Sparen beim Campen? Das ist möglich. Für alle, die kein großes Reisebudget haben, war Campen schon immer die Reiseart der Wahl. Wie Sie trotz steigenden Camping- und Stellplatz-Preisen sowie steigenden Nebenkosten günstig unterwegs sind, erfahren Sie hier.
promobil prüft Binsenweisheiten über Kosten im Campingurlaub auf ihren Wahrheitsgehalt und gibt Spartipps, die Bares wert sind!
1. "Womo-Stellplätze sind günstiger als klassische Campingplätze"
Schon klar: Von Gemeinden vorgesehene Übernachtungsmöglichkeiten für Wohnmobile kosten hierzulande oft nichts oder nicht mehr als ein Parkplatz (bieten auch nicht viel mehr). Viele Wohnmobilplätze werden inzwischen aber von Unternehmern betrieben – und die müssen rechnen, meist ist es hier also etwas teurer.
Spartipp: Sind Toiletten und vielleicht sogar Duschen vor Ort, darf man 15 Euro und mehr für die Übernachtung zu zweit einkalkulieren. Also fast auf dem Preisniveau der günstigsten Campingplätze. Von solchen schlichten Campingplätzen gibt es in Europa mehr, als man denkt. Manchmal werden sie von Kommunen betrieben (etwa in Frankreich) und können daher günstiger sein als ein komfortabler Wohnmobilplatz mit ähnlich großen Stellflächen.
Den passenden Campingplatz oder Stellplatz finden Sie in unserer kostenlosen Stellplatz-Radar-App.
2. "Mietunterkünfte sind luxuriös und daher teuer"
Das Modewort Glamping hat den Mobile Homes und Mietzelten auf Campingplätzen einen Stempel aufgedrückt. So viel Komfort muss wohl ziemlich kostspielig sein. Die Praxis sieht allerdings anders aus.
Spartipp: Speziell in Südeuropa ist das Angebot an Mietunterkünften in jüngster Zeit stark gewachsen, der Wettbewerb groß – entsprechend herrscht ein Preiskampf. Einfache Mobilheime werden außerhalb der Hauptsaison oft überraschend günstig angeboten. Anders als beim Urlaub mit Wohnmobil oder Caravan sind Zuschläge bei Sprit und Maut auf der Anfahrt nicht zu befürchten. Und weil auf dem Platz keine zusätzlichen Gebühren pro Person, für Strom oder Duschen anfallen, campt eine Familie in einer Mietunterkunft unter dem Strich oft nicht teurer als mit dem Wohnwagen. Ob das eine wirklich faire Preisgestaltung ist, bleibt eine andere Frage.
3. "Der günstigste Einstieg sind immer Gebrauchte"
Man kennt es vom Pkw-Kauf: Das erste Auto kommt aus Kostengründen meist aus zweiter Hand. Was hier vollkommen richtig ist, will bei Wohnmobilen oder Caravans genauer überlegt werden. Aktuell übersteigt bei Gebraucht-Campingfahrzeugen die Nachfrage das Angebot deutlich. Die Konsequenz ist ein sehr hohes Preisniveau bei Freizeitmobilen aus zweiter Hand. Wer ein gutes und gepflegtes Fahrzeug sucht, greift gerne zu jüngeren Gebrauchten und muss trotzdem mit stolzen Preisen rechnen. promobil hat übrigens hier 12 beliebte Gebrauchte gecheckt.
Allerdings sind die Listenpreise der günstigen Neufahrzeuge im letzten Jahr deutlich gestiegen. War ein neuer Campingbus früher auch schon für 40.000 Euro zu haben, müssen Interessierte aktuell deutlich höheren Basispreise zahlen. Drei günstige Campingbus-Neuheiten mit Bad 2024 gibt es hier.
Spartipp: Bei Camping-Neufahrzeugen fehlt es zwar oft an Zubehör, das der Gebrauchte bereits an Bord hat, doch vieles ist nicht sofort nötig und kann später nachgerüstet werden. Der Neuwagen punktet mit null Verschleiß, Garantieleistungen und der Gewissheit, dass die eigene Auswahl von Ausstattung und Grundriss immer noch am besten passt.
Hier gibt es Tipps zum Gebrauchtkauf: Was Sie über Gebrauchtmobile wissen müssen.
4. "Mit einem Selbstausbau kann man viel Geld sparen"
In den frühen Tagen der Wohnmobilproduktion konnte diese Rechnung aufgehen – und ist deshalb immer noch in vielen Köpfen. Inzwischen wurde die Fertigung bei den großen Herstellern stark rationalisiert. Große Kostenfaktoren bleiben der Einkauf von Basisfahrzeug und Komponenten wie Kühlschrank und Heizung – genau wie beim privaten Ausbauer.
