Spanien ist ein beliebtes Campingziel, um dem mitteleuropäischen Schmuddelwetter zu entgehen. Autor Carsten Wagner teilt 10 Tipps.
Freistehen mit dem Wohnmobil ist in Spanien nicht erlaubt. Offenbar sieht man seit Jahren in den Wintermonaten nicht so genau hin. So campen einige Fahrzeuge wild in Küstenbereichen, was bei den Anwohnern nicht gut ankommt und dieses JAhr an der Costa Blanca zu Camper-Chaos führte.
Wir bevorzugen die Campingplätze in Spanien. Mit der richtigen Planung wird eine Campingreise über die Iberische Halbinsel während der Wintermonate zum entspannten Langzeiturlaub. Das sind unsere Tipps und Erfahrungen:
Vorbereitungen zu Hause
Für eine mehrmonatige Reise braucht man vor allem liebe Nachbarn, die sich um die vier Wände kümmern, eventuell die Post öffnen, Schnee räumen und die Heizung vor der Rückkehr wieder aufdrehen. Vor der Reise erledigten wir noch die nötigsten Arztbesuche und packten die Hausapotheke ein.
Wichtige persönliche Dokumente haben wir digitalisiert und bei S-Trust der Sparkasse kostenlos hinterlegt, um jederzeit online Zugriff zu haben. Damit Werbepost aus- und der Briefkasten leer bleibt, bestellten wir sämtliche Werbung ab. Es dauerte tatsächlich einige Monate, bis wir werbefrei waren.
Tourenplanung
Unsere Reiseziele legten wir mittels Büchern, Reisedokus und Youtube grob fest und digitalisierten die für uns interessantesten Informationen. Dazu nahmen wir PDF-Dateien und Google Maps, hier kann man Listen anlegen und mit eigenen Anmerkungen ergänzen. So haben wir diese immer griffbereit, ohne sperrige Reiseführer nutzen zu müssen.
Im Vorfeld beschäftigten wir uns immer mit der Landessprache, allein aus Respekt und der herzlichen Freundlichkeit, die uns immer entgegengebracht wird. Ein bisschen "Spanisch für den Urlaub" und eine Übersetzer-App reichen da schon. Denn Spanien ist wirklich ein sehr gastfreundliches Land. Im Service und in den Touristenbüros wurden wir überaus freundlich behandelt und bestens mit Infos versorgt.
Hier finden Sie Camping- und Stellplatztipps in Südspanien und Marokko.
Wohnmobil vorbereiten
Bei so einer langen Tour wollten wir wertvollere Dinge wie etwa ein Notebook sicher unterbringen. Sei es nur mal während des Einkaufs oder für eine Besichtigung. Da Tresore zu knacken sind, haben wir hier etwas getüftelt und zwei Geheimfächer ins Wohnmobil eingebaut. Um das vorwegzunehmen: Wir haben in Spanien und Frankreich zu dieser Jahreszeit niemals das geringste Gefühl der Unsicherheit verspürt.
Anders als in einem normalen Urlaub planten wir, weniger oft essen zu gehen, und wollten annähernd wie zu Hause kochen. Grill, Pizzastein, Omnia-Campingofen, elektrische Kochplatte, Wasserkocher, Kaffee- und Espressomaschine waren ein Muss (beides für Strom und Gas).
Apropos Gas: keine Panik. Wir fuhren mit nur einer Flasche los und haben uns in Spanien eine zweite besorgt. Die Tankstellenkette Repsol hat das dichteste Netz. Erste Anlaufstelle kurz hinter der französisch-spanischen Grenze ist die Agencya de Repsol Gas Butano bei Figueres. Die Flasche wird gemietet. Bearbeitungsgebühr und Miete kosten rund 40 Euro, die Füllung 14 Euro. Hat man die Flasche einmal, dann kann man sie an jeder Tankstelle und fast allen Campingplätzen tauschen.
