In einer US-Kleinstadt regnet es gleich mehrfach durchsichtige Gel-Klumpen. Anschließend sterben Tiere und viele Menschen werden krank. Aber woraus besteht die merkwürdige Substanz, und wie konnte sie vom Himmel fallen?
Ein Polizist ist in der Nacht vom 7. August 1994 mit seinem Auto in der Kleinstadt Oakville unterwegs, im äußersten Nordwesten der USA. Es regnet, aber als er die Scheibenwischer anstellt, entfernt er keine Regentropfen, sondern verschmiert eine gelartige Masse auf dem Glas.
Denn es ist kein gewöhnlicher Schauer. Was in der Stadt und über dem Farmhaus von Sunny Barclift vom Himmel auf die Erde fällt, versetzt die knapp 700 Einwohner in Aufruhr. Durchsichtige Gel-Klumpen, so klein wie Reiskörner, platschen herunter. Gleich sechsmal innerhalb von drei Wochen ist das der Fall.
Bei Kontakt Tod?
Am nächsten Tag fühlen sich der Polizist, Sunny Barclift und alle, die die seltsame Substanz berührten, angeschlagen. Sie sind müde, sehen schlecht und können schwer atmen – manche angeblich über drei Monate hinweg.
Die Mutter der Farmerin klagt über Schwindelgefühle und Übelkeit. Die Familie vermutet einen Zusammenhang zwischen den Symptomen und dem Gel vom Himmel. Doch als die Mutter im Krankenhaus untersucht wird, zweifelt der Arzt daran. Seine Diagnose lautet schlicht: Innenohrentzündung.
Aber das ist noch nicht alles. Barclifts Katze fällt tot um, sie war ebenfalls mit den Gel-Klumpen in Kontakt gekommen. Auch andere Hunde und Katzen in der Gegend sterben plötzlich.
Tierärzte versuchen, die Todesfälle mit natürlichen Ursachen zu erklären. Angeblich kämpfte Barclifts Katze schon länger mit starken Darmproblemen. Ist die Masse also doch harmlos und alles ist nur ein eigenartiger Zufall?
Was wirklich vom Himmel regnet
Doch so leicht gibt Sunny Barclift nicht auf. Was ist da auf ihr Farmhaus gefallen? Sie bringt Proben des Gels zu verschiedenen Stellen, um sie untersuchen zu lassen. Die erste bekommt das örtliche Krankenhaus.
Labortechniker entdecken menschliche weiße Blutkörperchen in der Masse. Der verantwortliche Mediziner spekuliert daraufhin über die Herkunft der Gel-Klumpen: Er glaubt, es ist flüssiger Abfall aus einer Flugzeugtoilette.
Da solche Flüssigkeiten jedoch normalerweise blau sind, widerspricht die US-Bundesluftfahrtbehörde der Theorie. Das würde auch nicht die Menge erklären.
Barclifts zweite Probe landet bei einer Behörde, die gefährliche Stoffe untersucht.
Auch hier findet man weiße Blutkörperchen, allerdings ohne Zellkerne. Menschliche Zellen enthalten aber Zellkerne. Stammen die Substanzen also nicht von Menschen? Zwei so unterschiedliche Testergebnisse veranlassen Barclift dazu, eine dritte Probe testen zu lassen. Sie bringt Gel-Masse Nummer drei zu einem Experten ins Umweltministerium.
Geheime Testversuche des Militärs
Dieser entdeckt zwei verschiedene Bakterien-Arten in der Substanz, eine davon soll im menschlichen Verdauungssystem vorkommen. Er geht davon aus, dass die Masse künstlich hergestellt wurde und dazu dient, Viren und Bakterien zu transportieren.
Doch dann verschwinden die Gel-Proben auf mysteriöse Weise. Der Forscher meldet den Diebstahl seinem Vorgesetzten. Doch dieser bittet ihn eindringlich, keine weiteren Fragen zu stellen. Für Barclift fügen sich jetzt die Puzzleteile zusammen. Denn sie erinnert sich wie auch viele andere Anwohner an schwarze Militärflugzeuge, die vor und nach den Gel-Niederschlägen langsam über die Gegend von Oakville flogen.
Könnte es sich um geheime Tests des Militärs gehandelt haben, bei denen biologische Waffen ausprobiert wurden – auf Kosten der Bevölkerung? Einen Beweis dafür gibt es allerdings nicht.
Die Quallen-Theorie
Die Gel-Proben sind allesamt verschwunden und können nicht mehr untersucht werden. Doch es ranken sich wilde Vermutungen um ihre Zusammensetzung. Manche gehen sogar davon aus, dass die Substanz lebendig gewesen ist.
Andere Einwohner der Stadt spekulieren über eine andere Theorie, um das Gel zu erklären. Das Militär spielt aber auch hierbei eine Rolle – ebenso wie Quallen. Nur 80 Kilometer von Oakville entfernt testet das Militär von Zeit zu Zeit Bomben im Pazifik.
Womöglich sind einige Sprengladungen in einer Schar von Quallen explodiert. Durch die Wucht könnten die Quallenteile in die Luft gewirbelt worden und später zusammen mit Regen vom Himmel gefallen sein.
Wissenschaftler halten diese These zwar für wenig wahrscheinlich, aber die Betreiber einer Kneipe in Oakville glauben fest daran: Immerhin gibt es seit dem merkwürdigen Gelregen einen neuen Cocktail mit dem Namen "The Jellyfish" (deutsch: die Qualle).
Ob alles sich wirklich genauso zugetragen hat, ist heute umstritten. Vieles wurde offenbar später hinzugedichtet – zum Beispiel ist unklar, ob es den Polizisten und seine Scheibenwischer wirklich gegeben hat und ob die Bewohner der Stadt tatsächlich drei Monate lang krank waren.
Der mysteriöse Gel-Regen dagegen wird nicht angezweifelt. Um was es sich dabei wirklich handelte, wird womöglich nie aufgeklärt werden können.
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