Nur dass Konzerne ihre Zulieferprodukte in riesigen Stückzahlen so günstig einkaufen, dass mancher fertige Campingbus beim Listenpreis gleichauf liegt mit dem nackten Transporter als Basisfahrzeug. Da kann der Campingfahrzeug-Selbstausbau unmöglich mithalten.
Spartipp: Ein älteres Basisfahrzeug senkt naturgemäß die Kosten erheblich, verbessert aber nicht das Preis-Leistungs-Verhältnis. Die beste Motivation für den eigenen Ausbau ist daher eine individuelle Einrichtung. Wer bereits einen Van oder einen Hochdachkombi hat, kann mit flexiblen Camping-Modulmöbeln zum Herausnehmen den vorhandenen Pkw zum Campervan umfunktionieren.
5. "Der Norden ist teurer als der Süden"
Bei den Lebenshaltungskosten in Europa ist das Nord-Süd-Gefälle nicht zu übersehen. Auf die Campingplatzpreise lässt sich diese Erkenntnis nicht übertragen, wie etwa die aktuelle Statistik von Pincamp zeigt. Sieht man einmal von der Schweiz als europäischer Spitzenreiterin ab, stehen Italien, Kroatien und Spanien in der Statistik der Camping-Hochpreisregionen ganz oben.
Spartipp: Günstigstes Land in dieser Zusammenstellung ist ausgerechnet Schweden. Das liegt nicht allein an den vielen einfachen Campingplätzen im Norden. Übrigens trifft das günstige Preisniveau teilweise auch auf Womo-Plätze zu: 12 Stellplatz-Tipps in Schweden.
Ein umfassenderer Preisvergleich, der etwa bei Camping.info (zuletzt 2022) oder Pincamp (zuletzt 2023) erhoben wurde, zeigt ein sehr ähnliches Bild. Überraschend und gut für alle, die in Deutschland Urlaub machen: im europäischen Vergleich sind die Preise hier wenig gestiegen. Besonders günstig ist es laut Pincamp in Thüringen und in Nordrhein-Westfalen.
Was die Unterschiede bei den gesamten Lebenshaltungskosten angeht, haben Camper durch mögliche Selbstversorgung zumindest eine gewisse Flexibilität (siehe auch unten Tipp "Selbst kochen"). Noch viel mehr Informationen, was Camping in den einzelnen europäischen Ländern kostet, können Sie hier im Report von promobil nachlesen.
6. "Für Wohnwagengespanne ist ein teurer Führerschein nötig"
Vorbei die Zeiten, als der frisch erworbene Pkw-Führerschein – heute Klasse B – gleich zum Caravan-Urlaub berechtigte. So denken viele, doch ist das wirklich so? Der B-Führerschein schränkt das Gespannfahren zwar ein, schließt es aber keinesfalls aus. Grundsätzlich erlaubt sind Anhänger bis 750 Kilogramm zulässigem Gesamtgewicht, also beispielsweise die meisten Faltcaravans.
Erlaubt sind ebenfalls Gespanne, die insgesamt nicht schwerer sind als 3.500 Kilogramm. Damit kommen sogar leichtere Standardcaravans infrage: Mit einem Fahrzeug der Golf-Klasse und einem kompakten Wohnwagen kann die Rechnung aufgehen. Wenn das nicht reichen sollte, genügt überwiegend die mit überschaubarem Aufwand erhältliche B96-Erweiterung für Gespanne bis 4.250 Kilogramm.
7. "All-inclusive-Ausstattung senkt den Preis"
Wer sein Geld nicht zum Fenster herauswerfen will, greift beim Neukauf von Caravan oder Wohnmobil zu einem der zahlreichen Sondermodelle mit All-inclusive-Ausstattung. Gerne errechnen Hersteller und Händler bis zu fünfstellige Beträge, die man hier sparen kann. Buchhalterisch gesehen ist das richtig, doch oft sind es rein optische Nettigkeiten wie andere Polster, Dekore und Felgen, die in die Berechnung einfließen.
Und auch bei der Hardware müssen sich Sparfüchse die Frage stellen: Brauche ich das wirklich? Ist die Antwort kein klares Ja, könnte es sein, dass man am Ende doch draufzahlt. Die Grundausstattung mit wirklich nötigen Extras ist auf jeden Fall eine Überlegung wert. Ausstattungen, die man vielleicht irgendwann einmal haben will, sind größtenteils nachträglich montierbar. Einziges Problem in der Praxis: Individuell konfigurierte Bestellungen bringen aufgrund der aktuell hohen Nachfrage unter Umständen lange Lieferzeiten mit sich.
