Wer in Deutschland Zug fährt, muss ab Dezember wieder tiefer in die Tasche greifen - und das, obwohl sich rund 30 Prozent der ICE und IC verspäten. Vom Bundesverband der Verbraucherzentralen kommt daher Kritik an der Preiserhöhung.
Bahnfahren wird ab kommendem Dezember wieder etwas teurer - sehr zum Unmut von Verbraucherschützern: Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) hat die Fahrpreiserhöhung der Deutschen Bahn (DB) angesichts der derzeit "eklatanten Verspätungen" im Fernverkehr als "nicht begründbar" kritisiert.
Preise steigen - trotz vieler verspäteter Züge
Zunächst müsse die Qualität besser werden, sagte vzbv-Verkehrsexpertin Marion Jungbluth am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Berlin. Die Bahn hätte auf die Anhebung zum 9. Dezember lieber verzichten sollen, fügte sie hinzu. Zuletzt kamen 30 Prozent der ICE und IC verspätet an.
Die Ticketpreise im Fernverkehr steigen nach Angaben des staatseigenen Unternehmens im Durchschnitt um 0,9 Prozent. Damit bleibt das Unternehmen unterhalb der Inflationsrate. Die Teuerung lag in Deutschland im September bei 2,3 Prozent.
Fahrscheine zum vollen Preis (Flexpreis) werden in der ersten und der zweiten Klasse im Durchschnitt jeweils 1,9 Prozent teurer. Vielfahrer werden relativ stark zur Kasse gebeten: Für Streckenzeitkarten sowie die Bahncard 100 sind in Zukunft im Schnitt 2,9 Prozent mehr zu zahlen. Die Preise für Platzreservierungen sowie für die Rabattkarten Bahncard 25 und Bahncard 50 verändern sich nicht. Kräftig erhöht wird das Extra-Entgelt für den Kauf eines Tickets im Zug: von 12,50 Euro auf 19 Euro.
Wer seine Reise bis zum 8. Dezember bucht, fährt noch zu den alten Preisen. Vor einem Jahr hatte die Deutsche Bahn die Preise um denselben Prozentsatz erhöht.
Unterschiedliche Preise an unterschiedlichen Tagen
Der Fahrgastverband Pro Bahn zeigte indes Verständnis für die Entscheidung, unterschiedliche Fahrpreise an verschiedenen Tagen für die gleiche Strecke zu verlangen. Ziel der DB ist es, die Züge mit der Maßnahme gleichmäßiger auszulasten.
Bislang habe dieses Vorgehen aber "kaum Steuerungswirkung", sagte Pro-Bahn-Sprecher Karl-Peter Naumann. Denn der Bahnkunde erfahre erst unmittelbar bei der Buchung, ob er am gewünschten Tag mehr oder weniger als an normalen Werktagen zu zahlen habe.
Eine vorausschauende Übersicht über die Tagespreise im Internet gebe es bislang nicht.
Preiserhöhungen bei der Bahn der vergangenen zehn Jahre
Jahr | Steigerung in Prozent | |
Fernverkehr | Regionalverkehr | |
2018 | 0,9 | 1,5 |
2017 | 0,9 | 2,3 |
2016 | 1,3 | 1,9 |
2015 | 0,0* | 0,9 |
2014 | 0,0 (2. Klasse)/2,9 (1. Klasse) | 1,9 |
2013 | 1,3 | 2,9 |
2012 | 2,8 | 2,8 |
2011 | 3,9 | 2,7 |
2010 | 0,0 | 1,9 |
2009 | 1,8 | 1,8 |
*Ausnahme: Neubau-Strecke Erfurt-Leipzig
(ank/dpa)
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