Europas größte Volkswirtschaft schwächelt. Vor allem die exportorientierte Industrie in Deutschland steckt im Abschwung. Im zweiten Quartal ist die Wirtschaftsleistung wie erwartet gesunken. Auch die Aussichten für die kommenden Monate haben sich eingetrübt.

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Internationale Handelskonflikte und die Abkühlung der Weltkonjunktur haben die exportorientierte deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal ausgebremst. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Zum Jahresanfang war Europas größte Volkswirtschaft noch um 0,4 Prozent gewachsen.

Gebremst wurde die Entwicklung den Angaben zufolge vom Außenhandel. Die Exporte von Waren und Dienstleistungen sanken im Vergleich zum Vorquartal stärker als die Importe. Die privaten Konsumausgaben stiegen dagegen, die Unternehmen investierten mehr. Die Bauinvestitionen waren allerdings nach einem kräftigen Anstieg zum Jahresbeginn wegen des vergleichsweise milden Winters rückläufig.

Grundtendenz ist schwach

Nach Einschätzung der Deutschen Bundesbank war die konjunkturelle Grundtendenz zuletzt insgesamt schwach. "Ausschlaggebend dafür war, dass sich der Abschwung in der überwiegend exportorientierten Industrie weiter fortsetzte", hieß es im jüngsten Monatsbericht der Notenbank. Eine Erholung des Exportgeschäfts und der Industrie seien noch nicht erkennbar.

Die Abkühlung der Weltwirtschaft, die Unsicherheiten wegen des Handelskonflikts zwischen den USA und China sowie die Unwägbarkeiten des Brexits belasten die deutsche Industrie. Darunter leidet besonders die exportstarke Autobranche. Hinzu kommt der Strukturwandel in der Autoindustrie durch die Elektromobilität.

Gestützt wird Europas größte Volkswirtschaft vor allem von der Kauffreude der Verbraucher. Die Menschen sind angesichts niedriger Arbeitslosigkeit in Konsumlaune. Zudem wirft Sparen wegen der Zinsflaute kaum mehr etwas ab. Zuletzt wurden die Verbraucher nach Angaben der GfK-Konsumforscher beim Geldausgeben allerdings vorsichtiger. Meldungen über Personalabbau und die Einführung von Kurzarbeit ließen die Angst vor Jobverlust wachsen, sagte GfK-Konsumklimaexperte Rolf Bürkl jüngst.

Merkel: Keine Notwendigkeit für Konjunkturpaket

Die für das dritte Quartal erhoffte Konjunkturerholung steht nach zuletzt eher schwachen Daten Ökonomen zufolge zunehmend in Frage. "Deutschlands Konjunktur steht auf der Kippe", sagte Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung. Die Chancen für eine raschen Erholung der Wirtschaft und insbesondere der Industrie im zweiten Halbjahr seien deutlich gesunken.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht aktuell aber keine Notwendigkeit für Konjunkturpakete. Zwar gehe die Wirtschaft in eine "schwierigere Phase", hatte die CDU-Politikerin am Dienstag bei einem Leserforum der "Ostsee-Zeitung" gesagt.

Merkel warnte aber davor, die wirtschaftliche Lage schlecht zu reden. "Wir werden situationsgerecht agieren." Für das Gesamtjahr rechnete die Bundesregierung zuletzt mit einem Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent. Im vergangenen Jahr war das Bruttoinlandsprodukt insgesamt noch um 1,4 Prozent gestiegen.(dpa/ank)

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