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Computer? Das wird nichts!

Eine der spektakulärsten Fehlprognosen der jüngeren Wirtschaftsgeschichte betrifft die Computerbranche. Thomas Watson (Foto), seines Zeichens immerhin CEO von IBM, soll 1943 den denkwürdigen Satz "Ich denke, dass es einen Weltmarkt für vielleicht fünf Computer gibt" von sich gegeben haben. Weit gefehlt, Mr. Watson, unter dem simplen Suchbegriff computer companies listet die englischsprachige Wikipedia um die 200 Firmen alleine in den USA auf.

Doch als Trost für den IBM-Hellseher vom Dienst sei gesagt, dass er beileibe nicht der Einzige war, der sich in Sachen Voraussagen für den PC-Markt ordentlich verhob. So sagte beispielsweise Ken Olson - auch kein Unbekannter, sondern immerhin Präsident der Digital Equipment Corporation, die 1998 von Compaq übernommen wurde - im Jahr 1977: "Es gibt keinen Grund dafür, dass jemand einen Computer zu Hause haben wollte."

Mehr als 250 Millionen verkaufte Rechner im Jahr 2007 sprechen da eine andere Sprache.

Kassette und LP forever!

"Wer braucht eigentlich diese Silberscheibe?" Derart despektierlich äußerte sich ein gewisser Jan Timmer im Jahre 1982 über eine neue Erfindung der Firma Philips: die CD. Nichts Außergewöhnliches, möchte man meinen, schließlich rufen die meisten neuen Produkte bei vielen Menschen erst einmal Skepsis hervor. Dass mit Timmer jedoch ein Phillips-Vorstand solche Worte von sich gab, überrascht dann doch. Glücklicherweise entschied man sich beim niederländischen Elektronikkonzern dafür, Timmer in diesem Fall zu ignorieren und gemeinsam mit Sony das Produkt zur Marktreife zu bringen. Bis zum Ende der 1980er hatte es die "Silberscheibe" geschafft, die bis dato führenden Datenträger Kassette und Langspielplatte zu überflügeln. Bis heute sind insgesamt etwa 100 Milliarden CDs verkauft worden.

Trotz seiner fabulösen Markteinschätzung brachte es Timmer von 1990 bis 1996 sogar noch zum Präsident von Philips. Und vielleicht legte man ihm in dieser Zeit auch ein neuerfundenes kleines Gerät vor, das ein neues Format namens MP3 abspielen konnte und das Timmer mit den Worten ablehnte: "Wer braucht eigentlichen diesen bunten Kasten?"

Wer telefoniert denn, wenn er telegraphieren kann?

Kann man sich vorstellen, dass Kommunikation noch komfortabler ablaufen kann als mit einem Telegraphen? Heute ist man vielleicht so weit, aber im Jahr 1876 war man im Hause Western Union vom Telegraphieren so überzeugt, dass man ein obskures Gerät namens Telefon eines gewissen Alexander Graham Bell mit den folgenden Worten kommentierte: "Die Erfindung hat so viele Mängel, dass es nicht ernsthaft als Kommunikationsmittel taugt. Das Ding hat für uns an sich keinen Wert." Bell hingegen war vom Wert seiner Erfindung sehr wohl überzeugt und gründete kurzerhand seine eigene Firma, die Bell Telephone Company, die heute unter dem Namen AT&T einer der größten Telefonkonzerne der Welt ist.

Und auch wenn die Internet-Telefonie sich anschickt, den klassischen Festnetzanschluss abzulösen, ist dieser noch lange nicht am Ende. Nur mal so als Richtgrößen: In Deutschland kommen auf 100 Einwohner 67 Festnetzanschlüsse und die Bundesagentur für Außenwirtschaft rechnet für einen Wachstumsmarkt wie Indien mit knapp 500 Millionen Telefonanschlüssen im Jahr 2010.

Ohne Chauffeure keine Autos?

Wenn er sich da mal nicht getäuscht hat: Gottlieb Daimler (Zweiter von rechts), immerhin neben Carl Benz Miterfinder des Automobils, sagte 1901 voraus, dass "die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen [...] eine Million nicht überschreiten" werde. Als einen der Hauptgründe nannte er einen "Mangel an verfügbaren Chauffeuren" - klar, wenn man sein Auto zwar selbst baut, aber nicht selbst fährt, kann man einem solchen Denkfehler schon einmal unterliegen.