Wichtig: Ohne eine vorhandene Flasche geht das nicht. Oft hört man, dass andere Camper ihre Flaschen verkaufen wollen, doch das geschieht wohl nur zum Saisonende, was uns zum Reisebeginn nichts genutzt hat. Zusätzlich benötigt man ein Ventil und einen Adapter Nr. 4, erst dann kann man die Flasche benutzen. Wir haben beides schon in Deutschland als Set gekauft, denn den Adapter bekommt man in Spanien kaum. Die Gasflasche kann gegen die Quittung an jeder Repsol-Tankstelle retourniert werden, und es gibt das Pfand zurück.
Internet und Mediennutzung
Mit Mobilfunk und WLAN haben wir in Spanien weniger gute Erfahrungen gemacht. Beides ist oft nicht verfügbar und wenn, dann recht langsam. Trotz LTE/3G/ 5G-Anzeige hat man oft nur eine geringe Übertragungsgeschwindigkeit. Selbst wenn man WLAN am Campingplatz zukauft, hat man oft nur unter 50 Mb/s, und das WLAN ist meist überlastet. Lediglich in den Städten geht es recht flott und problemlos.
Ein Mobilfunkvertrag mit ausreichend Datenvolumen erscheint sinnvoll. Wir haben ca. 60 GB pro Monat verbraucht. Optional kann man bei den Anbietern vor Ort wie Orange oder Moviestar auch eine Karte für den Urlaub kaufen. Wichtig für uns war eine VPN-Verbindung, gerade bei WLAN-Verbindungen hinsichtlich der Datensicherheit, etwa zum Schutz bei Bankgeschäften. VPN ermöglicht eine abhör- und manipulationssichere Kommunikation via WLAN aber auch über das Mobilfunknetz.
Medientechnisch sind wir recht digital unterwegs. Wie nutzen zum Lesen unsere Tablets und E-Reader. Digitale Zeitschriften gibt es am Online-Kiosk. Der Bordfernseher verfügt über eine Sat-Antenne und ein DVD-Laufwerk. Wir haben zusätzlich einen Firestick installiert und auch ein paar Filme digitalisiert. Somit waren wir für Schlechtwettertage oder Null-Empfangsbereiche bestens gerüstet. Schlechtwettertage hatten wir zum Glück nicht, so blieben diese Medien kaum genutzt.
Leben auf Achse
Wir werden oft gefragt, was wir den ganzen Tag zu zweit auf so kleinem Raum machen und wie wir miteinander auskommen. Vorweg gesagt: Wir haben die lange Zeit absolut stressfrei zusammen verbracht und lachen immer noch miteinander. Feste Tagesabläufe sind nicht vorgesehen, wir leben in den Tag hinein, sind recht aktiv unterwegs und früh auf den Beinen.
Wo sich die Möglichkeit ergibt – in Spanien gibt es sehr viele –, fahren wir Fahrrad, auch längere Touren, laufen gerne am Strand bis zur nächsten Tiki-Bar, um ein Käffchen oder Aperitif zu genießen. Stadtbummel, in die Markthalle, auf einen der vielen Kleidermärkte, mal eine Besichtigung, mittags zum Menu del Dia, ein paar Sporteinlagen, da geht die Zeit schnell vorbei.
Da wir nur geringe Verstaumöglichkeiten an Bord haben, müssen wir öfter einkaufen als zu Hause. Die Erledigungen des Wohnmobilhaushalts wie Putzen gehören zwangsläufig ebenso zum Reisealltag.
Zwischendurch haben wir uns für ein paar Tage auch einmal einen Leihwagen genommen, um das Hinterland zu erkunden. Natürlich steht regelmäßig die weitere Reiseplanung an, da wir uns nie länger an einem Ort aufhalten. Auch die Nachbereitung der Fotos und Videos will erledigt werden.
Gegen Abend packen wir dann meist die Outdoorküche aus und grillen oder kochen im Freien. Hobbys kommen auf unseren Reisen nicht zu kurz, so war etwa auch ein ferngesteuertes Modellflugzeug und Sportausrüstung im Gepäck.
