Das Great Barrier Reef ist stark bedroht, die zunehmende Erderwärmung macht dem einzigartigen Korallenriff an der Nordostküste Australiens zu schaffen. Mit einer weltweiten Ausschreibung hat die Landesregierung innovative Ideen zur Rettung des Riffs gesucht - nun gehen die ersten davon in die Testphase.

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Experten halten die Schäden des Great Barrier Reef bereits für irreparabel, doch kampflos aufgeben will die australische Regierung das vielfältige Ökosystem nicht.

An diesem Freitag hat das Land grünes Licht für eine Testreihe gegeben, in der experimentelle Konzepte zum Schutz des bedrohten Korallenriffs getestet werden sollen.

Im Januar hatte Australien zwei Millionen Australische Dollar (etwa 1,27 Millionen Euro) für unkonventionelle Ideen zur Rettung des einzigartigen Korallenriffs ausgelobt.

Ein halbes Jahr später, am 20. Juli, wurden aus den 69 eingereichten Vorschlägen sechs Ideen ausgewählt, die nun auf ihre Praxistauglichkeit getestet werden sollen.

Salzinfusion, Bio-Membranen und Larven in Massenproduktion

Dazu gehört nach Angaben der Regierung die Idee, Wolken durch die Infusion von aus Meerwasser gewonnenen Salzkristallen künstlich aufzuhellen. Dadurch, so die Theorie, könnten sie Sonnenstrahlen besser zurück ins All reflektieren.

In eine ähnliche Richtung geht der Ansatz, das Meer mit einer biologisch abbaubaren schwimmenden Membran abzudecken. Diese soll die Korallen wie ein Sonnensegel vor Hitzestress schützen.

Eine weitere Idee setzt auf die "Massenproduktion" zusätzlicher Korallenlarven, die auf künstlichen Strukturen angesiedelt werden sollen, die mit Hilfe von 3-D-Druckern hergestellt werden.

Experte sieht in Ideen Potenzial

Ein Experte des australischen Institute of Marine Science zeigte sich offen für die ausgewählten Projekte. Die Idee zur Impfung von Wolken mit Salzkristallen etwa klinge zwar merkwürdig, habe jedoch durchaus Potenzial, sagte David Mead dem Sender australischen ABC.

Das Team setze auf feine Düsen, die Milliarden Salzwassertropfen pro Sekunde verteilen könnten, erläuterte er.

Wenn das Wasser verdampfe und die zurückbleibenden Salzkristalle dann in Wolken verteilt werden könnten, hätte dies einen Effekt. "Das kann den Anteil der Sonnenstrahlen erhöhen, der zurückgestrahlt wird."

1,27 Milliarden sollen das Riff retten

Es ist nicht die einzige Maßnahme, die Australien zum Schutz des Great Barrier Reef gestartet hat: Im April stellte die Regierung 312 Millionen Euro zur Verbesserung der Wasserqualität, zur Bekämpfung von Fressfeinden der Korallen und zur Wiederherstellung beschädigter Riffe bereit.

Als Hauptursache für den Niedergang des Riffs gilt der Klimawandel. In Folge der Erwärmung der Meere tritt die tödliche Korallenbleiche in immer kürzeren Abständen auf. Hinzu kommen korallenfressende Seesterne, die sich durch Abwässer stark vermehrt haben.

Zuletzt hatte eine Hitzewelle in den Jahren 2016 und 2017 fast ein Drittel des Great Barrier Reefs zerstört.

Insgesamt will das Australien im Rahmen eines "Reef 2050"-Plans in den kommenden Jahren rund 1,27 Milliarden Euro in den Schutz des 2.300 Kilometer langen Naturwunders investieren. Auch das im Januar ausgelobte vergleichsweise kleine Förderprogramm für experimentelle Ansätze zum Erhalt des Riffs wird aus diesem Gesamtbudget finanziert.

Seit 1981 gehört das Great Barrier Reef zum Unesco-Weltnaturerbe und ist ein wichtiger Faktor für den australischen Tourismus. Der Wirtschaft des Landes bringt es knapp 3,7 Milliarden Euro jährlich. (jwo/AFP)

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