Ein fetter Braten. Aber ein Vegetarier wird davor hungrig bleiben. Ähnlich geht es Wildbienen und anderen Insekten bei manchem Blühstreifen. Blume ist nicht gleich Blume, erläutern Wissenschaftler.

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Auf Balkonen und in Vorgärten sprießt es derzeit in allen Farben, in Gartencentern und Baumärkten greifen Kunden zu Blühmischungen - doch nicht alles, was bunt blüht, nährt heimische Insekten, mahnen Wissenschaftler. Ein Problem ist demnach die deutsche Gründlichkeit mit akkuraten Rasenflächen und unkrautfreien Grünanlagen. "Ein bisschen mehr Schlamperei täte der Sache nicht schlecht", sagt Gerhard Haszprunar, Direktor der Zoologischen Staatssammlung München und Generaldirektor der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns. "Es muss nicht immer alles picobello sein." Auch Kommunen und Kleingartenvereine müssten ihre Vorschriften anpassen. "Viele Bestimmungen sind absolut kontraproduktiv", so Haszprunar. "Lasst das Gift weg, hört auf, euren Rasen zu düngen und jede Woche zu mähen. Lasst es blühen."

Manche Wildbienen brauchen eine ganz bestimmte Blüte, wie Manfred Klein, Leiter des Agrar- und Waldbereichs beim Bundesamt für Naturschutz (BfN) erläutert. Von rund 560 Arten seien mehr als 41 Prozent in ihrem Bestand gefährdet. Gerade die allerschönsten Blumen bieten für Bienen und andere Insekten - mehr als 33 300 Arten sind in Deutschland bekannt - oft keine Nahrung. "Das sind häufig gefüllte Blüten, bei denen Staub- und teils auch Fruchtblätter zu Blütenblättern umgewandelt sind", sagt Andreas Fleischmann von der Botanischen Staatssammlung München.

Dahlien, Rosen, Garten-Chrysanthemen haben keine Staubblätter

Die meisten gezüchteten Dahlien, Rosen, Garten-Chrysanthemen und viele Tulpen und Narzissen hätten zugunsten ihres hübschen Aussehens zurückgebildete oder keine Staubblätter - und damit keine Pollen und keinen Nektar. "Wir reißen den Löwenzahn aus und pflanzen stattdessen eine gefüllte gelbe Dahlie. Weil wir das schön finden. Das hilft aber den Insekten nichts. Es ist, als würde man uns im Wirtshaus nur das Foto von einem Schweinsbraten vorsetzen", sagt Fleischmann. "Was die Leute heute oft als Natur empfinden, ist vom Menschen künstlich gestaltet."

Das Hauptproblem bleibt den Wissenschaftlern zufolge die intensive Landwirtschaft. Klein nennt Blühstreifen an Feldrändern "einen Tropfen auf den heißen Stein". Sie seien fast unnütz, wenn auf allen umgebenden Feldern weiter Pflanzenschutzmittel ausgebracht würden. "Was in der Breite fehlt, sind blütenreiche Wiesen und mehrjährige Brachflächen, auf denen drei oder fünf Jahre nichts passiert."

Aber auch der Konsument sei gefordert, sagt Haszprunar. "Es ist eine Frage breiter gesellschaftlicher Akzeptanz. Das muss sich jetzt verfestigen, damit es nicht ein Hype bleibt." Erst einmal geht es im Südwesten weiter: Am Sonntag beginnt in Baden-Württemberg die Unterschriftensammlung für das geplante Volksbegehren.

(dpa/fra)

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