Reisehaushalt
Für die alltäglichen Dinge brauchten wir in Spanien deutlich weniger Equipment als zu Hause. Nahezu alle Campingplätze verfügen über Waschmaschinen und Trockner. Wir haben etwa alle zwei Wochen gewaschen. Waschen und Trocknen dauert insgesamt etwa zwei Stunden, man ist also schnell durch.
Da es keine starken Temperaturschwankungen gibt, benötigten wir nicht viel Kleidung. Das Zwiebelprinzip ist hier ideal. Wir hatten jeder zwei Jeans, zwei Zipp-Off-Hosen, eine Doppeljacke, eine Strickjacke, ein paar T-Shirts, relativ dünne Pullis, ein paar wetterfeste Trekkingschuhe und ein paar dünnere Laufschuhe/Sneaker dabei. So kann man ideal kombinieren und spart Platz und Gewicht. Das gilt auch für Bettwäsche: nur ein Satz (abziehen, waschen, trocknen, wieder drauf) sowie zwei Sätze Handtücher.
Die Lebensmittelversorgung ist sehr gut. Spanische Supermärkte wie Mercado, Consum gibt es nahezu lückenlos, je nach Lage größer oder kleiner. Man findet hier auch noch überall die kleinen Metzger, Bäcker und Gemüselädchen. Deutsche Discounter sind ebenso vertreten. Ferreterias sind die üblichen Haushaltsläden mit einem Angebot von typischen Haushaltsartikeln über Werkzeug bis zu Fahrrad und Autozubehör. Neu waren für uns die riesigen Chinaläden. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt – ein riesiges Sortiment rund um Haushalt, Wohnen, Deko, Baumarkt und etliches mehr. Das muss man wirklich mal gesehen haben, sonst glaubt man es nicht.
Leider sind in den Wintermonaten viele Geschäfte, Restaurants und Cafés in touristisch geprägten Küstengegenden geschlossen. So ist es an den Promenaden und in den Küstenstädtchen oft recht öde. Das sonst typische Urlaubsflair fehlt dadurch.
Wetter in Spanien
Als Orientierung zum winterlichen Klima: Nachts lagen die Durchschnittstemperaturen bei 8 bis 15 Grad, tagsüber bei 12 bis 20 Grad, die Höchsttemperatur lag bei 25 Grad. Es gibt jedoch im Allgemeinen viele recht windige Tage. Auch wenn die Sonne scheint, zieht das die gefühlten Temperaturen etwas in die Knie. Beim Radfahren braucht man dann auch mal (zumindest vormittags) einen Buff, dünne Handschuhe und eine Mütze. Aber die ständig scheinende Sonne entschädigt.
Übernachtungsplätze
Da wir Camping- und Stellplätze aufsuchen, nutzten wir die Stellplatz-App von promobil sowie die Karten von ACSI und ADAC. ACSI-Vorteile sind an spanischen Campingplätzen am weitesten verbreitet, ADAC weniger, man spart aber mit beiden etwa zehn Euro pro Nacht. Außerdem gibt es für Langzeitcamper je nach Zeitraum und Platz Rabatte bis 40 Prozent.
Die kleineren Campingplätze sind oft durch Baumbewuchs in der Höhe beschränkt und auch die Wege auf den Plätzen sehr eng. Wir hatten nicht nur einmal mit unserem nur sieben Meter langen und 2,75 Meter hohen Wohnmobil Rangierprobleme. Eine Erkundungsrunde zu Fuß vorab lohnt durchaus, nicht zuletzt auch wegen der Sanitäranlagen. Gerade die Einrichtungen der kleinen Plätze sind oft sehr einfach. Heißes Duschwasser gibt es nicht überall, auch sind die Gebäude oft offen und unbeheizt.
