Die Werbeeinnahmen auf X hatten sich nach Musks Übernahme drastisch reduziert. Jetzt sollen es neue Manager richten und die Plattform wieder attraktiver machen.

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Elon Musks Twitter-Nachfolger X hat neue Manager gefunden, die die Plattform sicherer für Nutzer und Unternehmen machen sollen. Kylie McRoberts wird sich als Head of Safety mit dem Problem von Hassrede und anderen extremistischen Inhalten auseinandersetzen. Zusätzlich soll Yale Cohen den Dienst attraktiver für Unternehmen machen, wie X am Dienstag mitteilte. Cohen kommt aus der Werbebranche.

Werbeeinnahmen auf X halbiert

Hassrede ist auch ein geschäftliches Problem für X. Der Dienst ist auf Werbeerlöse angewiesen – und Unternehmen wollen nicht, dass ihre Marken etwa neben Beiträgen mit Gewaltaufrufen oder antisemitischen Parolen auftauchen. Seit Musk Twitter im Herbst 2022 übernahm, halbierten sich die Werbeeinnahmen. Der Tech-Milliardär versprach radikale Redefreiheit bei X im Rahmen des gesetzlich Erlaubten. Er setzt darauf, die Verbreitung von Beiträgen mit problematischen Inhalten stark einzuschränken, statt sie zu entfernen. Seit der Übernahme sind bereits zwei Safety-Verantwortliche gegangen.

Online-Forscher hatten vor einigen Monaten demonstriert, wie Werbung bekannter Marken neben antisemitischen Beiträgen auftauchen kann. Musk konterte, die Beispiele seien künstlich konstruiert gewesen und entsprächen nicht der Alltags-Nutzung. Mehrere große Werbekunden schraubten ihre Ausgaben bei X inzwischen zurück oder verzichten ganz darauf.

Die von Musk eingesetzte X-Chefin Linda Yaccarino versuchte sie zu überzeugen, dass die Plattform ein sicheres Umfeld für ihre Marken bietet. Musk beschimpfte abtrünnige Werbekunden derweil vor einigen Monaten bei einem Auftritt wüst und behauptete, sie würden die Schuld tragen, wenn X scheitern sollte. Besonders heftig greift Musk, der politisch auf Position der amerikanischen Rechten steht, den Disney-Konzern und dessen Chef Bob Iger an.

Der X-Besitzer selbst sorgte für einen Eklat, als er einen Beitrag mit einer antisemitischen Verschwörungstheorie als "tatsächliche Wahrheit" bezeichnete. Musk sprach später von einem Fehler und Missverständnis und entschuldigte sich. X betonte am Dienstag, Redefreiheit und Sicherheit müssten bei dem Dienst koexistieren.

Smartphone mit Twitter X App im Google Play Store auf dem Bildschrim wird von einer Hand gehalten

Nach Platzierung neben Nazi-Beiträgen: Werbung bei X gestoppt

Der Twitter-Nachfolge X hat das nächste Hassrede-Problem. IBM stoppt einen Millionen-Anzeigenetat, nachdem Werbung des Konzerns neben Hitler-Bildern auftauchte. Und X-Besitzer Elon Musk zieht neue Vorwürfe auf sich, antisemitischen Ansichten Gehör zu verschaffen.

ZDF zieht sich von X zurück

In Deutschland zog jetzt das ZDF erste Konsequenzen. Es nutzt seinen Hauptaccount bei der Internetplattform X nicht mehr. Der Hauptkanal @ZDF mit 1,4 Millionen Followern wurde am 25. März zum letzten Mal bestückt und ist nicht mehr aktiv, wie der öffentlich-rechtliche Sender am Dienstag in Mainz bestätigte. Das Medienportal "DWDL.de" berichtete darüber.

Vom ZDF hieß es auf dpa-Nachfrage zu der Entscheidung: "Unsere Twitter/X-Accounts unterliegen wie alle unsere Social-Media-Aktivitäten einem kontinuierlichen Controlling mit Blick beispielsweise auf Zielgruppe, Performance und Entwicklung der jeweiligen Plattform." Sollten demnach Accounts entsprechende Ziele nicht erreichen oder genannte Kriterien nicht erfüllen, werden diese eingestellt, wie es weiter hieß. Das ZDF wolle zugleich X weiterhin nutzen, mit einem Nachrichtenangebot und mit Unternehmensnews.

Das ZDF ist nicht das einzige öffentlich-rechtliche Medienhaus in Deutschland, das einen solchen Schritt vollzieht. Deutschlandradio legte bereits Monate zuvor seine X-(Twitter)-Accounts still. Das Haus führte in einem Post auf dem X-Account seines Programms Deutschlandfunk "Entwicklungen auf dieser Plattform" an. (dpa/the)

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