Auch wenn es angesichts der Diskussionen in der deutschen Politik kaum zu glauben ist: Deutschland geht es gut. Zu dieser Erkenntnis kam nun der Internationale Währungsfonds (IWF). Doch am Horizont sehen die Experten tatsächlich Grund zur Sorge.
Die deutsche Wirtschaft bleibt nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) ein Muster an Stabilität, ist aber auch vor Risiken nicht gefeit. Die Wirtschaftsleistung wird der Prognose zufolge im Jahr 2019 um 2,1 Prozent steigen, die Arbeitslosenquote nochmals leicht um 0,1 Punkte auf 3,5 Prozent sinken.
Die Inflationsrate bleibt demnach mit 1,7 Prozent praktisch stabil. Die Staatsschulden sinken 2018 auf 60 Prozent des Bruttoinlandsproduktes und im Jahr 2019 mit 56,1 Prozent darunter. Damit erreicht Deutschland wieder die Maastricht-Kriterien.
Immobilienblase macht Sorgen
Der IWF warnt allerdings auch vor einer Eintrübung. Die Effekte eines harten Brexits, eines zunehmenden wirtschaftlichen Protektionismus nicht zuletzt in den Vereinigten Staaten und einer Neuordnung der Lastenverteilung in der Eurozone könnten das Investitionsklima belasten und die Exporte drücken.
Den Experten bereiten auch Anzeichen für eine Immobilienblase in den Zentren großer Städte Kopfschmerzen. "Die Direktoren betonen, dass der Preisanstieg bei Hauspreisen in Deutschland dynamischsten Städten eine genaue Beobachtung verdient", heißt es in dem Bericht des IWF. Derzeit stünden für eine genaue Untersuchung nicht ausreichend Daten zur Verfügung. Möglicherweise könnten hier punktuell finanzielle Anfälligkeiten entstehen.
Die Immobilienpreise in großen Städten wie München, Hamburg oder Frankfurt sind in den vergangenen Jahren und Monaten sehr stark gestiegen. Die niedrigen Zinsen haben die Nachfrage getrieben, das Angebot bleibt aber wegen geringer Neubauquoten spärlich.
Die Bundesbank geht davon aus, dass das deutsche Finanzsystem einen Rückgang der Immobilienpreise um 30 Prozent verkraften könnte. Die Kapitalausstattung der Banken sei dafür ausreichend, selbst wenn zeitgleich die Arbeitslosenquote auf acht Prozent hochschnellen sollte. Die Bundesbank hält 15 bis 30 Prozent der Wohnimmobilien - vor allem in Ballungsgebieten - für überbewertet.
Regierung soll Überschüsse für Bildung nutzen
Der IWF ruft die Bundesregierung auf, ihre Haushaltsüberschüsse, die in diesem Jahr von bisher 1,0 Prozent auf 1,2 und im nächsten Jahr auf 1,4 Prozent steigen werden, für Investitionen vor allem in Bildung und Arbeitnehmer zu nutzen. Es müsse darum gehen, private Investitionen zu fördern und der Wirtschaft über staatliche Maßnahmen ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte bereitzustellen.
Investitionen würden hier langfristig auch dazu führen, den Außenhandelsüberschuss des Exportlandes Deutschland zu reduzieren. Dieser wird nicht nur von US-Präsident Donald Trump scharf kritisiert. Er übersteigt auch die von der EU vorgegebenen Grenzen. Die Europäische Union stuft einen Wert von mehr als sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes als stabilitätsgefährdend ein.
Deutschland erreichte 2016 ein Hoch von 8,5 Prozent und wird nach 8,0 Prozent im vergangenen Jahr 2018 bei 8,3 Prozent sowie im nächsten Jahr bei 8,1 Prozent landen, prognostiziert der IWF. (ska/dpa)
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