Steht die Zahl 666 in der Bibel für den Teufel höchstpersönlich, den Antichristen, Nero oder gar den Papst? Die dunkle "Zahl des Tieres" gibt viele Rätsel auf. Ist das Biest jetzt enttarnt?

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"Und es bringt alle dahin, die Kleinen und die Großen, und die Reichen und die Armen, und die Freien und die Knechte, dass sie ein Malzeichen annehmen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn; und dass niemand kaufen oder verkaufen kann als nur der, der das Malzeichen hat, den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens.

Hier ist die Weisheit. Wer Verständnis hat, berechne die Zahl des Tieres, denn es ist eines Menschen Zahl; und seine Zahl ist 666."

(Johannes-Offenbarung, Kapitel 13, Vers 18)

Diese rätselhafte Passage des Neuen Testaments bewegt die Gemüter bis heute. Was hat es mit der 666, der Zahl des Tieres, auf sich? Der Raum für Spekulationen war weit geöffnet und wurde mit den unterschiedlichsten Interpretationen gefüllt.

Nicht nur Okkultisten und Zahlenmystiker waren auf den Plan gerufen. Auch Bibelforscher, Historiker, Verschwörungstheoretiker und Künstler begaben sich auf die Spur des Tieres. Inzwischen scheint das Biest enttarnt.

Die 666 taucht auch in anderen Bibelstellen auf

Die Johannes-Offenbarung, deren Autor nicht mit dem Apostel Johannes gleichzusetzen ist, ist nicht die einzige Bibelstelle, in der die mysteriöse Zahl auftaucht. Schon im Alten Testament wird sie in unterschiedlichen Kontexten genannt. War damit immer dasselbe "Untier" gemeint?

Zahlensymbolik in der Bibel

In manchen Deutungen wird darauf hingewiesen, dass der sechste Tag der Schöpfung in der Bibel derjenige Tag ist, an dem der Mensch geschaffen wurde. Die sieben gilt dagegen als die Zahl der Fülle Gottes.

Die Zahl 666 ist die dreifach potenzierte Zahl des Menschen. Hinter der 666 verstecke sich demnach ein böser Mensch, der gottgleich sein möchte. Nach gängigem Textverständnis wurde "das Tier" mit dem Antichristen gleichgesetzt. Und dem wollte man auf die Schliche kommen.

"Isopsephische Rätsel"

In der Antike waren "isopsephische Rätsel" sehr beliebt. Vereinfacht gesagt, wurde jedem Buchstaben des griechischen Alphabets ein Zahlenwert zugewiesen. Alpha stand für die eins, Beta für die zwei, und so weiter ...

Die Addition der Zahlenwerte eines Wortes ergab dessen Quersumme. Aus dieser ließ sich der ursprüngliche Name erschließen.

Verbirgt sich hinter der 666 der Teufel?

Das große Rätselraten begann. Wer war der Antichrist? Der Teufel höchstpersönlich? Der wird im Christentum allerdings als "gefallener Engel" angesehen, also als übernatürliches Wesen und nicht als Mensch. Die Bibelstelle besagt jedoch "es ist eines Menschen Zahl".

Wurde ein Kaiser als Biest getarnt? Oder gar ein Papst?

Verbarg sich Kaiser Nero, der Christenverfolger, hinter der Zahl des Tieres? Auch die Namen der Kaiser Domitian und Hadrian fielen im Laufe der langen Deutungsgeschichte. Im Mittelalter geriet sogar das Papsttum zeitweilig in Verdacht.

Die 666 in der Kunst

Die dunkle Zahl faszinierte auch die Kunstszene. Ob in der Malerei, im Film, in der Literatur oder in der Musik: In zahlreichen Werken finden sich Referenzen auf die 666.

Besonders in der Heavy-Metal-Szene sind Anspielungen auf den Antichristen populär. So nannten etwa Iron Maiden ihr 1982 erschienenes Album "The Number of the Beast".

Des Rätsels Lösung?

Im April 2016 wurde plötzlich ein Name genannt, den man bislang nicht auf dem Zettel gehabt hatte: Marcus Ulpius Traianus, bekannt als Kaiser Trajan (53 bis 117 n. Chr.). Er sei "das Tier" hinter der 666.

Diese These stellte Prof. Dr. Hans Taeuber vom Institut für Alte Geschichte der Uni Wien auf. Die Informatikstudentin Diana Altmann hatte für ihre Diplomarbeit unter Anleitung von Prof. Taueber ein Computerprogramm erstellt, mit dessen Hilfe man die Zahlenwerte aller in Kleinasien nachgewiesenen Personennamen berechnen konnte. Die Eingabe der Zahl 666 spuckte den Namen Trajans aus.

Das spricht dafür

Die Universität feiert sich dafür, das alte Rätsel gelöst zu haben. Tatsächlich gibt es einige Indizien, die dafürsprechen: Trajan soll Christen zwar nicht systematisch verfolgt haben, er soll aber befohlen haben, die Christen zu töten, die sich weigerten, den heidnischen Göttern zu opfern.

Laut der Universität Wien fällt die Entstehungszeit der Offenbarung mit der trajanischen Zeit zusammen. Den prunkvollen Kaiserkulttempel Trajans soll der Autor der Apokalypse in einem Sendschreiben als "Sitz des Satans" bezeichnet haben.

Um die Zahl 666 ranken sich zahlreiche Verschwörungstheorien

Längst hat sich die "Zahl des Tieres" von ihrer historischen Vorlage gelöst. Verschwörungstheoretiker behaupteten unter anderem, die 666 fände sich auf allen Barcodes. Außerdem seien Namen wie Adolf Hitler oder die Bezeichnung Word Wide Web mit der 666 dechiffrierbar.

Das historische "Untier" mag enttarnt sein, doch das Biest ist entfesselt. Der Mythos um die 666 ist mächtiger, als Trajan es je war.

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