Im Hochsommer ist das okay, doch in den Wintermonaten kann es gerade morgens recht kühl sein. Bei so manchem Wohnmobil-Stellplatz haben wir eine bessere Qualität hinsichtlich der Sanitäreinrichtungen vorgefunden. Größere Campingplätze sind generell recht gut ausgestattet. In den Wintermonaten ist der Service jedoch oft eingeschränkt. Bar, Supermarkt und Pool bleiben teilweise geschlossen. Wenn der Pool geöffnet ist, ist er meist nicht nutzbar, weil er schmutzig oder unbeheizt ist. Eines haben alle Plätze gemeinsam: Die Flächen sind mit feinem sandigem Splitt bedeckt. Daher legen insbesondere viele Dauergäste ihren Platz vollständig mit PVC-Planen aus.
Die "Langzeitüberwinterer" sind ein ganz anderer Menschenschlag als der typische Sommerurlauber. Hier herrscht stets Freundlichkeit, Gelassenheit und Hilfsbereitschaft, man ist einfach gechillt. Man sieht alle Arten von Campingfahrzeugen, von Vans über Liner bis hin zu Mega-Aufliegern aus den USA. Viele Plätze sind durch die Überwinterer ausgebucht. Über die Feiertage kommen auch Spanier und andere Urlauber, die zwei bis drei Wochen bleiben. Doch meistens findet sich für ein paar Tage immer ein Plätzchen.
Wir haben über die Feiertage von unterwegs erst eine Woche im Voraus reserviert, was schon sehr knapp war. Ein Anruf, ob ein Platz frei ist, hat sich als geeigneter herausgestellt als Recherche über die Website. Ein Tag Abweichung kann entscheiden, ob der Platz als frei gilt oder nicht. Im Januar werden die Campingplätze richtig voll. Wobei es nördlich der Provinz Murcia nicht ganz so frequentiert ist wie im Süden. Ab Mitte Februar treten dann viele die Heimreise an.
Freistehen ist in Spanien nur mit einer Genehmigung durch die Behörden erlaubt. Im Winter sieht man das aber wohl nicht so eng, und so sind an den verschiedensten Stellen in Küstenbereichen Camper aller Klassen vertreten. Manche Eckchen sind sehr idyllisch, manche lassen sich vor Bauruinen nieder. Es gibt auch Stellen, wo dann mal über 50 Wohnmobile kreuz und quer in der Natur stehen oder am Strand bis an die Wasserkante fahren. Wir können verstehen, warum sich Anwohner beschweren und letztlich das Freistehen verboten wird.
Fahrradfahren
Nicht zuletzt wollen wir noch die tollen Rad- und Wanderwege erwähnen. Es gibt etliche "Via Verde" – ehemalige spektakuläre Bahntrassen, aber auch Strecken entlang der Küste. In den Parques Naturales kann man ebenfalls toll Rad fahren. Wir haben hier viele Flamingos gesehen. Eintritt in die Parques wird übrigens nicht verlangt. Viele Wege sind Gravelroads, daher sollten die Räder entsprechend geeignet sein.
Im Winter kann man sogar auf den vielen schönen Promenaden Rad fahren, da kaum jemand unterwegs ist. Begeistert haben uns auch die vielen Wege durch Orangen- und Zitronenplantagen, die zu dieser Zeit voll behangen sind. Ach ja, deswegen ist eine Orangenpresse ein Muss in der Ausrüstung. Frischeren und leckereren Saft haben wir noch nie getrunken.
Kostensituation
Zum Abschluss noch eine kleine Orientierung zu den Preisen in Spanien: Wenn man die möglichen Rabatte ausnutzt, kostet eine Übernachtung auf dem Campingplatz mit Strom zwischen 15 und 40 Euro. Die Dieselpreise sind in Spanien 10 bis 20 Cent günstiger als bei uns. Für den Cafe con Leche haben wir zwischen 1,30 und 1,60 Euro bezahlt. Das Menu del Dia, also das Tagesangebot im Restaurant, ist oft schon ab 12 Euro zu haben. Auch die Preise für Lebensmittel sind in Spanien nach unseren Erfahrungen im Schnitt günstiger als in Deutschland. © Promobil
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