Naturkatastrophe, Wirtschaftskrise, Weltkrieg und das Erscheinen des dritten Anti-Christen: Nostradamus’ Prophezeiungen für das Jahr 2017 klingen gruselig. Angeblich lag Nostradamus mit seinen nebulösen Ankündigungen so oft richtig wie kein anderer Hellseher. Sind die Botschaften unmissverständlich?
"Der große, schamlose und dreiste Schreier wird der gewählte Gouverneur der Armee sein: Die Frechheit seiner Behauptungen. Die Brücken niedergerissen, die Stadt ohnmächtig vor Angst." Wer anders kann damit gemeint sein als US-Präsident
Für die Anhänger des französischen Sehers Nostradamus ist klar: Der Mann hat im 16. Jahrhundert den weiteren Verlauf der Welt prophezeit – und in den Versen der Centurie III, Quatrain 81 auch den Wahlsieg von Trump.
Das Werk von Nostradamus
942 prophetische Vierzeiler hat der französische Apotheker Michel de Nostredame alias Nostradamus hinterlassen. Jedes Jahr brachte er einen Almanach mit Prophezeiungen für das kommende Jahr heraus und veröffentlichte zudem das Buch "Les Propheties de M. Michel Nostradamus". Mit all dem sagte er angeblich die Zukunft bis ins Jahr 3797 voraus.
Schon zu Lebzeiten war der Wahrsager berühmt – und hat auch heute noch viele Anhänger. Sie glauben, dass er die Französische Revolution kommen sah, vor Hitlers Machtergreifung warnte, die Anschläge am 11. September 2001 und eben auch Trumps Wahlsieg vorhersagte. Jedenfalls, wenn man seine Verse dahingehend deutet.
Terror und Umwälzung: Vorhersagen für 2017
Aber was in diesem Jahr auf uns zu? 2017 droht der Menschheit laut Nostradamus Schlimmes. Es erwarten uns eine Naturkatastrophe, eine Seuche, politische Machtwechsel, ein Weltkrieg und ein royaler Skandal.
Worauf sich das alles bezieht und wie man es interpretiert – das ist Auslegungssache. Womöglich steht der ganzen Welt eine verheerende Dürre bevor, heißt es in einigen Deutungen. Einige Experten lesen in anderen Versen, dass sich das Volk in Nordkorea seinem Diktator widersetzen und ihn stürzen wird.
Dass die Weltwirtschaft vor einem Umbruch steht, könnte bedeuten, dass China die USA als Supermacht ablöst, spekulieren manche im Internet.
In Italien müssen die Menschen zittern, wenn Nostradamus Vorhersagen stimmen – und richtig interpretiert wurden: eine Seuche und eine erneute Finanzkrise könnten bevorstehen.
Der "dritte Anti-Christ" kommt an die Macht
2017 ist laut Nostradamus auch das Jahr, in dem "der dritte Anti-Christ" die Macht ergreift. Angeblich fallen er und seine Verbündeten über Europa her, zerstören mehrere Metropolen und rotten Ungläubige aus.
Vielleicht sind damit die Anschläge des IS gemeint, so die Spekulationen im Internet. Die Konflikte münden laut der Vorhersagen im dritten Weltkrieg, einem nuklearen Krieg.
Wenn die Deuter recht haben, könnte auch etwas Skurriles geschehen: Bei der britischen Königin werden Briefe eines geheimen Verehrers gefunden.
Eine weitere Vision sieht eine alte Weltmacht zerfallen. Damit könnten die USA mit Trump als Präsident gemeint sein, oder auch Großbritannien nach dem Brexit. Die Meinungen gehen hier weit auseinander.
Schwammige Formulierungen, viele Deutungen
Denn die Nostradamus-Vorhersagen sind nie klar und eindeutig: Die schwammigen Formulierungen müssen erst "richtig" übersetzt werden. Ob etwas stimmt oder nicht, hängt immer von der Perspektive des Deuters ab.
Was passt aus eigener Sicht am besten zu Geschehnissen in der Geschichte? Welche Ereignisse sind womöglich schon eingetroffen? Das bleibt oft offen. Es gibt zum Beispiel einen Vierzeiler, der von Nostradamus-Anhängern oft zitiert wird: "Vor dem Konflikt fällt die große Mauer, der Große wird sterben, stirbt zu unerwartet, Wehklagen."
Aber welche große Mauer meinte der Prophet? Die Berliner Mauer, den Eisernen Vorhang oder vielleicht die Chinesische Mauer? Die vagen Botschaften lassen großen Spielraum für Interpretationen.
Die angebliche Warnung vor der Machtergreifung Hitlers liest sich zum Beispiel so: "Vom tiefsten Teil Westeuropas, wird ein kleines Kind geboren zu armen Leuten, das verführen wird eine große Vielzahl durch seine Reden. Sein Ruf wird sich weiten, im Königreich des Ostens."
Kryptische Botschaften und ihre Aussagekraft
Bei der Deutung der Verse muss man außerdem beachten, dass die Menschen sie vor 460 Jahren vielleicht anders gelesen haben als heute. Bei den Übersetzungen aus dem Alt-Französischen kann zudem von der ursprünglichen Aussage viel verloren gehen.
Nostradamus’ kryptische Zeilen stecken zudem voller Metaphern, konkrete Namen und exakte Daten erwähnte er nicht. Die Nostradamus-Kenner glauben, das war genauso beabsichtigt. Denn der Seher fürchtete, wegen seiner hellseherischen Fähigkeiten verfolgt zu werden – und blieb deshalb lieber geheimnisvoll.
Oder Nostradamus formulierte so offen, weil er es nicht besser wusste? Der Wahrheitsgehalt seiner Prophezeiungen lässt sich sowieso erst überprüfen, wenn sie eingetroffen und entsprechend gedeutet worden sind – oder eben nicht.
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