Er lag aber auch denkbar knapp daneben: In Deutschland verstopfen gerade einmal knapp 55 Millionen Kraftfahrzeuge die Straßen, und weltweit geht man von der lächerlichen Zahl von rund einer Milliarde aus. Und Geld lässt sich in der Branche auch verdienen: 2005 kamen die zehn größten Automobilproduzenten auf einen Umsatz von gerade einmal 1,2 Billionen US-Dollar.

Und der Mensch starrt doch

Eines der Konsumgüter, das aus unserem heutigen Leben nicht mehr wegzudenken ist, ist der Fernseher. Dass das einmal so sein würde, war am Anfang nicht abzusehen, und dementsprechend haben wir auch hierzu zwei Zitate auf Lager. Wobei man einräumen muss, dass zumindest einer der hier von uns zitierten Herren durchaus ein Interesse daran hatte, dass seine Prophezeiung wahr wird.

"Auf das Fernsehen sollten wir keine Träume vergeuden, weil es sich einfach nicht finanzieren lässt", sagte ein gewisser Lee De Forest im Jahr 1926. Dieser gilt aufgrund der Erfindung der Audion-Röhre, mit der man Sprache verstärken konnte, als einer der Väter des Radios. Und dass man als Mensch des Tons dem Medium des Bildes natürlich keine Chancen einräumt, liegt auf der Hand.

Dass aber auch durchaus bildaffine Menschen einem solchen Irrtum erliegen konnten, bewies Darryl F. Zanuck, der Chef der Filmgesellschaft 20th Century Fox. Dieser sagte 20 Jahre später: "Der Fernseher wird sich auf dem Markt nicht durchsetzen. Die Menschen werden sehr bald müde sein, jeden Abend auf eine Sperrholzkiste zu starren." Wie man sich doch täuschen kann: Nicht nur, dass beispielsweise in Deutschland 95% der Haushalte mindestens einen Fernseher besitzen und die Menschen alles andere als müde sind, den ganzen Tag auf die Kiste zu starren - man kann dort auch noch jeden Mist zeigen, und keinen stört's. Das konnte aber nun wirklich keiner ahnen.

Schrecklich gute Geräusche

Einen fantastischen Riecher bewiesen die Talentscouts der Plattenfirma Decca Records im Jahr 1962. Damals suchten vier Jungs aus Liverpool mit schrecklichen Frisuren aber schrecklich guten Liedern einen Plattenvertrag. Ihre Namen waren John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Pete Best (der kurze Zeit später Ringo Starr weichen musste) - und sie nannten sich The Beatles.

Leider sah der Verantwortliche bei Decca, Dick Rowe, das mit den schrecklich guten Liedern ein wenig anders und schickte die aufstrebenden Jungstars mit den Worten "Wir mögen deren Geräusche nicht, und Gitarrenmusik ist am Aussterben" in die Arme der Konkurrenz von EMI. Dort beziffert man die verkauften Einheiten von Beatles-Platten bis zum heutigen Tag auf etwa 1,3 Billionen. Aussterben sieht anders aus.

Nichts ist unmöglich

Es war einmal ein Professor an der Universität Yale, der konnte dem Vorschlag für einen zuverlässigen Nachtzustelldienst offensichtlich recht viel abgewinnen, verwies ihn aber dennoch ins Reich der Utopie: "Der Begriff ist interessant, und gut ausgedacht, aber um eine bessere Note als C zu verdienen, muss die Idee möglich sein."

Da Universitätsprofessoren zwar oft schlaue Menschen sind, vom Leben aber manchmal keine Ahnung haben, ließ sich der Verfasser des Vorschlags Fred Smith nicht von seinem Vorhaben abbringen und gründete eine Firma. Ihr Name: Federal Express, oder kurz FedEx. Im Jahr 2006 warf diese "unmögliche Idee" immerhin einen Umsatz von schlappen 32 Milliarden US-Dollar ab.

Warum das so ist, wissen wir seit dem grandiosen FedEx-Werbefilm "Cast Away - Verschollen" mit Tom Hanks in der Hauptrolle: Selbst nach Jahren auf einer einsamen Insel inklusive Zahnbehandlung mit Schlittschuhkufen und tief gehenden Unterhaltungen mit einem Volleyball vergessen FedEx-Mitarbeiter nie, wofür sie geboren wurden: das Zustellen von Briefen und Paketen.

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