Der deutsche Lebensmittelhandel ist in Bewegung: Der jahrelange harte Wettbewerb könnte schon bald eine weitere Fusionierung durch den Marktführer Edeka nach sich ziehen. Dabei dominieren die Branche inzwischen ohnehin lediglich vier große Akteure.
Wenn das Kartellamt mitspielt, dann wird Edeka bis Mitte 2015 rund 451 Kaiser’s Tengelmann-Filialen übernehmen. Das kündigte das Mülheimer Unternehmen am Dienstag an. Tengelmann erklärte, dass es sich nicht länger gegen die großen Konkurrenten behaupten könne und das Supermarktgeschäft seit Jahren rote Zahlen schreibe.
Machtgewinn für Edeka, Rewe, Aldi und die Schwarz-Gruppe
Für die Branche bedeutet dies, dass die vier größten Lebensmitteleinzelhändler – Edeka, Rewe, Aldi und die Schwarz-Gruppe mit den Lidl-Märkten und Kaufland – weiter an Macht gewinnen. Einer Studie des Kartellamtes zufolge kommen sie zusammen bereits jetzt auf einen Marktanteil von rund 85 Prozent. Zum Vergleich: 1999 gab es noch acht große Handelsketten in Deutschland, die gemeinsam über einen Marktanteil von 70 Prozent verfügten.
Besonders Edeka sei laut Kartellamt bereits stark am Markt platziert. In seiner Auswertung erklärten die Wettbewerbshüter, der Konzern habe im Verhältnis zu seinen jeweiligen nächsten Wettbewerbern eine etwa doppelt so hohe Gesamtverkaufsfläche sowie eine doppelt so hohe Standortdichte. Gemessen am Umsatz, den Beschaffungsanteilen bei Herstellermarken, der Verkaufsfläche und der Standortzahl sei Edeka der bei weitem führende Anbieter in Deutschland.
Aldi hat Marktanteil von 44 Prozent
Gerade veröffentlichte Werte aus der Gesamterhebung des deutschen Lebensmittelhandels, die TradeDimensions in der Marktstudie TOP-Firmen publiziert, stützen diese Einschätzung: Mit einem Umsatz von rund 50,1 Milliarden Euro verbuchte Edeka 2013 einen Marktanteil von 20,7 Prozent für sich. Zur Edeka-Gruppe gehören unter anderem die Discounter Netto und Plus sowie Marktkauf.
Im Ranking direkt hinter dem Marktführer folgt die Rewe-Group, die im vergangenen Jahr einen leicht höheren Umsatz als 2012 einfahren konnten. Den Anteil am Gesamtmarkt von 15,5 Prozent stützen unter anderem der Discounter Penny sowie Nahkauf und Perfetto, die zum Konzern gehören.
Die Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland festigte ihren Platz unter den Spitzenunternehmen laut jüngsten Zahlen und erreicht mit einem Plus von 4,9 Prozent einen Umsatz von 32 Milliarden Euro. Ihr Marktanteil liegt jetzt bei über 13 Prozent.
Vor allem im direkten Vergleich unter den Discountern kommt die Bedeutung von Aldi-Nord und Aldi-Süd zum Tragen – mit einem Marktanteil von 44 Prozent. In Bezug auf den gesamten Lebensmitteleinzelhandel beträgt der Anteil der Discount-Märkte 41,1 Prozent.
Tengelmann-Übernahme hat kaum Einfluss auf Wettbewerb
Bevor Kaiser’s Tengelmann nun an den Marktgiganten Edeka übergeht, steht noch die Zustimmung des Kartellamtes aus. Und die ist keinesfalls gesichert. Denn angesichts der Marktkonzentration im Lebensmittelhandel hatte die Wettbewerbsbehörde erst kürzlich angekündigt, jede Übernahme eines Lebensmitteleinzelhändlers durch einen Marktführer einer vertieften Überprüfung zu unterziehen.
Als Grund gab die Wettbewerbsbehörde an, dass die große Marktmacht der vier Ketten dazu führen könnte, dass diese erhebliche Rabatte bei den Herstellern durchsetzen, die zu Qualitätseinbußen und Verdrängung in der Industrie führen könnten. Ob etwaige Rabatte bei den Herstellern übrigens an die Kunden weitergegeben oder aufgrund der zunehmenden Monopolstellung die Preise eher angezogen werden, ist fraglich.
Karl-Erivan Haub, derzeitiger Geschäftsführer der Tengelmanngruppe, sagte nach der Bekanntmachung der möglichen Fusion, eine Übernahme von Kaiser’s Tengelmann mit einem Marktanteil von gerade einmal 0,6 Prozent werde die Gewichte im Wettbewerb kaum verschieben.
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