Alle Fotos aus dem Weltraum sind gefälscht, glauben die Anhänger der "Flat Earth"-Theorie: Demnach ist die Erde keine Kugel, sondern eine flache Scheibe. Eine Eiswand soll verhindern, dass jemand herunterfällt oder die Meere überlaufen. Eine Verschwörung der Nasa und der Mächtigen der Welt sorgt angeblich dafür, dass niemand davon erfährt.
Die Erde ist nicht rund, sondern flach. Den Rand der Scheibe begrenzt eine Eiswand, die Antarktis. Der Himmel spannt sich wie eine Kuppel darüber. Die Planeten, die Sonne und der Mond befinden sich in nur 5.000 Kilometern Höhe über der Scheibe.
Was wie eine skurrile Erfindung aus einem Science-Fiction-Roman klingt, ist für die Anhänger der "Flat Earth"-Bewegung die einzige Wahrheit.
Die Vorstellung, die Erde sei flach, gehört zu den populärsten Verschwörungstheorien im Internet - und sie hat prominente Anhänger: NBA-Star Kyrie Irving beispielsweise ist davon nach eigener Aussage überzeugt.
Die "Flachwelt"-Anhänger und die Bibel
Die "Flachweltler" gehen davon aus, dass unsere Vorstellung der Welt völlig falsch ist. Sie ignorieren wissenschaftliche Erkenntnisse und erschaffen ihre eigene Wirklichkeit.
Ihr Weltbild sieht folgendermaßen aus: Die Erde bildet das Zentrum des Alls und bewegt sich in einer endlosen Spirale nach oben. Wegen dieser Aufwärtsbewegung landen Gegenstände auf dem Boden, wenn sie herunterfallen; eine Erdanziehungskraft existiert nach den Vorstellungen der "Flat Earth"-Anhänger nicht.
Des weiteren seien Mond- und Sonnenaufgang optische Täuschungen: Die Sonne wandert demnach in der Kuppel hin und her und beleuchtet wie ein Scheinwerfer jeweils nur einen kleinen Ausschnitt der Erdoberfläche.
Für viele ihrer Ideen berufen sich die "Flachweltler" auf die Bibel: An einigen Stellen gibt es dort Formulierungen, die auf eine flache Erde hinweisen könnten.
In Offenbarung 7.1 heißt es etwa, Engel würden an den "vier Ecken der Welt" stehen. Damit ist für die "Flat Earth"-Gläubigen klar: Gott hat die Erde als Scheibe geschaffen.
1881 hielt der englische Autor Samuel Rowbotham seine Theorie zu einer Erdscheibe im Buch "Zetetic Astronomy: Earth not a globe" fest. Nach seinem Tod gründeten seine Fans die "Universal Zetetic Society".
Wenige Jahre später übernahm die amerikanische "Christian Catholic Apostolic Church" Rowbothams Ideen. 1956 entstand in London schließlich die "International Flat Earth Society", die bis heute existiert.
Darüber diskutieren die "Flachweltler"
Die Gemeinschaft diskutiert auf ihrer Webseite, bei Facebook und in Foren eifrig über Detailfragen:
- Wie könne es sein, dass Wasser immer flach ist, wenn doch die Erde rund ist?
- Wieso sei es nicht möglich, die Erdkrümmung tatsächlich zu sehen? (Fotos des Erdballs sind für die "Flat Earth Society" und ihre Anhänger schlicht Fälschungen.)
- Warum bewegt sich die flache Erde in einer Spirale nach oben?
- Was befindet sich hinter der Eiswand am Rand der Erde?
- Wieso sind andere Planeten Kugeln, aber die Erde nicht?
Antworten bekommen sie womöglich beim zweiten "Flat Earth"-Kongress im August im kanadischen Edmonton. Einige hoffen auch auf die Fotos eines 61-jährigen Amerikaners: Dieser will laut der Nachrichtenagentur AP mit Hilfe einer selbst gebastelten Rakete 550 Meter hoch fliegen und Bilder aufnehmen. Sie sollen zeigen, dass die Erde wirklich eine Scheibe ist.
Die Wissenschaft widerspricht den "Flachwelt"-Thesen natürlich. Schon antike Gelehrte waren davon überzeugt, dass die Erde eine Kugel ist, so wie der Mathematiker Pythagoras vor 2.600 Jahren.
Platon oder Aristoteles zweifelten ebenso wenig daran wie Christoph Kolumbus oder Wissenschaftler der Neuzeit. Seit dem 16. Jahrhundert ist zudem klar, dass sich die Erde zusammen mit anderen Planeten um die Sonne dreht.
Die angeblichen Beweise der "Flat Earth Society" lassen sich einfach widerlegen. Die Webseite "Mimikama", die Falschmeldungen im Internet aufdeckt, räumt mit "Flachwelt"-Mythen auf; etwa mit der Behauptung, man könne die Erdkrümmung nicht erkennen.
Das ginge sehr wohl, wenn man weit genug von der Erdoberfläche weg sei. 2012 hätten schließlich Millionen Fernsehzuschauer die Erdkrümmung gesehen, als sie Felix Baumgartners Sprung aus 39 Kilometern Höhe zuschauten.
Wer hinter der Verschwörung stecken soll
Aber wer würde einen solch gewaltigen Aufwand betreiben, damit das Geheimnis der flachen Erde nicht ans Licht kommt? Die Verschwörungstheoretiker beschuldigen wahlweise die US-Weltraumbehörde Nasa, Regierungen oder geheime Gruppen.
Und deren Motivation? Die "Flat Earth Society" nennt einen ganz einfachen Grund: Die Wahrheit aus der Bibel solle verschleiert werden.
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