• Einige Menschen leugnen das Problem des Klimawandels.
  • Studien belegen jedoch die menschengemachte Klimaerwärmung und ihre Folgen.
  • Mit Fakten können insbesondere Zweifler überzeugt werden

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Nach wie vor gibt es Menschen, die den Klimawandel leugnen. Andere wiederum bezweifeln, dass die aktuelle Erderwärmung von den Menschen verursacht wird. Dabei existieren zahlreiche Studien, die genau das nachweisen. "Wir wissen, wie viel Kohle, Öl und Gas wir verbrennen und können den dadurch verursachten Anstieg des Kohlendioxid-Gehalts der Luft messen", erklärt Georg Feulner, Klimawissenschaftler am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Seit dem 19. Jahrhundert ist bekannt, dass Kohlendioxid ein Treibhausgas ist, das die Erde wärmt. "Die vom Menschen verursachte Erwärmung können wir an Tausenden Wetterstationen rund um die Welt nachweisen", betont Feulner. "Das Klima hat sich seit Beginn der Industrialisierung schon um rund ein Grad erwärmt, aber wir können durch beherzten Klimaschutz das Schlimmste noch verhindern." Dazu ist auch ein großes Maß an Überzeugungsarbeit notwendig.

Bei der Diskussion hilft, dass die scheinbaren Argumente der Klimawandelleugner in der Wissenschaft altbekannt und längst widerlegt sind. Es liegen wissenschaftlich fundierte Informationen zum Klimawandel vor, Modellrechnungen geben verlässliche Aussagen über zukünftige Entwicklungen. Selbsternannte Klimawandelleugner hingegen wollen die Menschen mit eigenen Behauptungen vom Gegenteil überzeugen. Beispiele sind, dass es schon immer Klimaveränderungen gebe oder der CO2-Anteil der Luft viel zu niedrig für derartige Effekte sei.

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Studien zeigen menschengemachten Klimawandel

Seit Beginn der Industrialisierung nimmt die Konzentration an Treibhausgasen in der Atmosphäre und damit die weltweite Erwärmung zu. "Der größte Teil der beobachteten Klimaerwärmung ist eindeutig von uns Menschen verursacht", betont Dirk Notz vom Institut für Meereskunde an der Universität Hamburg.

"Wir verstehen die möglichen Ursachen von Klimaschwankungen inzwischen so genau, dass wir den Anteil von natürlichen Schwankungen und unseren menschlichen Beitrag gut beziffern können." Entsprechende Studien zeigen, dass die heutige Klimaerwärmung vor allem durch den Menschen verursacht wurde.

"Wir haben durch die Verbrennung von Öl, Kohle und Gas eine riesige Menge an Treibhausgasen in die Atmosphäre freigesetzt, die Aufgrund fundamentaler physikalischer Gesetze zu einer Erderwärmung führen", erklärt der Klimawissenschaftler.

"Im Gegensatz dazu waren die natürlichen Antriebe des Klimasystems wie zum Beispiel die Sonneneinstrahlung in den letzten Jahrzehnten weitestgehend konstant." Sie konnten daher nur minimal zu der jetzt beobachteten Änderung des Klimas beitragen.

Behauptung der Leugner: "Es gab schon immer Klimaveränderungen - und auch diese ist natürlich"

Leugner behaupten, dass es schon immer Klimaveränderungen mit Warm- und Kaltzeiten gab und auch der aktuelle Wandel natürlichen Ursprungs ist. Während sich das Klima in der Vergangenheit jedoch über sehr lange Zeiträume veränderte, hat sich die Luft an der Erdoberfläche gegenüber der vorindustriellen Zeit im globalen Mittel bereits um rund 1 Grad Celsius erwärmt.

Ein solches Temperaturniveau gab es Experten zufolge noch nie im Laufe der Geschichte des modernen Menschen. "Zum ersten Mal in der Erdgeschichte trifft ein einschneidender, globaler Klimawandel auf eine hochentwickelte, verletzliche Zivilisation", sagt Notz. Die gesamte Menschheitsentwicklung von der Steinzeit bis zur heutigen Hochkultur konnte in den letzten 10.000 Jahren unbehelligt von einem größeren Klimawandel stattfinden.

"Die menschliche Infrastruktur, unsere Handelsbeziehungen, unsere Landwirtschaft, die Lage der Küstenstädte, sie alle sind an diesen vergangenen, stabilen Klimazustand angepasst. Diese Phase eines stabilen Klimazustands beenden wir jetzt, mit ungeahnten Folgen für jeden Bewohner dieser Erde."

Behauptung der Leugner: "CO2 ist nicht für Erderwärmung verantwortlich"

Skeptiker behaupten, dass Kohlendioxid aufgrund seines geringen Gehalts in der Atmosphäre nicht für die Erderwärmung verantwortlich sein kann. Doch viele Stoffe haben trotz winziger Konzentration eine starke Wirkung. Ein Beispiel sind lebenswichtige Vitamine für den menschlichen Körper.

"In der Erdatmosphäre ist es ähnlich", erklärt Notz. "Nur die in winzigen Konzentrationen enthaltenen Treibhausgase wie Kohlendioxid oder Methan sind in der Lage, größere Mengen an Wärmestrahlung an die Erdoberfläche abzugeben." Durch diesen Treibhauseffekt wird die Erde zu einem lebensfreundlichen Planeten. Ohne diese Treibhausgase, die extrem effizient Wärme an die Erdoberfläche abstrahlen, würde die Erde als gefrorener Schneeball durchs Weltall treiben. Wächst jedoch der CO2-Gehalt in der Atmosphäre, verstärkt sich der Effekt und die Temperaturen steigen.

