein Rettungswagen ins nächste Krankenhaus. Die dortige fachkundige medizinische Hilfe verhindert ein abruptes Ende der Reise. Wir sind noch ein paar tausend Kilometer von zu Hause entfernt und können langsam weiterziehen.
Der Weg führt uns Richtung Istanbul. Ein Stellplatz unweit des Stadtzentrums ermöglicht den Besuch der Metropole mit kurzen Wegen. Über Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Österreich geht es anschließend heimwärts. Wir haben die Türkei als ein lohnendes Reiseland erlebt. Prächtige Ziele, eine vorzügliche Infrastruktur und freundliche, hilfsbereite Menschen lassen uns diese Tour trotz Zwischenfall in bester Erinnerung behalten.
Camping-Tipps in der Türkei
Die hier aufgeführten Übernachtungsplätze (mit GPS-Daten) haben wir auf unserer Reise besucht. Nach unserer Erfahrung findet sich mit Hilfe der einschlägigen Apps fast immer ein Stell- oder Campingplatz. Manchmal sind wir auch an Marina-Parkplätzen gestanden. Als schwierig erwies sich die Platzsuche vor allem nahe der Hotelhochburgen zwischen Antalya und Alanya.
Manavgat Kamp Alani
Boğaz park Manavgat
Side Istanbul Pension & Camping
Istanbul Kennedy Caddesi
- Antalya Karavan Park (36.877661, 30.656443)
- Manavgat Dortmund Camping (36.706751, 31.573094)
- Osay Camping (36.709631, 31.568614)
- Silifke Parkplatz (36.358651, 34.077791)
- Atakent Municipalty Kapizli Camp (36.404, 34.07624)
- Sokak Mezitli Tece Karavan Park (36.69227, 34.45189)
- Tarsus/Mersin (36.933285, 34.896535)
- Gazipaşa Cumhuriyet Caddesi (36.23887, 32.29638)
- Avanos Ada Camping (38.715743, 34.83397)
- Sultaniye Kaplicalari (36.8736, 28.603001)
- Izmir Aliyev Bulvari (38.409536, 27.04063)
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