Die Blauzungenkrankheit breitet sich nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) rasant in Deutschland aus und hat mittlerweile fast alle Bundesländer erreicht.

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Waren es in der letzten Augustwoche noch bundesweit 4.831 registrierte Fälle, liege die Zahl Mitte September bei 9.423 Fällen, die im Tierseucheninformationssystem (TSIS) registriert seien, davon 355 derzeit aktive Fälle.

Nach Angaben des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern breitet sich die Krankheit im Moment vor allem in den Schafbeständen weiter aus.

Welche Symptome treten bei der Blazungenkrankheit auf?

  • Die erkrankten Tiere - vor allem die Schafe - zeigen laut Fachleuten Symptome wie Lahmheit, Fieber, gestörtes Allgemeinbefinden mit verminderter Futter- und Wasseraufnahme, Nasenausfluss und vermehrten Speichelfluss.

Bei Schafen verursache die Blauzungenkrankheit schwere Krankheitserscheinungen und eine erhebliche Todesrate. Bei Rindern seien die Krankheitsverläufe milder, so Firnhaber. Zum Teil komme es jedoch zu langanhaltenden Klauenproblemen und Einbrüchen bei der Milchleistung. Wahrscheinlich führe die Blauzungenkrankheit sowohl bei Schafen als auch bei Rindern zu massiven Problemen in der Fruchtbarkeit. Für Menschen ist der Erreger nicht gefährlich. Der Name kommt daher, weil Zungen von erkrankten Schafen manchmal blau gefärbt sind.

"Es ist zu erwarten, dass die Infektionszahlen bis zum Winter weiter steigen", sagte Sabine Firnhaber, die Vizepräsidentin des Bauernverbandes MV und Schafzüchterin. Mit der Kälte im Winter werde das Infektionsgeschehen abebben, schätzte Firnhaber. Es sei aber zu erwarten, dass es im Frühjahr erneut aufflamme.

Deshalb rate der Bauernverband den Tierhaltern bei einem entsprechenden Eintragsrisiko auf jeden Fall zur Impfung. Die Impfung müssten die Tierhalter zum größten Teil selbst zahlen - die Kosten liegen im Durchschnitt bei etwa zehn Euro pro Tier. Die Tierseuchenkasse unterstützt die Impfung mit einem Euro pro Schaf und Ziege und 50 Cent pro Rind.

Welche Bundesländer am stärksten betroffen sind

Auf der Insel Sylt mussten aufgrund steigender Fälle einzelne Deichabschnitte gesperrt werden, um den Stress auf die ohnehin geschwächten Tiere zu verringern. Da mittlerweile auch Deichschäfereien betroffen seien, sei auf Abschnitten mit einer Länge von 15 Kilometern das Betreten verboten, teilte die Gemeinde Sylt mit.

Gemessen an den gemeldeten Infektionen seit Anfang des Jahres sind nach FLI-Angaben die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen mit jeweils fast 3.000 Fällen am stärksten betroffen, gefolgt von Schleswig-Holstein mit knapp 1.000 Fällen sowie Hessen und Baden-Württemberg mit jeweils knapp 700 Fällen. "Ein aktives Seuchengeschehen besteht derzeit vor allem in Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein", erklärte das FLI. (dpa/bearbeitet von tar)

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