Behauptung der Skeptiker: "Wetterextreme sind kein Beleg für den Klimawandel"

Einige Menschen bezweifeln, dass extreme Wetterereignisse zunehmen und ein Beleg für den Klimawandel sind. "Dass in einem sich erwärmenden Klima Temperaturextreme und Hitzewellen zunehmen, ist eindeutig", betont Klimawissenschaftler Notz. "Die beobachtete Häufung und zunehmende Stärke dieser Extreme sind eine der Auswirkungen der Klimaerwärmung."

Auch für Deutschland sind diese Hitzeextreme eine kimawandelbedingte Gesundheitsgefahr. Studien belegen, dass Hitzewellen bereits Tausende Todesopfer gefordert haben.

Aus Sicht der Wissenschaft ist es jedoch schwierig, bestimmte Extremwetterereignisse wie Stürme oder Niederschläge ganz sicher auf die Klimakrise zurückzuführen. Erst mit neueren Daten hat sich die bereits beobachtete Zunahme vieler Wetterextreme deutlich von dem abgehoben, was noch durch Zufallsschwankungen erklärbar gewesen wäre.

Zudem hat der neue Forschungszweig "Meteorologische Attributionsforschung" für eine Reihe von Wetterextremen den Beitrag des Klimawandels nachgewiesen und beziffert. Laut Notz werden zurzeit hochauflösende Klimasimulationen entwickelt, die in Zukunft sowohl genauere Prognosen als auch genauere Zuweisung der Ursachen von Extremereignissen erlauben werden.

So klären Sie Skeptiker über Leugner auf

Insbesondere im Internet finden sich viele Stimmen, die den menschengemachten Klimawandel vehement leugnen. Um Menschen zum Umdenken und Handeln zu bewegen, reicht die reine Wissensvermittlung oftmals nicht aus. Vielmehr spielt die richtige Kommunikation eine wichtige Rolle.

"Mit hart gesottenen Leugnern direkt zu diskutieren, hat meistens wenig Sinn", betont Bärbel Winkler von "skepticalscience.com". Gegründet vom australischen Kognitionswissenschaftler John Cook, veröffentlicht das Portal seit knapp 15 Jahren Faktenchecks und Argumentationshilfen zu Falschbehauptungen rund um die Klimakrise. "Ein Großteil der Leugner ist kaum für Fakten zugänglich, diskutiert nicht ergebnisoffen und will nicht überzeugt werden."

Deutlich erfolgversprechender sei das Diskutieren mit Menschen, de sich noch keine eigene Meinung gebildet haben, bei denen die Leugner aber mit Falschinformationen Zweifel säen können. "Diese sind oft anfällig für irreführende Behauptungen", erklärt Winkler. "Im Gespräch kann man einzelne Mythen mit Fakten widerlegen. Hilfreich ist jedoch auch die Aufklärung über die Argumentationstricks der Leugner."

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Ein Beispiel sei die "Rosinenpickerei", bei der gezielt nur bequeme Fakten aus der Klimaforschung gewählt und in einen falschen Kontext gesetzt werden. Dazu kommen Pseudo-Experten und logische Trugschlüsse ins Spiel. Wichtig sei es daher, dass die Menschen durch die Beschäftigung mit den Argumentationsmustern bekannter Falschinformationen zukünftig eine Desinformation selbst erkennen und im besten Fall widerlegen.

"Als universelle Impfung gegen Falschinformationen gibt es die Cranky Uncle App demnächst auch auf deutsch", gibt Bärbel Winkler einen Tipp. Mit Hilfe der Comic-Figur des "grantigen Onkels" klärt das Spiel über die Techniken der Wissenschaftsverleugnung auf. "Die gezielte Aufklärung über die Strategien kann immunisieren."

Über die Experten:
Bärbel Winkler: Die Schwäbin ist seit Jahren ehrenamtliche Mitarbeiterin der Website "skepticalscience.com" - der englischsprachigen Partnerseite von "klimafakten.de". Gegründet vom australischen Kognitionswissenschaftler John Cook, veröffentlicht das Portal seit 2007 Faktenchecks und Argumentationshilfen zu Falschbehauptungen rund um den Klimawandel.
Professor Dr. Dirk Notz: Professor Dr. Dirk Notz ist Klimawissenschaftler und Leiter der Forschungsgruppe "Meereis im Erdsystem" am Max-Planck-Institut für Meteorologie. Der Experte arbeitet am Institut für Meereskunde an der Universität Hamburg und ist zudem Mitglied im Exzellenzcluster für Klimaforschung CLICCS und im Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit der Universität Hamburg.

Verwendete Quellen:

  • Interview mit Bärbel Winkler, Mitarbeiterin von SkepticalScience.com
  • Schriftliche Anfrage an Prof. Dr. Dirk Notz, Mitglied im Exzellenzcluster für Klimaforschung CLICCS und im Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit der Universität Hamburg.
  • Klimafakten.de: "Mit Klimaleugnern diskutieren, ohne den Verstand zu verlieren"
  • Deutsches Klima Konsortium: "Was wir heute übers Klima wissen"
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