- Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg tritt als Zeuge im Untersuchungsausschuss des Bundestages zum Bilanzskandal bei Wirecard auf.
- Er soll Rechenschaft ablegen, wie weit seine Lobby-Aktivitäten für den Skandal-Konzern gingen.
- Im Fokus steht dabei die China-Reise im Jahr 2019, bei der sich Bundeskanzlerin Angela Merkel für Wirecard einsetzte.
Im Untersuchungsausschuss des Bundestages zum Bilanzskandal bei Wirecard ist Ex-Verteidigungsminister
Guttenberg: "Einen derartigen Betrug konnte man als Geschäftspartner nicht erahnen"
Der frühere Bundesminister nahm dabei die Bundesregierung im Skandal um den Bilanzbetrug bei Wirecard in Schutz. Nach damaligem Kenntnisstand sei die Unterstützung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) für das deutsche Fin-Tech richtig gewesen, sagte zu Guttenberg am Donnerstag im Untersuchungsausschuss des Bundestags.
Guttenberg wies entschieden alle Vorwürfe zurück, er habe den mutmaßlichen Milliardenbetrug erahnen können. "Einen derartigen Betrug konnte man als Geschäftspartner - trotz gewisser Mutmaßungen in der britischen 'Financial Times' - nicht erahnen", betonte er. "Hätten wir gewusst, dass das Geschäftsmodell von Wirecard offenbar auf Betrug basiert, hätten wir dieses Dax-Unternehmen niemals beraten."
Weder seine Firma noch er selbst hätten zu irgendeinem Zeitpunkt von Diskrepanzen in der Bilanzierung, von Geldwäsche oder anderen Straftaten gewusst, versicherte zu Guttenberg. Stattdessen habe man sich auf die offiziellen Bewertungen des Unternehmens und die staatlichen Prüfstellen verlassen.
Guttenberg soll für seine Beratungen bei Wirecard "erhebliche Summen" bekommen haben
Der gescheiterte Minister hatte das Zahlungsdienstunternehmen im Rahmen seiner "Unternehmensberatungs- und Investmentfirma" Spitzberg Partners beraten und soll dafür seine alten Kontakte – unter anderem im Kanzleramt – spielen lassen haben.
Dafür sollen Guttenberg beziehungsweise seiner Firma laut dem SPD-Ausschussvertreter Jens Zimmermann "erhebliche Summen" zugekommen sein - laut der FAS etwas mehr als 970.000 Euro.
Bereits im Sommer 2018 soll Guttenberg dafür gesorgt haben, dass Wirecard auf dem chinesischen Markt Fuß fassen konnte. Das entscheidende Ereignis war schließlich ein Treffen Anfang September 2019 im Kanzleramt, wo er mit
Dem inzwischen inhaftierten und ehemaligen Wirecard-Chef Markus Braun selbst gelang damals kein Gesprächstermin mit der Kanzlerin.
Spekulationen über Bilanzfälschungen bei Wirecard: Was wusste das Kanzleramt?
Scheinbar hatte Guttenberg bei seiner Audienz Erfolg, denn ein paar Wochen nach Merkels China-Trip im Jahr 2019 veröffentlichte das deutsche Fin-Tech den Kauf von Anteilen an der chinesischen Firma AllScore Payment Services.
Darüber hinaus wurde bekannt, dass bereits im Januar 2019 in Peking eine bilaterale Stellungnahme zum "deutsch-chinesischen Finanzdialog" unterzeichnet wurde, von der Wirecard profitiert haben soll.
Das Engagement der Kanzlerin beziehungsweise dessen Zeitpunkt hat allerdings ein gewisses Geschmäckle: "Da waren die Spekulationen über Bilanzfälschungen und fragwürdige Deals mit Wirecard-Aktien schon bekannt, auch im Kanzleramt", sagte FDP-Politiker Florian Toncar ntv.de.
Laut seiner Einschätzung sei es vonseiten Merkels "ein folgenschwerer Fehler und ein Beleg fehlender Distanz zu Guttenberg" gewesen. (dpa/ari)
Verwendete Quellen:
- YouTube ZDFheute Nachrichten: "Wirecard und Guttenberg: Brauchen wir Lobbyismus – oder muss das weg? | Inside PolitiX"
- ntv: "Lobbyist für Wirecard. Die Rückkehr des Dr. Guttenberg"
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