Berlin (dpa/tmn) - Wer im Sommer in die Sonne will, kommt an zwei Urlaubsländern nicht vorbei: Spanien und Griechenland. Für Pauschalurlauber sind das 2018 die absoluten Topziele.
Beide Länder präsentieren sich in diesem Jahr wieder auf der Reisemesse ITB in Berlin (7. bis 11. März) - obwohl sie die Werbung eigentlich nicht nötig hätten. Wer wird im Wettrennen um die Touristen das Rennen machen? Und was macht eigentlich die Konkurrenz?
Der Deutsche Reiseverband (DRV) sieht das östliche Mittelmeer in diesem Jahr wieder im Trend. Griechenland sei mit einem starken Umsatzplus derzeit das meistgebuchte Sommerreiseziel der Deutschen noch vor den Balearen, sagte DRV-Präsident Norbert Fiebig auf der ITB. Schwächelt also Mallorca? Davon kann keine Rede sein.
"Die Nachfrage nach Urlaub in Spanien ist auch für 2018 ungebrochen hoch", sagte Tui-Sprecherin Anja Braun. "Nahezu alle spanischen Ferienregionen liegen aktuell im Plus." FTI erwartet ebenfalls ein positives Jahr für Spanien. Etwas zurückhaltender ist DER Touristik mit seinen Pauschalreisemarken ITS und Jahn Reisen. Die Nachfrage normalisiere sich nach zwei übermäßig starken Sommern. Das seien gute Nachrichten sowohl für die Destination als auch für alle, die ihren Urlaub in Spanien verbringen möchten.
Was hinter dieser Aussage steckt: Im vergangenen Jahr war Spanien extrem voll - und entsprechend teuer. Viele Familien mussten es sich zweimal überlegen, ob sie sich einen Urlaub auf Gran Canaria oder den Balearen leisten konnten. Rund 4,5 Millionen Urlauber aus Deutschland reisten 2017 allein nach Mallorca. Das ist ein Plus von 6,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, obwohl Urlauber seit 2016 eine Ökosteuer zahlen müssen - die 2018 noch einmal verdoppelt wurde. Auf Mallorca, aber auch in Barcelona kam es 2017 wegen der Besuchermassen zu wütenden Protesten der Einheimischen.
Von solchen Exzessen ist Griechenland noch entfernt. "Das Phänomen Overtourism betrifft ein paar Regionen, aber es ist begrenzt auf ein kleines Zeitfenster in der Hochsaison", sagte Yiannis A. Retsos, Chef der Greek Tourism Confederation. Dabei verzeichnet auch Griechenland immer neue Besucherrekorde. Im vergangenen Jahr kamen 3,7 Millionen Deutsche, ein sattes Plus von 18 Prozent zu 2016 - was bereits ein Rekordjahr war. Das Land profitierte vor allem von der Krise in der benachbarten Türkei.
Die Saison in diesem Jahr dürfte ähnlich erfolgreich verlaufen, auch wenn Griechenland ebenfalls eine Touristenabgabe eingeführt hat, die direkt von den Hoteliers erhoben wird. "Griechenland, der Gewinner des Reisesommers 2017, liegt weiterhin im Trend und kann mit einem zweistelligen Buchungsplus nahtlos an das gute Vorjahr anschließen", sagte Tui-Sprecherin Braun. Fünf neue Hotels der Marke Best Family bietet der Veranstalter in Griechenland.
Auch bei Thomas Cook Signature und Neckermann ist die Nachfrage nach Urlaub in Hellas noch einmal gestiegen. DER Touristik erwartet für das Land ein weiteres Rekordjahr. Und FTI-Chef Ralph Schiller sagt: "Griechenland boomt geradezu." Bestseller seien die großen Inseln Kreta, Rhodos und Kos, was keine Überraschung ist.
Alltours ist ebenfalls euphorisch: Griechenland setze seinen Höhenflug unvermindert fort, so Geschäftsführer Markus Daldrup. Der Veranstalter bietet 2018 mehr als 590 Hotels in dem Land an - so viele wie noch nie. Die Touristensteuer werde von den Urlaubern zwar kritisch gesehen, in ihrer jetzigen Form und Höhe zurzeit jedoch akzeptiert. "Erinnert sie doch an die in Deutschland übliche Kurtaxe", erklärte Daldrup. Touristen verschreckt sie nicht.
Besucherrekorde hin, Overtourism her: Wer den Massen entgehen will, hat dazu in auch Spanien und Griechenland die Möglichkeit. Weil es auf den Balearen und Kanaren voll und entsprechend teuer ist, haben die Reiseveranstalter zunehmend das spanische Festland wieder für sich entdeckt - etwa die Costa Blanca, Costa de la Luz und Costa Brava. In Griechenland legt Yiannis A. Retsos deutschen Gästen die Halbinsel Peloponnes, den Norden des Landes und die Inseln in der südlichen Ägäis wie Karpathos, Kalymnos, Leros und Sifnos ans Herz. Diese Ziele seien bei Urlaubern noch nicht so bekannt.
Ob der Boom in Spanien und Griechenland anhält, ist offen. Gut möglich, dass in diesem Jahr wieder viel mehr Urlauber in die Türkei reisen, die das Land zuletzt gemieden hatten. Die politischen Spannungen haben sich etwas entschärft. In Antalya und den anderen Ferienregionen an der türkischen Riviera und Ägäis ist man optimistisch. Nachdem 2017 nur 3,6 Millionen Deutsche kamen, sollen es in diesem Jahr wieder mehr als 5 Millionen sein.
Ein Argument ist auf jeden Fall auf der Seite der Türkei: Urlauber bekommen in den Hotels eine Topqualität zu konkurrenzlos günstigen Preisen. Spanien und Griechenland können da nicht mithalten. © dpa
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