8. "Im Ausland tankt man teurer als in Deutschland"
Noch schnell vor der Grenze tanken. Das ist fast ein Reflex für alle, die ihre Urlaubskasse nicht gleich nach dem Start plündern wollen. In vielen Fällen ergibt das einen Sinn, aber eben nicht immer. Im gesamteuropäischen Vergleich liegt Deutschland laut ADAC aktuell (März 2024) in den Top 3 bei den Preisen für Diesel und Superkraftstoff. Es heißt also genau hinsehen.
Geht es in osteuropäische Länder, tankt man hinter der Grenze günstiger. Das gilt übrigens auch für Österreich. Falls der Weg über Luxemburg führt, spart man auch hier, wenn man mit möglichst leerem Tank einreist. Führt die Route in die nördlichen oder westlichen Nachbarstaaten oder in die Schweiz, füllt man den Tank aber doch besser noch im eigenen Land.
9. "Selbst kochen spart Geld"
Jeden Abend auswärts zu essen, kostet viel Geld. Natürlich ist es ein schöner Teil des Urlaubs, die lokale Küche in einem Restaurant zu genießen. Günstiger ist unterwegs, wer selbst kocht. Eine Basis kann zu Hause schon eingekauft werden, mehr in Kontakt mit dem Reiseland oder der Region kommen aber alle, die auf Märkten oder bei Händlern vor Ort einkaufen. Außerdem gibt es dann immer genug frisches Obst und Gemüse, sehr gesund!
Tipp: Die Plattform Landvergnügen stellt Höfe vor, die einen Stellplatz anbieten – mitsamt Hofladen direkt vor der Reisemobiltür. Dort übernachtet Camper und Camperinnen bei Bauern oder Brauern, Käsern oder Winzern, neben Alpakas oder Waldziegen, Hochlandrindern oder Wasserbüffeln. Mittlerweile gibt es ähnliche Angebote für Frankreich, Italien, Großbritannien und Spanien.
10. "Autarkie ist was für Offroad-Fans"
Wer unabhängig ist, dank der Ausstattung seines Wohnmobils, braucht nicht unbedingt ein großes Waschhaus und einen super ausgestatteten Campingplatz. Wohnmobil-Stellplätze oder Naturcamps sind oft günstiger.
Über Apps wie Alpaca Camping, Vansite oder park4night sind oft sehr einfache, aber besondere Übernachtungen zu finden. Wer länger so campen will, sollte darauf achten, dass es an solchen Orten oft keine Entsorgungsmöglichkeit gibt. Grauwassertank und Toilette also am besten vorher leeren und das Frischwasser auffüllen. Klar, wer mit Gas kocht, sollte prüfen, dass der Vorrat groß genug ist. Noch besser ist es natürlich, direkt eine Solaranlage auf dem Dach zu haben. Mehr Tipps zu Autarkie gibt es hier.
11. "Sport-Ausrüstung leihen ist günstiger als kaufen"
Beim Campingurlaub am Strand oder in den Bergen möchten viele Campende sich sportlich betätigen – ob mit einem Surfbrett, dem Stand-up-Paddle-Board oder auf Ski. Die Verleihgebühren im Urlaubsort sind oft sehr hoch, erst recht, wenn Familien für Kinder und Erwachsene Equipment benötigen.
Wer also Freude an einer Aktivität entdeckt hat, kann schon vorab planen. Vielleicht können Freunde oder Freundinnen einen Teil der Ausrüstung ausleihen. Oder Sie fragen im Sportgeschäft im Heimatort nach. Ski-Ausrüstung gibt es dort oft günstiger als im Skigebiet. Sie sind richtig begeistert? Dann rechnen Sie durch, ob sich eine Anschaffung auf lange Sicht eher rechnet. Ein echter Spartipp sind Ski- und Fahrradbörsen, hier gibt es oft neuwertige Produkte zum günstigen Preis.
12. "In der Nebensaison reisen, ist unattraktiv"
In der Hauptsaison, also von etwa Mitte Juni bis Mitte August, sind die meisten Reisenden unterwegs. Die hohe Nachfrage nach guten Plätzen schlägt sich folglich im erhöhten Preis nieder.
Probieren Sie mal, auf die Hauptsaison zu verzichten. Im Frühjahr oder im Herbst sind die Preise niedriger – nicht nur bei Campingplätzen, Stellplätzen oder Mietunterkünften, sondern oft sind auch Restaurantpreise günstiger. Außerdem ist es in der Nebensaison weniger voll auf den Straßen und weniger Trubel auf den Campingplätzen. Natürlich dementsprechend weniger Menschen treffen Sie beim Wandern, am Strand oder in sonst beliebten Attraktionen.
Aber: Es kann sein, dass manche Einrichtungen geschlossen sind. Klären Sie also vorher ab, welche Campingplätze, Restaurants und Bars Ihres Wunschorts in der Nebensaison geöffnet haben.
Noch mehr Tipps für EinsteigerInnen gibt es hier: Basiswissen - Tipps und Tricks für EinsteigerInnen. © Promobil
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