Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche hat erhebliche Folgen für die Agrar-Branche: Tausende Liter Milch werden vernichtet, Fleisch kann nicht exportiert werden und die Grüne Woche muss auf einen Publikumsmagnet verzichten.
Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Brandenburg überschattet die Grüne Woche, die an diesem Freitag in Berlin beginnt. Und die Folgen für die Agrar-Branche gehen weit darüber hinaus. Betroffene Betriebe müssen mit erheblichen Verlusten rechnen, wenngleich die wirtschaftliche Lage vieler schon vorher angespannt war.
Was ist passiert?
Bei Wasserbüffeln im brandenburgischen Hönow ist die Maul- und Klauenseuche (MKS) ausgebrochen. Weitere Fälle gibt es bislang nicht, doch weil das Virus für Klauentiere wie Rinder, Schafe, Ziegen oder Schweine hochansteckend ist, müssen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden.
Zur Eindämmung der Tierseuche hatte das Brandenburger Landwirtschaftsministerium ein Verbot angeordnet, Klauentiere zu transportieren. Es gilt vorerst bis Mittwochnacht. Auf einem Betrieb in Schöneiche (Landkreis Oder-Spree), der vom betroffenen Büffel-Betrieb Heu bezogen hat, wurden vorsorglich 55 Ziegen und Schafe sowie 3 Rinder gekeult und untersucht.
Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat die Seuche für die Betriebe?
Problematisch ist vor allem der Export. "Wir können jetzt schon sagen, dass wir einen beträchtlichen Druck auf den Märkten haben werden, weil Drittländer zu großen Teilen tierische Produkte nicht mehr abnehmen", sagte der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, Bernhard Krüsken, im Deutschlandfunk. Großbritannien und Südkorea haben bereits Importstops verhängt.
Der Verband der Fleischwirtschaft rechnet mit Einbußen im dreistelligen Millionenbetrag. Die deutsche Landwirtschaft setzt laut Krüsken jährlich etwa fünf Milliarden Euro mit tierischen Produkten im Ausland um.
Der Agrarunternehmer Vincent Overmars aus Bernau bei Berlin zum Beispiel hat zwei Milchviehbetriebe nicht weit entfernt vom Ausbruchsort im brandenburgischen Hönow, dort wo die infizierte Büffelherde auf einer Weide stand. Den finanziellen Schaden durch den Ausbruch der Tierseuche spürt er jeden Tag: Wie er der Deutschen Presse-Agentur sagte, muss er täglich rund 33. 000 Liter Milch wegschütten. Seine beiden Betriebe lägen innerhalb einer eingerichteten Überwachungszone, daher könne er keine Milch mehr bei den Molkereien abliefern. Das koste ihn rund 16.000 bis 18.000 Euro pro Tag.
Wie war die Lage der Landwirte vor dem Ausbruch?
Die Stimmung der Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland war schon vor dem Ausbruch der Tierseuche eingetrübt. Im Ende Juni abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2023/24 sackten die Ergebnisse der Betriebe dem Deutschen Bauernverband zufolge im Schnitt auf 77.500 Euro ab.
Dies lag um 29 Prozent unter dem Rekordniveau des Wirtschaftsjahres zuvor. Vom Gewinn sind auch Investitionen zu finanzieren. Vielen Höfen machen hohe Kosten für Energie, Pflanzenschutz und Dünger zu schaffen.
Sind nur Exporte aus betroffenen Regionen gestoppt?
Innerhalb der EU unterliegt der Handel mit tierischen Produkten dem sogenannten Regionalisierungsprinzip. Das heißt: Im Fall von Seuchen wie MKS oder der Afrikanischen Schweinepest sind nur die Produkte vom Handel ausgenommen, die aus der betroffenen Region stammen.
Für viele Drittstaaten, insbesondere für die wichtigen Absatzmärkte Großbritannien, Südkorea und Vietnam gelte das aber nicht, sagt Steffen Reiter, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Fleischwirtschaft. Laut Verband wurden in den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres knapp zwei Millionen Tonnen Schweine- und Rindfleisch in die EU und in Drittländer exportiert.
Der Umsatz allein in den Drittländern beläuft sich demnach im Jahr auf rund eine Milliarde Euro. Importstopps, wie sie bereits Südkorea und das Vereinigte Königreich verhängt haben, beträfen nicht nur einzelne Regionen, sondern vielmehr gleich sämtliche Produkte aus Deutschland.
Betriebe, die weit weg vom Ausbruchsort in anderen Bundesländern produzieren, spüren die Auswirkungen also ebenfalls. Selbst, wenn die Seuche nun schnell ausgemerzt wird, könne es Monate dauern, bis Betriebe in diese Drittländer wieder exportieren können, befürchtet Krüsken vom Bauernverband.
Was ändert sich bei der Grünen Woche?
Viele Ställe in der großen Tierhalle, in denen sonst süße Lämmer oder mächtige Zuchtbullen standen, werden dieses Jahr gar nicht erst aufgebaut. Die Veranstalter haben angekündigt, dass aufgrund des Ausbruchs in diesem Jahr keine Paarhufer - also etwa Rinder, Schafe oder Alpakas - auf der Landwirtschaftsmesse zu sehen sein werden. Tierschützer sahen die Tierausstellung seit jeher kritisch.
Die Grüne Woche ist nicht nur ein wichtiger Branchentreff der Landwirtschaft, sondern auch Anziehungspunkt für Hunderttausende Besucherinnen und Besucher. Neben den vielen landwirtschaftlichen regionalen Spezialitäten gelten die Tiere als Höhepunkt vieler Messebesuche. (dpa/mcf)
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