- Vor 30 Jahren wurde die reiche Witwe Ghislaine Marchal tot in ihrer Villa an der Côte d'Azur in Frankreich aufgefunden.
- An der Tür stand mit ihrem Blut geschrieben: "Omar hat mich getötet".
- Dieser beteuert allerdings seine Unschuld.
- Neue Analysen weisen nun darauf hin, dass andere Männer am Tatort gewesen waren.
Einer der spektakulärsten Mordfälle Frankreichs wird nach drei Jahrzehnten neu aufgerollt. Der damals verurteilte und inzwischen begnadigte Omar R. hat erreicht, dass die Justiz den Fall erneut untersucht, damit ein Gericht möglicherweise in einem Revisionsverfahren seine Unschuld feststellt. Das teilte das Pariser Kassationsgericht am Donnerstag mit.
"Das ehrt die Justiz, der Kampf ist noch nicht zu Ende", sagte seine Anwältin Sylvie Noachovitch. Die Behörden können nun in erneute Ermittlungen einsteigen, die einige Monate dauern können. Es geht um die Analyse von Blutspuren mit dem neuesten Stand der DNA-Technik.
Fremde Blutspuren am Tatort gefunden
Als im Juni 1991 die blutüberströmte Leiche der reichen Witwe Ghislaine Marchal (65) im Heizkeller ihrer Villa an der Côte d'Azur gefunden wurde, stand mit Blut an der weiß getünchten Kellertür geschrieben: "Omar hat mich getötet".
Die Polizei brauchte nicht lange zu suchen. Omar R., der marokkanische Gärtner, wurde vier Tage danach festgenommen und später wegen Mordes verurteilt. Sein Anwalt sprach von einem Justizirrtum und schweren Ermittlungsfehlern.
Zwar stammte das Blut der Aufschrift tatsächlich von der Toten - doch ist unbewiesen, ob sie den Satz auch selbst geschrieben hat. Ferner ergaben spätere Blutuntersuchungen, dass ein anderer Mann als R. zur Tatzeit im Keller gewesen sein muss: Neben dem Blut der Witwe wurden auf der Tür fremde Blutspuren gefunden. Auch das Tatmotiv, die Schulden des Gärtners, überzeugten den damaligen Anwalt nicht.
Familie lässt Leiche ungewöhnlich schnell einäschern
R. wies bei seiner Festnahme keine Verletzungen auf. An seiner Kleidung wurden keine Blutspuren der Frau festgestellt. Weil die Familie die Leiche der Witwe ungewöhnlich rasch einäschern ließ, war jede spätere Spurensuche unmöglich.
Ungeklärt blieb, warum die Fingernägel der Toten nicht auf Blutspuren untersucht wurden. So hätte bewiesen werden können, dass die Frau tatsächlich den anklagenden Satz geschrieben hatte.
Und völlig unklar blieb ebenfalls, wie die durch Messerstiche verwundete Frau vor ihrem Tod die Kraft fand, mit dem eigenen Blut die Worte an die Tür zu schreiben.
DNA-Material von vier Männern
Der damalige Präsident Jacques Chirac erließ R. als Begnadigung einen Teil der Haft, der Marokkaner kam 1998 nach über sieben Jahren Haft auf freien Fuß. Ein erster Anlauf zur Wiederaufnahme scheiterte 2002. Jetzt will er erneut erreichen, dass seine Unschuld festgestellt wird.
Anwältin Noachovitch stützt sich dafür auf eine erneute Auswertung der Blutspuren, bei der DNA-Material von vier Männern nachgewiesen wurde. Und dieses war demnach während der Tat dort hingelangt - und nicht nachträglich, etwa durch die am Tatort eingesetzten Fahnder. (ff/dpa)
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